Am 23.11.23 um 01:18 schrieb Karl Janssen über PhilWeb:
> Irgendwie vom „Buridanschen Esel“ auf verschlungenen Denkpfaden
auf mich gekommen, erscheint Dir die Fremdbezeichnung "Emanationist"
auf mich gemünzt zu sein und ich zudem als bekennender Katholik,
mich angesichts eines vermuteten Zwiespalts zwischen christlicher
Schöpfungslehre und naturwissenschaftlichen Theorien zur
Weltentstehung, der Häresie schuldig machen könnte :-)
Ich gestehe, ich habe mich geirrt. Wenn du die Fremdbezeichnung
nicht annimmst, kann ich für dich das Wort nicht mehr sagen. Es
schien mir nur so, weil ich nicht alles genau in Erinnerung habe,
also doch reiner Schöpfungs-Selbstbezeichner. Der Unterschied ist
bekannt: Ein Emationist stützt sich auf Metaphysik, von dir habe ich
das auch gehört, zumindest teilweise, also bist du doch teilweise
auf der Seite des Emanation. Obwohl viele Personen eine
misstrauische Haltung gegenüber Metaphysik haben, können
Glaubenssachen, Vermutungen und vieles mehr ihr nicht angehängt
werden. Die Metaphysiker lassen sich überzeugen, so wie die
Wissenschaftler, obwohl ihre Sache auf verschlungenen Pfaden geht,
und keine Einigkeit bei ihnen ist. Es ist trotzdem ein krasser
Unterschied zwischen dem was mit dem Wort "Metaphysik" gedacht
werden soll, und dem, was mit dem Wort "Religion" gedacht werden
soll, das habe ich schon geschrieben. Wenn du aber auf der Seite der
Religion bist, standst du vor vielen Möglichkeiten (Wahl, Freiheit,
Zufall, Entscheidung usw.) als du eine davon auswähltest. Wegen der
Auswahl kannst du zwar noch Gemeinsamkeiten mit den anderen denken,
aber eine Koordinierung mit den vielen ist schwer. Ein
Außenstehender kann zu allen sagen: "Koordiniert euch mal, und dann
reden wir weiter." Und "Wendet Wörter auf euch an wie Deismus oder
Theismus, oder andere, und schaut zu, ob ihr klar mit euren
Obrigkeiten werdet." Aber wenn eine Person auf einem vorgezeichneten
Sonderweg ging, und noch zusätzlich persönliche Elemente von anderen
Bereichen hinzu fügte, macht er sich gewollt oder ungewollt für den
Außenstehenden nicht besonders verständlich, auch wenn er lange
spricht, und seinen Glauben darlegt. Es ist dann ziemlich egal von
wo er die Elemente nimmt oder nahm, um zu seinem Denken, Meinen,
Glauben, seiner Überzeugung zu kommen. Er könnte ein Buch dazu
schreiben, um dann zu hoffen, dass die anderen diesem zustimmen.
Aber wie viele lesen über Tausend Seiten und stimmen allen Seiten
(Wörtern, Sätzen, Texten) zu. So etwas kommt in einem anderen
Bereich wirklich vor, wenn ein Musikinterpret seinen Part ohne Noten
spielt.
> Nun, es gibt, wie ich nachfolgend - wieder einmal - zeigen
möchte, bei mir keinen Zwiespalt, kein Unentschieden sein zwischen
metaphorisch biblischer Schöpfungserzählung und dementsprechender
naturwissenschaftlicher Sicht, denn es gilt diese sinnvoll ihrem
jeweiligen Bereich zuzuordnen.
Das wären nur zwei Sachen, aber es gibt viel mehr davon, nicht nur
Wissenschaft, auch Metaphysik, Astrologie, Esoterik, alles kann
hinzugefügt werden, und doch kann jeder sagen: Bei mir gibt es
keinen Zwiespalt.
> Wäre ich also „Emanationist“, würde dies meiner Vorstellung
eines primordialen kosmischen Prinzips entgegen stehen, wonach
selbst ein (wie auch immer zu denkendes, resp. zu erklärendes)
unendlich zyklisch aufeinanderfolgendes Universum einen Anfang
(einer Ur-Idee, resp. aus einem Ur-Sprung folgend) gehabt haben
muss; Dieses unbenommen der verschiedenen Theorien, seien es „Big
Bang“ oder „Big Bounce“ (als ebenso mit einem Big Bang erfolgenden
Beginn einer Expansionsperiode).
