Am 31.08.2025 um 04:28 schrieb Karl Janssen über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:

Diese Ganzheit ist aus irdischer Perspektive nicht als Wahrheit erkennbar und somit von Menschen nicht beweisbar. Wer nun (einen) Gott als diese Ganzheit, als die Wahrheit annimmt, wird diesen nicht beweisen können. Es bleibt nur das Gefühl von Allheit, oder eben von Allgeborgenheit. Wer sich ihr anvertraut, kann auf diesbezüglich unzählige Meinungen, Deutungen verzichten, eben im Vertrauen auf göttliche Allgeborgenheit. „Solo Dios basta“ (Teresa v. Avila).

Moin Karl, 

Thoman Mann schrieb von Allsymphatie, Albert Einstein von kosmischer Religiosität und Kurt Gödel bewies Gott als positive Universalsubstanz. Aber könnten sich Gläubige in ihr geborgen fühlen? Gödel ging es womöglich so. Und Einstein fühlte sich im Kosmos aufgehoben. Beide verstanden es, Fühlen und Denken auch explizit zusammenzubringen. Implizit in der Lebenswelt sind beide stets innig verwoben, ebenso wie Wahrheit und Lüge. 

Philosophierende sollten es besser machen und nicht einfach von „Gott", „Wahrheit" oder „Geborgenheit" schreiben, wenn sie sich bloß auf ein Gefühl beziehen. Denn wer soll das verstehen? Babys werden aufgehoben und fühlen sich beim Stillen an Muttis Brust geborgen. Zuvor hatten sie hungrig danach geschrien. „Sie war eine Göttin für mich“, sang einst Udo Lindenberg. So fühlen Verliebte. Der Song gehört bis heute zu meinen Lieblingsliedern. In der Pubertät wurden die Mädels auch für mich zu Engeln oder Göttinnen. Liebeshormone oder Drogenrausch vermitteln Allgeborgenheit. Aber warum daraus eine Ideologie machen anstatt sie schlicht zu genießen? Weil Menschen zum Ritualisieren und Ideologisieren neigen?  

Warum nicht zur Verminderung von Missverständnissen zwischen gefühlter Wahrhaftigkeit und bewiesener Wahrheit unterscheiden? Wobei Gefühle schwanken und manipulierbar sind wie die Meinungen, die auf sie bezogen oder bloß nachgeplappert werden. Beweise hängen von der Logik ab, die wiederum in philosophische und mathematische unterteilt wird. Sie haben nachvollziehbar, d.h. regelgemäß, schrittweise, lückenlos und zirkelfrei zu sein. Aber wie steht es um die Alltagslogik im sog. gesunden Menschenverstand? Und was hat es mit Kapitallogik oder Technologie auf sich? Fragen über Fragen … 

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