Lieber Ingo,

danke für Deine wie immer hilfreichen Anregungen!

Selbstkonsistenz, offene Mengen, noch nicht definierte Randbedingungen, Handlungstheorie…

Zu letzterer gibt es ja die enactivism Theorie in den Neurowissenschaften, die von Akteuren spricht. Aber da ist zu viel Varela- und Maturana-Geschwurbel dabei, mit dessen Hilfe Unerklärliches in „Emergenz“ umbenannt wird, was dann wiederum angeblich erklärend und sogar selbsterklärend sein soll. Wiki:

The introduction of the term enaction in this context is attributed to  Francisco VarelaEvan Thompson, and Eleanor Rosch in The Embodied Mind (1991).

Viele Grüße,

Thomas


Am 03.09.2025 um 15:09 schrieb Ingo Tessmann über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:


Am 03.09.2025 um 06:15 schrieb Dr. Dr. Thomas Fröhlich über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:

Wahrheit ist nach meinem Ansatz das jeweilige Innen einer Interaktion, ihre Geltung ist auf diese Interaktion und alle weiteren Interaktionen, in die diese Inteaktion eingebunden ist beschränkt, bzw. sie entsteht zeitweilig aus dieser und diesen. Sie ist zwingend kontextuell, beinhaltet die Perspektiven der an der Interaktion Beteiligten.

Wie könnte Deine metaphorische Phänomenologie sozialphilosophisch angenähert werden? Du lägst zwischen gefühlter Wahrhaftigkeit und bewiesener Wahrheit bzw. zwischen Intuition und Kalkül und wärst nicht weit entfernt von Konsens- und Handlungstheorie.

Ihr allgemeingültiges Strukturprinzip allerdings kann benannt werden, es ist das "miteinander zu einem dem Grunde nach möglichen Gemeinsamen hin Handeln“, somit das Prinzip möglicher Verbundenheit und Einigung, möglicher Konvergenz, Synergie, communio, Liebe und was der Ausdrücke und Bilder mehr sind.

Der strukturellen entspräche die kosmische wie die organismische wie die soziale Selbstkonsistenz.  

Ganzheit, das als Letztes umfasst immer das Verwirklichte und das Ermöglichende, wobei das Konzept von Mengen, die aus finiten Elementen gebildet werden nur für das Verwirklichte, Artikulierte, manifest Gewordene greift. Möglichkeine haben keine scharfen Ränder, sie laufen ja auf noch nicht klar sichtbare / vorwegzunehmende Interaktionen hinaus, die wiederum zufällige Assoziationen von ermöglichenden Quellen zur Voraussetzung haben. Daher haben Ganzheiten stets einen „imaginären“ Anteil, wie im hier ausführlich und sehr hilfreich diskutierten Bild der semantischen Achse beschrieben.

Das „Konzept von Mengen, die aus finiten Elementen gebildet werden“ wird in der Topologie der Umgebungen ja durch offene Mengen erweitert. Naturphilosophisch entsprächen den unscharfen Rändern die noch undefinierten Anfangs/Randbedingungen der Verlaufsgesetze. Die unendlich vielen möglichen Lösungen physikalischer Sätze werden erst eindeutig verwirklicht durch die jeweiligen Einschränkungen — vom Labor bis zum Urknall.

IT






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