Zu dem sehr klugen Beitrag von RatFrag:
seine Frage ist im bei ihm folgenden Absatz enthalten - den Axiombegriff betreffend.
Sein Hinweis auf die aristotelische Unterscheidung von dynamis und energeia, potentia et actus ist hier gleichfalls als Erkenntnisinstrument wichtig:
Soweit ich weiß ist das der große Unterschied zur klassischen
Metaphysik der Klassiker. Dort wurde das Werden durch Aktualisierung
(Realisierung) von Potenz definiert. Was auf die Lehre des Aristoteles
von Akt und Potenz ausgeht.
Diese Unterscheidung ist ein gedankliches Mittel, um das Überschreiten puren Jetzt-Seins in ein dem Jetzigen strukturell verwandtes nächstes Jetzt-Sein zu verstehen. Diesen Übertrag leistet die (gedanklich als zu Grunde liegend angenommene, das heißt hypothetischen immer wieder an Verwirklichungen in Serie zu verifizierende ) dynamis.
Was übertragen wird, ist wiederum das, was ein hypothetisch abgrenzbares Etwas als Etwas zusammenhält, und darin von anderen Etwassen unterscheidet.
In unserem Ansatz haben wir das zu Grunde Liegende daher (englische Veröffentlichungen) provider of a dynamic coherence genannt.
Dieses strukturiert Zusammenhängen bezieht sich auch auf Ablaufstrukturierung. Für diese wiederum ist seit alters her die Rhythmik des Atmens beispielgebend.
Im Alten Testament heisst er ruach, übersetzt in pneuma, dies in spiritus. Das „Schweben“ hat im Hebräischen auch die Bedeutung von „Brüten“. Es ist also ein Strukturierung im Sinn der Rhytmisierung, die das Ungeformte umgreift, über ihm brütet, damit es schließlich Gestalt annehmen kann.
Der Zeit-Aspekt ist in der Schöpfungsgeschichte somit von vornherein erfasst, und das gestalt-gebende Schöpfen sowieso.
Viele Grüße,
Thomas
PS: ein sehr gutes Buch zu Aristoteles, Platon und Descartes stammt von Arbogast Schmitt. Denken und Sein bei Platon und Descartes. Herr Schmitt hat unsere Theorie-Entwicklung intensiv unterstützt.
Am 01.11.2023 um 12:33 schrieb Rat Frag über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:
Am Di., 31. Okt. 2023 um 12:11 Uhr schrieb Ingo Tessmann über PhilWeb
<philweb@lists.philo.at>:
ob Normen oder Setzungen oder dass es so sein soll, ja das drückt aus, dass Menschen etwas so haben wollen. Bspw. sollen Aussagen entweder wahr oder falsch sein! Mich deprimiert, dass wir seit Jahrzehnten noch nicht einmal ein annäherndes Verständnis über das normative Fundament der Wissenschaften erzielt haben!? Und ja ein Axiom soll ein bloßer Anfang sein, dessen Sinn sich erst im Zusammenhang des folgenden Beweises ergibt. Axiome können auch Prinzipien sein, wie bspw. in den Eich- und Relativitätstheorien, die den Eich- bzw. Relativitätsprinzipien genügen sollen!
Darf ich hier nachfragen?
Ich habe in Deinem Text keine Frage gefunden. Ging es Dir vielleicht nur um Selbstdarstellung?
Ich verstehe deine Konzeption des Axiomenbegriffes nicht.
Einerseits siehst du die Axiome als etwas normatives (für mich ein
durchaus überraschender Gedanke!), andererseits bringst du das
Beispiel der Relativitätstheorie und dabei fällt es mir wieder auf:
Ich habe "Axiome" im modernen Gebrach der Mathematik so verstanden,
dass sozusagen eine "Theorie" betrachtet wird und alles redundante
entfernt. Man kann sich das durchaus so vorstellen, dass man eine
Menge von Aussagen hat und diese dann soweit reduziert, dass folgende
zwei Kriterien erfüllt sind:
1.) Alle Aussagen der Menge der Aussagen lassen sich logisch herleiten
aus der verbliebenen Reduktion, also den verbliebenen Aussagen.
2.) Die Reduktion ist die kleinste Menge, die Kriterium (1) erfüllt,
sie enthält also nach Möglichkeit keine Redundanz.
Dies ist natürlich maßgeschneidert auf die Interessen der Mathematik.
Sie umgeht aber solche Probleme wie die des Parallelaxioms Euklids,
die Jahrhunderte zu Kontroversen führte.
Davor fasste man Axiome als selbst-evidente, a priori Gewissheiten auf.
Das Scheitern dieser Auffassung, sei es real oder scheinbar, führte
meines Erachtens mit zu der Entwicklung von dem, was wir heute
NeoPositivismus, "Kritischer Rationalismus", Phänomenologie und
dergleichen nennen.
Eine kaum wahrgenommene, aber massive Erschütterung aller
vorhergehenden Philosophien.
Mir wurde die Tragweite erst klar als ich erkannte, wie viele
Neupositivisten des Wiener Kreises vorher Neukantianer waren.
IT
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