Am 18.06.24 um 21:49 schrieb Karl Janssen über PhilWeb:

> Eine Diskussion kann entweder zu einem -ggf. sogar zu einem  Ergebnis im Konsens führen, oder eben offen bleiben, da man sich einig werden kann. Das Gegenteil von offen ist geschlossen und  damit könnte man eine geschlossene Diskussion (womöglich etwas weit gefasst) als eine mit schlüssigen Argumenten geführte beschreiben.

Ich danke für die Definition. 

Ich kann auch in der Umgangssprache die Wörter auswählen, herausfinden, ob sie brauchbar sind, ob sie wirklich etwas Neues zu denken geben, oder ob sie nur das Wort des Gegners mit einem Wort wie "Ideologie" abwerten, und ihn damit vielleicht mundtot machen.


Das Anwenden dieses Begriffs kommt doch selbstredend dann ins Spiel, wenn eindeutig zu erkennen ist, dass eine angeführte Argumentation eindeutig auf eine ihr  zugrundeliegende Ideologie aufsetzt. Kann man dieser nichts abgewinnen, wird es natürlich schnell abwertend, vornehmlich dann, wenn der Vorwurf von Populismus erhoben wird.

Gerade das weiß derjenige mit ...

Ich muss anders schreiben: Im Übersee-Englisch-Sprachgebrauch wird Ideologie neutral gesehen. Ich hörte schon mal in einer Diskussion zwischen "Philosophen", dass der eine klar sagte: Meine Ideologie ist besser als deine. Ich kenne mich zwar nicht genau aus, ich vermute jedoch, dass dort vieles mit dem Wort Religion belegt wird, was in Europa mit dem Wort Sekte belegt wird. Anders gesagt: Es ist möglich, die Sachen ungespannt anzugehen. Schon mit dem Wort "Diskussion" wird an etwas Angespannteres gedacht als mit dem Wort "Gespräch",  was zudem allgemeiner gebraucht wird. Es führt mir hier zu weit, das Thema der Angespanntheit, zu "besprechen", bis hin zu dem der "Polarisation". Das interessiert doch kein Mensch hier (absichtlich falsch geschrieben).

... keinen. Grund zur Klage geben sollte, es sei denn, du brichst in lautes Fluchen aus, wenn Du meine Beiträge hier liest.

Ich klage nicht, nur lese ich nicht so genau, wenn "Meinungen gegen Meinungen" gesagt werden, "Metaphysiken gegen Metaphysiken" usw. Weil RF sich nicht meldet, übernehme ich seine Frageart: "Ist Rechts-Denken Metaphysik, Religion oder Ideologie?" Analog dazu Links-Denken. Dann könnte schon ein leichtes Sich-Bewegen nach rechts oder links kommentiert werden mit "Wehret den Anfängen!". Ich denke hier an die Situation, bei der zwei Hähne aus kleinstem Anlass heraus sich zu bekämpfen beginnen. Merkt denn niemand, dass bei dem einen System immer das Wort "ismus" hinzugefügt wird, beim anderen nicht? Beim Wort "Katholizismus" hat sich der "ismus" abgeschwächt, vielleicht schon wegen des vorangehenden Buchstaben "z".

> Epoché als elementarer Begriff im Pyrrhonismus sollte Dir in Deiner skeptischen Sicht auf meine Beiträge hier auf den Leib geschrieben sein.

Nein, ok. jedoch mit dem "sollte". (meine Replik ist unverständlich)

> Doch Du willst mich damit wohl eher zu Zurückhaltung und Mässigung ermahnen,

auch nicht, sonst wäre ich ja schon wieder Moralapostel: Wenn einige sich die Köpfe einschlagen wollen, warum nicht. Nur habe ich zwei Beispiele, zu finden mit "rehearsal", dann Toscanini oder Furtwängler. Beide zeigten ihren Unmut, jeder auf seine Weise. Jeder kann in Situationen kommen, in denen er merkt: Da ist Hopfen und Malz verloren. Wenn der andere Kind ist, wird es hingenommen, dass er nicht alles versteht und vieles noch nicht so perfekt sagt. Warum nicht zwischen Nicht-Kindern?

> wohl auch in Bezug auf meine hier vorgebrachte Weltsicht,

Diesen Satz ziehe ich auch aus dem Kontext, und sehe schon wieder die Positivbetonung: "Hier die Weltsicht, dort die Ideologie." Meine Antwort ist: Ich habe keine Weltsicht, wie sollte ich sie vorbringen? Kann irgendjemand seine Weltsicht vorbringen, ohne zu denken: "Lass mich auch mal was sagen."

> ... Und das es dabei auch um Metaphysik geht,

Wieder eine Frage: Derjenige, der gegen Metaphysik wettert, geht es ihm beim Wettern gegen Metaphysik nicht auch um (seine) Metaphysik? Vielleicht ist diese Frage nicht gut. Sie zeigt: Wer dem anderen eine Ideologie unterstellt, hat selbst eine, der Einfall: der Balken und der Splitter. Die Frage hat die Form: Wer gegen Gott spricht, glaubt deswegen schon an Gott, weil er ihn bekämpft, mit Worten. Und wenn eine Person sich weder in die Schublade zu den Atheisten legen will, noch in diejenige der Agnostiker oder der Gottisten, was dann? Das kannst das als Wortspielerei ansehen, nur geht daraus hervor, dass es eben zu viele Wörter gibt, die nicht perfekt aufeinander bezogen sind, es spricht dann etwa Don Camillo gegenüber Pepone, als sie das Christsein dem Kommunismus gegenüber stellten.

> eine Thematik, über die man schlichtweg nicht herkömmlich wissenschaftlich diskutieren kann, wenn in einem Diskurs Beweisführung etwa nach dem Vorbild der Mathematik eingefordert wird.

Das stimmt. Das Vorbild ist jedoch gar nicht so schlecht. Es kann jedoch zerlegt werden. Und zwar ist die Vietisierung (das Wort gebrauche ich privat, weil Francois Viete die Buchstaben einführte) ist allein schon einerseits sehr gut, um das Denken zu vereinfachen, wenn man die Hürde nimmt, zu lernen, woraufhin der eine oder andere meint, Mathematik zu lernen würde die Welt verbessern. Vietisierung gab es mit der Notenschrift in Bezug auf die Musik. So mache ich gerne von der Vietisierung auch in der Umgangssprache Gebrauch. IT würde in diesem Zusammenhang auf die Modellbildung verweisen. Nur ist hierbei oft ein Ende, und zwar dann, wenn zu viele Modelle vorgelegt werden, und die Personen sich nicht einig sind, welches denn gewählt werden soll, welches am besten zutrifft oder am meisten nutzt. Es gibt noch andere gute Teile am Vorbild Mathematik. Ein anderes Vorbild, das der Kausalität geht jedoch unter, bei allzu viel Mathematik. Übrigens kommt die Kausalität oft in den Gesprächen hier und anderswo vor. Ein Kriminalist schrieb, in eine mir verständliche Sprache übersetzt: "Der eine findet unter den Vorsachen in der Kausalmasche eine bestimmte Sache, an einer anderen Stelle eine andere, und dann kombiniert er beide. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass seine Beschreibung mangelhaft ist, und Fehler bewirkt werden." Ein anderes Problem ist, dass bei der Kausalbeschreibung oft Zeiträume als Vorsachen angegeben werden. Beides kommt oft in Gesprächen vor. Ein drittes Ideal ist die Klassifizierung, ein viertes die Didaktik. Vielleicht sind die Vorbilder anders einzuteilen.

JH