José Ortega y Gasset, obzwar kaum beachtet im gegenwärtigen universitären Betrieb deutscher Landen, kann als Primus der Lebensphilosophie des 19. und 20. Jahrhunderts gelten. Ohne deren Prinzip, dem Leben in der Fülle seiner Erscheinungen zur Geltung zu verhelfen, aufgegeben zu haben, verabschiedet er sich von den dionysischen Überspannungen und den esoterischen Anwandlungen, welche der Lebensphilosophie seit ihren nietzscheanischen Anfängen innewohnt. Im Kern seines Denkens steht ein einziger Satz, in welchem sich eine umfassende Anthropologie verbirgt: „Ich bin ich und meine Umstände“. Mensch-Sein heißt demnach, in das Leben, in das je eigene, aber auch das soziale und kulturelle Sein verstrickt zu sein – Mensch-Sein heißt VerstricktSein. Dieser Seinsverstrickung will der Vortrag auf den Pfaden des spanischen Meisterdenkers nachgehen.