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Am 21.04.2023 um 12:00 schrieb Ingo Tessmann über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:


Teilhard starb im gleichen Jahr wie Einstein und hätte sich mit den beiden phyisalischen Grundlagentheorien ebenso vertraut machen können wie Penrose. Aber Teilhard war halt Jesuit und Paläoontologe und kein herausragender Mathematiker. Und so war Teilhard bloß evolutionärer Christologe und kein bahnbrechender mathematischer Physiker. Für mich zeigt sich daran, wie Religion den Horizont beschränkt und deshalb aus der Wissenschaft herausgehalten bzw. indeologikritisch aus ihr herausgefiltert werden sollte.  

Moin Ingo,

glaubst  Du wirklich, die Welt würde nur am Wesen der Mathematik genesen, diese obendrein lediglich als Hilfswissenschaft geltend?

Du setzt Penrose und nun sogar Einstein als Maßstab, bezogen auf ein Verständnis von Mathematik und Physik, das für diese beiden Genies nahezu ein Alleinstellungsmerkmal ist; wie kann man absurderweise  diesem Wissen jenes eines an Naturwissenschaft interessierten Theologen und Paläontologen gleichsetzen?

...
Warum müssen zwei Substanzen als gegenseitig in Wechselwirkung verbunden gedacht werden? Mir reicht es, den Geist als der Materie inhärent anzunehmen, gleichsam als ihre Feinstruktur, die weitgehend mathematisch beschreibbar ist. 

Nun, wenn Dir das reicht ist‘s doch für Dich so in Ordnung. Mir könnte diese Annahme ebenso reichen, würde sie nicht fundamental der Realität entgegenstehen. 

Geist als mathematisch beschreibbare Feinstruktur von Materie? Diese These steht „religiösem Gescheibe“ in nichts nach. Vielmehr gilt, wenn sich Geist manifestieren will, muss er mit Materie wechselwirken. Das ist eine ebenso verwegene Aussage, die niemals von Materialisten akzeptiert werden kann, da ihnen diesbezügliches Verständnis fehlt. 

Die Lebenswelt ist nicht nur ein Gerippe formaler mathematischer Strukturen, sondern eine emergente Ganzheit, die niemals mathematisch abgebildet resp. beschrieben werden  kann. Du solltest hierzu Penrose‘ „The Emperors New Mind“ lesen!

Ganzheitliche vs auf Formalismen reduzierte Weltbilder werden sich solange diametral entgegen stehen, bis auch der letzte verbliebene positivistisch verblendete Mensch einsehen muss, dass Geist nicht der Materie gleichzusetzen ist.

Soweit für den Augenblick von unterwegs...

Bester Gruß! - Karl

PS: der letzte Absatz dieser Deiner Mail führt uns in andere Gefilde als die immergleichwn Dispute bezogen auf Metaphysik oder gar Religion. Dazu ist doch wirklich alles schon hier geschrieben worden; warum nur immer wieder diese reflexartigen Ausfälle, wenn ein Thema auch nur ansatzweise  in diese Richtung läuft?

Ich störe mich doch nicht an Deinem Atheismus, viel eher an einer überheblichen Attitüde gegenüber Menschen, die diese Lebenswelt nicht aus einer ausschließlich auf Mathematik beschränkte Perspektive sehen und daher nicht auf ein mechanistisch materiell angelegtes Weltbild fixiert sind.