Am 03.04.24 um 14:14 schrieb Ingo Tessmann über PhilWeb

weitere Ausführungen zur Sache, gut gemacht. Wenn ich mit diesen weiterfahren würde, würde sich das von IT so genannte Schwafeln beginnen, deswegen nur wenige Stellen, kurz beantwortet.

"Handlungspraxis": Es scheint so, als wolltest du diesem Wort eine höhere Wichtigkeit verleihen als seine Häufigkeit hergibt. Zudem ist es mehrdeutig.

> Wo sonst als in der Handlungspraxis soll sich denn die nicht extra erwähnte Regel anders zeigen als in ihrer Befolgung?

Früher fiel das unter "Gehorsam" vs. "hartnäckigem Ungehorsam". Drill könnte heute für das damalige gesagt werden, heute also Handlungspraxis, ok, so kann ich lachen und du dich ärgern.

> Hatten wir uns darüber nicht wiederholt ausgetauscht, einschließlich der Entwicklungspsychologie, nach der das Zahl- und Folgerungs- dem Sprachverständnis vorausgeht?   

Mein Gedächtnis ist nicht so gut, dass ich mich daran erinnern könnte, zudem noch an die Beweise dazu. Hier gehen die sprachphilosophischen Schulen bzw. die Grundlagen der Linguistik bekanntlich auseinander. Das wäre ein anderes Thema und ein anderer Betreff. Pawlows Hund hatte ja schon den Reflex als erstes, oder war es nicht der Appetit? Und gemäß Konrad Lorenz wieder etwas anderes. Waldemar wird's besser sagen können als m.W.

>Zu einem hinreichenden Verständnis der Sprache, geschweige denn einer Sprachtheorie, ist es noch ein weiter Weg.

Voll einverstanden!

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Zweite Mail des IT

> Ich sehe also einen Zugang zur Gegenüberstellung von Literatur und Naturwissenschaft durch vergleichende Betrachtungen der Erkenntnisweisen ihrer Urheber im Kontext ihrer Zeitgenossenschaft. Wir leben ja nicht isoliert, sondern in einer jeweiligen historischen Epoche. Und die wirkt sich aus darauf, wie wir leben und was wir denken. Du bist da keine Ausnahme, scheust Dich aber vor Vereinnahmungen, Gemeinsamkeiten, Zusammenfassungen. Mir erscheinst Du geradezu als eine „Assoziationsmaschine“. Ebenso ist das Gehirn aber auch eine „Sinnmaschine“. Welchen Sinn könnten Deine Assoziationen haben?, frage ich mich.  

Das bedarf einer Teilbearbeitung:

> Ich sehe also einen Zugang zur Gegenüberstellung von Literatur und Naturwissenschaft durch vergleichende Betrachtungen der Erkenntnisweisen ihrer Urheber im Kontext ihrer Zeitgenossenschaft. Wir leben ja nicht isoliert, sondern in einer jeweiligen historischen Epoche. Und die wirkt sich aus darauf, wie wir leben und was wir denken.

Ja

> Du bist da keine Ausnahme,

Korrekt

> scheust Dich aber vor Vereinnahmungen, Gemeinsamkeiten, Zusammenfassungen.

Das wusste ich nicht.

> Mir erscheinst Du geradezu als eine „Assoziationsmaschine“.

Dieser Satz freut mich, ich lache dabei. Noch unterhalb der Tierebene? So wie ...

> Ebenso ist das Gehirn aber auch eine „Sinnmaschine“.

Das ist mir neu. Vielleicht habe ich ja eine noch unbekannte Krankheit. Haha. Es stimmt, dass ich gegenüber "der Semantik" und allem, was damit zu tun hat, ein hohes Misstrauen habe. Daraufhin erübrigt sich eine Antwort auf deine Frage:

Welchen Sinn könnten Deine Assoziationen haben?

analog zur Frage "Welchen Sinn könnte dein Leben haben?" (wiederum für dich vielleicht "nur" eine Assoziation

Aus einem anderen Blickwinkel heraus gefällt mir deine Vermutung. Denn in der Tat brauche und nutze ich einerseits Zusammentreffen Zusammendenken, Auseinandergehen, zusätzlich jedoch Kausalität. So gesehen trifft deine Vermutung teils zu.

> Und schon kämen wir über die vergeistigte Liebe in die Philosophie.

Hierfür ist Karl wohl der Ansprechpartner. Leider fällt mir der Name eines Widersachers dieses Satzes nicht ein, Alois Alzheimer lässt grüßen.

> Nicht Zahlen sind Wörter, sondern nur Zahlwörter sind solche. Wörter entstammen dem Sprechen oder Schreiben, Zahlen dem Zählen oder Rechnen. Die Unterschiede ergeben sich aus der Herkunft bzw. Konstruktion. Wesentlich ist nicht die Sprache, sondern das Außersprachliche, Vorgefundene oder Hergestellte, das lediglich oberflächlich versachlicht werden kann, wenn überhaupt.

Hier müsste ich weit ausholen. Du vertrittst sozusagen hier eine Art Platonismus. Die "externen Ideen" Platons sind nicht das gleiche wie der Sinn im semantischen Dreieck. Mit den Ideen würde das Dreieck zu einem Viereck werden.

> Und sind die Vaihingerfiktionen nicht schon im Möglichkeitssinn Musils aufgegangen?

Das ist eine gute Frage, einerseits weil die Vaihingerfiktionen gedacht werden, und Möglichkeiten dazu passen. Andererseits kann ich als Unbelesener die Stellen bei Musil nicht im Kopf haben. Übrigens auch an andere Leser hier: Der aktuelle Vaihinger-Wikipedia-Artikel passt noch nicht. Vaihinger ging es um die klare Trennung von Fiktion und Annahme, nicht um Möglichkeit oder gar einen Möglichkeitssinn, oder so etwas wie die Gewissheit oder Offensichtlichkeit der Voraussetzungen (erste Grundsteine, die auch die Konstruktivisten brauchen, Axiome diejenigen, die diese als fest ansehen) insbesondere der Mathematiker.

JH