Hallo liebe Liste,
Sehr geehrte stille Mitleserinnen und Mitleser,

da vergleichbare Themen hier bereits behandelt wurden, nehme ich es mal wieder auf, indem ich ein Zitat bringe:
"Keine Religion lässt sich ohne diese Erwartung verstehen: dass eine höhere Macht dem Menschen eine Kraft gibt, mit deren Hilfe er mit schweren Lebenssituationen fertig wird, über sich hinauswächst, Hoffnung fasst. Religion ist kein philosophisches Lehrgebäude, an dessen Inhalte man glauben muss, sondern hat etwas zu tun mit den Grundfragen unseres Lebens. Mit unserem Streben nach einem erfüllten Leben, nach Glück, auch mit unserer Fehlbarkeit und dass wir unser Leben nicht in der Hand haben."
(taz, „Vielleicht gibt es Gott ja doch“, Jan Feddersen im Interview mit Detlef Pollack)

Ich finde an dieser Aussage exakt drei Dinge interesant:
1. Sie stammt von einer Person, die selbst nicht religiös zu sein scheint, die die Frage, ob sie an einen Gott glaubt, klar und eindeutig mit "Nein" beantwortet.
2. Die Unterscheidung zwischen einem philosophischen Lehrgebäude und Religion. Insbesondere das unterstrichen wird, dass man an die Inhalte eines philosophischen Lehrgebäudes glauben muss.
3. Dass es in der Religion um die "Grundfragen unseres Lebens" gehe.

Ich weiß nicht, ob ich es so interpretieren darf, aber im folgenden Frage-Antwort-Paar spezifiziert Hr. Pollack dann, indem er auf die Hoffnung auf ein "Afterlife" abhebt.
Das mag durch die Formulierung der Frage begründet sein, dort festgestellt, dass viele Ungläubige das Leben selbst als Sinn des Lebens sähen.

Das erscheint mir eien relativ christliche Auffassung von Religion zu bedeuten. In anderen Religionen, z. B. Shitoismus, ist die Frage nach dem Afterlife eher eine Nebensache. Es gibt sogar Religionen, die diese Frage im Grunde verneint haben sollen.
Jedoch gibt es auch westliche Denker "der anderen Seite", die es ähnlich gesehen haben. Zum Beispiel wird von Russell behauptet, er habe Religion in erster Linie als eine Folge menschlicher Todesangst gesehen und auch einige Stellen des "Mythos des Sisyphos" (von Camus) lesen sich so, als sei "das Absurde" eben auch ein Bewusstsein des Todes des Individuums, bzw. verallgemeinert als seine Endlichkeit, nicht bloß als ein Mangel an höheren Sinn.

Wie sieht es die Liste?

MfG,

Der, wie immer, Ratlose.

P.S:. Ich hoffe, ihr seid alle gut ins neue Jahr gekommen und wünsche euch alles Gute.