Ingo, Das Stilleben zeigt einen Ausschnitt, bei dem das davor und danach weggelassen wird und das deshalb ohne Bewegung vollständig ist. Aber es zeigt nicht das, was wir unter Leben verstehen, nämlich eine Folge von Erlebnissen, was die Möglichkeit eines Nacheinanders voraussetzt.
Ist das nicht bei einem Mechanismus ähnlich, wenn man darunter etwa eine in der Regel menschengemachte Vorrichtung versteht, die verschiedene vorhersehbare Zustände durchlaufen kann?

Claus


Am 19. August 2024 18:18:25 MESZ schrieb "Ingo Tessmann über PhilWeb" <philweb@lists.philo.at>:


Am 19.08.2024 um 14:59 schrieb Claus Zimmermann über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:

Wie könnte man sich Leben im Gegensatz zu Stilleben ohne die Möglichkeit eines Nacheinanders vorstellen? Oder positiv und vielleicht etwas hochtrabend ausgedrückt: es muss sich im Modus der Zeitlichkeit vollziehen. Wenn es ein Ende hat, wäre eine Sanduhr das bessere Bild dafür als ein kreisender Zeiger bei aller Periodizität z.B. der Jahreszeiten und Steuererklärungen.

Moin Claus, 

Organismen ohne die Möglichkeit eines Nacheinanders scheint es nicht zu geben. Aber wären derartige Mechanismen denkbar? Ich denke dabei gerade an die Äquivalenz von Iterationen und Rekursionen. Und gemäß Ergodensatz gleichen sich Schar- und Zeitmittel, d.h. der instantane Mittelwert einer Vielzahl von Teilchen entspricht dem zeitlichen Mittelwert eines einzelnen Teilchens. Und wie steht es um die instantanen Korrelationen verschränkter Teilchen oder solchen bei Phasenübergängen? Zudem ist die von Wheeler / de Witt auf das Universum verallgemeinerte Schrödinger-Gleichung zeitlos. Ist der Zusammenhang von Leben und Zeit vielleicht so innig wie der zwischen Energie und Zeit? 

IT