wh: ich ahnte schon lange, dass von dir epochales in physikalisch-medizinisch-mathematischer hinsicht zu erwarten ist,
worauf auch deine "oftigen" bisher noch unfertigen verknüpfungsversuche zwischen quantenwelten, hirnwelten, und götterwelten hindeuten, denn was schlicht noch-unbekannt ist, wird durch addition von unbekanntem-und-unwahrscheinlichen = bekannt (oder wenigstens "anzunehmen-bekannt")

Über diesen Passus habe nochmal nachgedacht. Abgesehen von dieser sublim, nahezu schon verächtlich angelegten Kritik, von mir Epochales zu „physikalisch-medizinisch-mathematischer“ Thematik erwartet zu haben, stellt sich damit die Frage, über welche Themen wir in diesem Forum ansonsten diskutieren sollten. Etwa die Standardfrage der Trivialphilosophie, was denn der Sinn des Lebens sei? Dafür gibt es beliebig andere Foren, wo man sich darüber die Köpfe heiß streitet. Oder sollten wir Philosophiegeschichte diskutieren und das bei Deiner Ablehnung althergebrachter Auctoritatas, wie Du es ausdrücktest.

Hier im Forum wollten wir auch nicht nur mehr oder weniger „sinnbefreit“ herumschwafeln, sondern uns einem offenen Themenkreis zuwenden, der aus vornehmlich philosophischer Sicht betrachtet gemeinsam erörtert wird. 

Gemeinsam heißt hier: Eine Handvoll aktiver List-Teilnehmende tauschen ihre Weltsichten aus und das in durchaus sehr divergent angelegter Eigenart. Letzteres ist wünschenswert, wird aber zum Problem, wenn sich Weltbilder diametral entgegenstehen und dadurch Diskussionen ideologisiert und damit letztlich blockiert werden.

Ich glaube sagen zu können, dass keiner von uns Aktiven hier den Anspruch resp. das Vermögen hat, „Epochales“ hinsichtlich des benannten naturwissenschaftlichen Themenfelds beizutragen; Einsteins sind eher ein Jahrhundertphänomen.

Mein persönliches Suchen nach „Brücken“ zwischen Natur- und Geisteswissenschaft bindet selbstredend zwei Wissensbereiche, die in Summe Grundlage für ein erneuertes philosophisches Denken (wie es Ingo hier angeregt hat) stehen kann.

Meine persönlichen Bemühungen, diese Brücken zunächst für meine Gedankenwelt zu konstruieren - und es sind ja notwendigerweise zunächst Konstrukte, genauer „Hirnkonstrukte“ - fließen doch unweigerlich in Gespräche, Diskussionen und daher auch hier in meine Philweb-Beiträge ein. Welch hinreichend mit dieser Thematik befasste Person, frage ich mich, könnte ernsthaft davon ausgehen, dass damit letztgültige Annahmen, Postulate etc. vorgelegt werden können. Wäre das zu dieser Zeit möglich, hätten aktuell Forschende längst die TOE (Theory of Everything) vorgestellt und den finalen Nobelpreis erhalten. Allein schon das noch offene Problem der Verbindung von QM mit Gravitation (Quantengravitation) zeigt, wie unvollständig die bislang bekannten Theorien noch sind.

Ich bin sicher, Du Waldemar, liest nichts in der Tiefe von Penrose, Susskind, Smolin, t`Hoft, Verlinde, Tegmark, D.Deutsch, Hossenfelder und vielen mehr, aber auch grenzwissenschaftlich etwa Capra, Wilber, Laszlo. 

Glaubst Du am Ende, ich würde mir mein aktuelles Wissen zu MINT und darüber hinausführende Themen aus den Fingern saugen und daher nur unfertiges Zeug hier posten? Ingo gibt immer wieder auch Hinweise auf aktuelle wissenschaftliche Literatur, die eigene Denkmuster bereichern, festigen oder auch korrigieren. Ich würde diese Forschenden hier gerne diskutieren und eben nach Brücken zu Geisteswissenschaften suchen, sowie gewisse Themen auch ohne Scheu vor Grenzwissenschaften betrachten. Das kann jedoch nicht gelingen, wenn schon beim ersten Anschein eines metaphysischen Bezugs Diskussionen blockiert werden.

Metaphysik scheint hier ein Reizthema zu sein, dabei ist es unabweisbar Teil der Philosophie. Metaphysik ist nicht gleich GOTT! - wo es hier schon darum geht, den Gottes-Begriff möglichst zu meiden, um eben dieses leidige Thema zu vermeiden. Eigentlich schade, denn hier gibt es ja fundamentale Defizite in der Theologie, wie von mir oft angeführt.

Die Grundfrage der Philosophie ist eben nicht die Trivialfrage nach dem Sinn des Lebens, sondern „warum ist etwas und vielmehr nicht nichts“. Das Etwas der physikalischen Lebenswelt ist mittlerweile hinreichend erforscht und erklärt, bei weitem jedoch nicht die Frage des WARUM und WOZU. Man muss diese Frage natürlich nicht stellen und wird sie nicht stellen, wenn man Materialist ist und sich mit den vorliegenden Erklärungen zum pur physio-chemischen Aufbau von Leben und Welt zufrieden gibt.

Ich jedenfalls gebe mich nicht damit zufrieden und wenn das einige andere Teilnehmende hier auch nicht sind, können wir weiter in diesem Forum diskutieren, ansonsten bin ich hier dann raus.


KJ