Am 20.09.2023 um 11:57 schrieb Ingo Tessmann über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:



Am 20.09.2023 um 00:18 schrieb Karl Janssen über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:

Wenn dem so ist, was entspricht dann Deiner Vorstellung eines „Degrow-Kommunismus“, wie dieser von Saito vorgeschlagen wird? Als letztlich nicht doch auch nur einem ideologischen Dogma des Teilens folgend, wie dieses sich in allen bislang etablierten kommunistischen, bzw. sozialistischen Staats- und Wirtschaftsformen als nicht tauglich erwiesen hat. 


Moin Karl, 

der „Degrowth-Kommunismus“ ist bloß eine Vision. Außer Bhutan vielleicht verzichtete bisher kein Staat auf Wachstum. Du spielst bloß immer wieder die alte Leier. 

Ja eben! 
moin, moin Ingo - wir sind uns doch einig und ich schreibe es hier nicht nur, sondern bin davon überzeugt, dass ein ständig gefordertes und auch stattfindendes Wirtschaftswachstum in eine fatale Situation für Mensch, Tier und Umwelt führt. Also schreiben wir diesbezüglich definitiv nicht aneinander vorbei. Lediglich die Wege zu einer anderen Lebensweise, zu umweltgerechter Ressoucennutzung im Sinne von Kreislauf- und nicht unbegrenzter Ausbeutung, sehen wir unterschiedlich. Selbst wenn ein diesbezüglich sofortiges Umdenken weltweit erfolgen würde, würde eine entsprechende Umsetzung Jahrzehnte in Anspruch nehmen. Das ist bittere Realität, die nun mal nicht zu ändern ist und genau darauf weise ich hin. Das ist dann nichts als „die alte Leier“, das ständige Lamento, das an sich nichts als eine weltweit partiell wahrgenommene Warnung sein mag. Doch wenn Du lebens- und realitätsnahe Erfahrung außerhalb Europas hättest, würdest Du mir zustimmen müssen, wie sinnlos es ist, sich hier auf die Straße zu kleben und eben dem aussichtslosen Kampf des Don Quichotte gegen Windmühlenflügel gleicht; nur mit dem Unterschied, dass diese „Ungeheuer“ nur in seiner Phantasie, die sich für die Menschheit auftürmenden Ungeheuerlichkeiten einer Umweltkatastrophe reale Zukunft sein werden. Dagegen anzukämpfen, hilft keine Vision, wie die des Saito, der wie Du vom „Degrow-Kommunismus“ träumt, sondern konkretes Handeln, wie Du es von Schumpeters diesbezüglichen Vorstellungen hier angeführt hast.




Deine Phobie vs Kapitalismus und dem daraus entwickelten Schreckgespenst faschistischer Machtübernahme scheint Deiner eingeengten negativen Sicht auf unsere freie Marktwirtschaft zu entspringen, die Du letztlich als kapitalistisches Wirtschaftssystem wertest. Ein Scheingefecht, ähnlich des eines Don Quichotte. 

Es gibt auch keine freie Marktwirtschaft, da Oligopole die Lebensverhältnisse bestimmen. Du spielst bloß immer wieder die alte Leier. 

Selbstredend stellst Du das System der freien Marktwirtschaft infrage, das ändert aber nichts daran, dass das hier vorherrschende Wirtschaftssystem nun mal so benannt ist. Wie lange ich Deine Schulzeit her? Seitdem hat sich da nichts an dessen Beschreibung seit Ludwig Erhard geändert. 



Wir leben glücklicherweise nicht im Faschismus. Noch nicht, sehr wohl aber dann, wenn sich die politischen Randgruppen ähnlich radikalisieren, wie vor dem fatal unseligen Dritten Reich. Du bist geradewegs dabei, dieses herbeizureden (globale Herrschaft von Klima-Faschismen??), oder was soll das anderes heißen?


Ich sympathisiere mit Saitos Vision und träume vom Sonnenzeitalter, aber wie steht es um ihre Realisierungschancen? Die weltweite Herrschaft von Klima-Faschismen halte ich in der Tat für wahrscheinlicher. Und so sollten wir nicht weiter aneinander vorbei schreiben. 

Nun, träumen darf man sicher, doch selbst wenn Millionen Menschen davon träumen, wird das nichts ändern, anders jedoch, wenn sehr viele Menschen ihr Handeln verändern!


Bester Gruß! - Karl