Karl Janssen über PhilWeb schrieb:

Offen gesagt, habe ich mir zu keiner Zeit große Gedanken darüber angestellt, welche Auslegungen hinsichtlich des Ideologiebegriffs möglich sind bzw. allgemein üblich sind. Wir beide, Joseph, unterscheiden uns bezogen auf Wortgebrauch und Satzgestaltung insoweit wesentlich, als Du diese offensichtlich exakt gemäß einer wortwörtlichen Auslegung bewertest, ganz im Sinne von Wittgensteins „Sprachlogik“, wie sie sich im Tractatus abbildet; ich hingegen Sprache in Wort und Schrift eher intuitiv und hoffentlich hinreichend gemäß orthographischer wie grammatikalischer Regeln umsetze.

Auch ich stimme Wittgenstein zu, dass sich das Wesen unserer Lebenswelt in der sprachlichen Grammatik widerspiegelt und somit Wort- und Satzbildungen dazu dienen bzw. verwendet werden, dem Gegenüber eine subjektiv angelegte Semantik zu vermitteln, schlimmstenfalls rhetorisch aufzuzwingen. Gegen derartigen Zwang wendest Du Dich zurecht und stets auf’s Neue. Das bedeutet aber nicht, dass entsprechend grammatische Satzformen grundsätzlich falsch sind, nur weil sie die Meinung eines Gesprächspartners darstellen. Allerdings können solche Wort- bzw. Satzbildungen mit diesbezüglich anderen kollidieren, die in gleicher Intention und Art ausgeführt sind.



das braucht keine verkomplizierungen ...

- "ideologie" ist ALLES, das (vermeintlich) aktiv oder passiv gefundene "wahrheiten/richtigkeiten" zu als mehr oder weniger als ABSOLUT gesetzten grundlagen weiteren denkens und/oder tuns setzt,
insofern sind wir rein physisch und daher auch psychisch von ideologien durchdrungen

- beispiel einer physischen ideologie: eine ominöse "schwerkraft" bedingt als "vor-urteil" die konstruktion unserer beine, beingelenke, und füße, und das bedingt als davon abgeleitete psychische reflexe-ideologie unser
erleben von aufrecht-stehen können, entfernungenerleben usw, was wiederum unser nachdenken darüber ideologisch bis in feinheiten hinein prägt, was ist "bewegung"?, was "entfernung"?, was "zeit"?, usw (so kommt eine
vermeintliche "wahrheit" an die nächste, bis hin zum ideologisch geschlossenen weltbild)

- 1+1=2: reine ideologie, die nur innerhalb einer bestimmten art von mathe-großideologie gilt, zeitpfeil: eine der lebensgrundlagen-ideologien, die angeblichen "farben" der dinge: physisch-ideologische verkennung der sache, dass
em-strahlung farblos ist, die durch unsere augensensoren verursacht wird = die farbigkeit steckt in den netzhaut-pigmenten, nicht in der von außen kommenden strahlung ( = durch rosa brille betrachtet, ist alles rosa)

- zu massen-gefährlichen ideologien können alle jene werden, die sich auf soziales, politisches, das gemeinwesen usw rational zu beziehen meinen, (1) zb alle solche, die rein sprachlich auf "...ismus" zu enden pflegen,
dazu (2) kommt die immer noch bei weitem größte gruppe ideologien: die animistisch-basierten, zb religiösen, esoterischen etc

vermeintlich gefundene "richtigkeiten" führen über dann "vor-urteile" zu komplexeren konstrukten "ideologien", und besonders letztere vergiften dann als vermeintliche immer-richtig-allroundtools die welt, das denken, das überlegen usw,
und lassen insbesondere auch keinen freien platz mehr für "anderes" zb denken (selbstbestätigungsfunktion der ideologien)

„Viele Wege führen nach Rom“ und natürlich gibt es mehr oder weniger optimierte Wege, was nichts anderes heißt, dass es viele Möglichkeiten gibt, einen Sachverhalt bzw. eine Gegenständlichkeit sprachlich auszudrücken.

Wenn es jedoch bei der Wort-/Satzgestaltung um die Darlegung eines Prinzips insbes. der Ethik oder in diesem Fall dem Ideal resp. der Idee als Prinzip geht, dann kann das nicht zu einer Kollision führen, da selbstredend derartig grammatische Sätze sich Wort- bzw. Sprachspielen entziehen; sie haben in diesem Sinn keine Funktion, denn sie bewegen sich außerhalb von Verifikation oder Falsifikation, es kann in Bezug auf sie keine Meinungsverschiedenheiten  geben; dieses unbeschadet dem Umstand, dass sich nicht jeder daran halten wird.

„Wortglauberei“ an sich, also die bewusst kleinliche Auslegung von Wort- und Satzgestaltung läuft Gefahr, den vom Gesprächspartner intendierten Bedeutungsinhalt einer Aussage, die sich oftmals in einem übertragenen Sinn und zumeist mit einiger Redundanz ausdrückt, nicht erkennen zu können resp. zu wollen.

Insoweit also bisweilen in einer Diskussion „grammatische Sätze“ vorgebracht werdendie zwar per (Wittgensteins) Definition inhaltsleer sind, kann man dennoch mit gutem Willen darüber hinwegsehen, wenn es nicht gerade um einen zu zensierenden Schulaufsatz geht :-)


Bester Gruß an Dich und in die Runde! - Karl


PS: Vielleicht gibt es hier in Philweb Lehrkräfte, die  zu diesem Thema (nicht jetzt Unvollständigkeit, sondern Wort-/Satzgestaltung) etwas beitragen könnten. Wäre so wünschenswert, auch mal von anderer Seite Meinungen oder einfach nur eine Stellungnahme zu vernehmen. Wenn ich als Ingenieur darüber schreibe, könnte es dem Umstand gleichkommen, wenn Farbblinde von der Farbe sprechen.



auch unsere sprachen des redens, schreibens und die sprache des denkens basieren auf ideologischen konzepten, physisch: wir können nur sprechen+singen, was unsere atem- und kopf- anatomischen "vor-urteile"  = hardware-ideologien
hergeben, und denkend unterliegen wir unseren ua welterlebens-ideologien (zb dass "gestern" "übermorgen" nicht wiederkehrt)

um allem ideologischen möglichst zu entgegehen, sollte man sich im denken, reden, und auch im tun möglichst von allen für-wahr-haltungen verabschieden, und den wahrscheinlichkeits-begriff einführen und nutzen,
der auch den natürlichen abläufen 1:1 entspricht (auch die natur ist immer nur "ungefähr", und das ist genau ihre stärke, immer erst während aktualem ww redet sie kurzzeitig tacheles)

wh.

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