Ob das dann eine Ausrede ist, kann ich nicht berechnen, es müsste KI
herbei, um das herauszufinden.
> Da es kein Bild, geschweige denn ein Wissen von Gott geben
kann, bliebe nur der Glaube an einen solchen, allenfalls gestützt
durch biblisch verbriefte Offenbarungen.
Nicht nur biblische, auch noch geschichtlich entstandene.
Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Sch%C3%B6pfung
dort:
"Wenn schon Schöpfung, dann Gott. Egal ob die Schöpfung sich
gemäß Katholiken fortsetzt oder nicht."
> ... "gestützt durch" ...
das Willkürliche oder Geschichtliche, oder sogar das Willkürliche
der Geschichte. Eine Analogie wäre zum Naturalismus zu bemerken.
> Versuch, eine Brücke zwischen Natur- und Geisteswissenschaft
und damit der Metaphysik zu schlagen:
Geist, Theorie (wie Ingo T. ihn benennt) als unbestreitbar
immaterielles, verursachendes Agens, kann m.E, durch nichts anderes
als durch materielose Teilchen (Photonen) getragen sein. Somit sind
Information tragende Felder grundsätzliche Voraussetzung (eben
„building Blocks“) für alles kosmische Leben. Dieses insoweit, als
nun diese Felder interagieren, damit zu Kohärenzen (Potentia) führen
und sich entsprechend ihres materiellen Umfeldes per Dekohärenz
verkörpern (anima forma corporis).
Gerade im folgenden Absatz zeigte sich, dass zumindest ein Teil
der Katholiken-Obrigkeit unnachgiebig gegen die Vermutung ist,
dass auch die geistigen Dinge nicht aus der göttlichen Substanz
ausflossen:
Das Erste Vatikanische Konzil verurteilte 1870 in der
Dogmatischen Konstitution „Dei Filius“ jede Art von
Emanationslehre: „Wer sagt, die endlichen Dinge – sowohl die
körperlichen als auch die geistigen oder wenigstens die geistigen
– seien aus der göttlichen Substanz ausgeflossen, […] der sei mit
dem Anathema belegt.“[46]
(https://de.wikipedia.org/wiki/Emanation_(Philosophie)
Ob Mathematik aus der göttlichen Substanz ausfloss, könnte Ingo
vielleicht sagen.
Dass es andere gibt, die das so nicht sagen, das nehme ich als
gegeben an, und doch könnten gerade diejenigen, welche die gleiche
Selbstbezeichnung wählen, versuchen, einig zu werden, und die
andersdenkenden nicht auszuschließen.
> Da ist kein (Resonanz-)Raum für stupide einseitige Emanation
und allein schon aus dieser meiner Erkenntnis heraus, kann ich -
wie gesagt - kein „Emanationist" sein.
Mir ist bekannt, dass bei dir kein Raum für "eine stupiden
Emanation" ist, aber mindestens ein kleiner Raum für die restliche
nicht stupide Emanation, die Teil der Metaphysik ist. Und doch
will ich dich nicht mit der Fremdbezeichnung belegen.
> in moderner Sprache zum Punkt: Die
einen fühlen ihn, die anderen nicht. Für letztere kann es ihn
definitiv nicht geben, da ihnen der Zugang auf dem Wege der
Kohärenzbildung verbaut ist. Sie vermögen es schlichtweg nicht, in
Einklang mit diesem „göttlichen“ Feld zu kommen, bzw. sie
versuchen es gar nicht erst.
Damit sind die Personen eingeteilt: Auf
der anderen sind die Zugangsfähigen, auf der anderen die
Zugangsunfähigen. Diese Haltung kann eine Aschenputtelhaltung zur
Folge haben, und auch ein gewisses Mitleid gegenüber den
Zugangsunfähigen. Geht der folgende Satz in diese Richtung? "Selig
die Armen im Geiste".
Mir ist jetzt einiges klarer geworden,
und ich nehme an, dein Denken ein wenig besser zu verstehen. Wenn
ich dies weiter versuchen würde, müsste ich weitere der Elemente
zur Kenntnis nehmen, die nichts mit Schöpfung oder Gottesglaube zu
tun haben, die du zu deinen Überzeugungen ausgewählt und hinzufügt
hast, und es würden andere Fragen dazu entstehen.
JH