Am 15.03.2024 um 04:51 schrieb Karl Janssen über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:

So wird nun deutlich, dass wir sehr wohl in der Natur zunächst „Quantitäten“ wahrnehmen, um diese dann im Gehirn zu Qualitäten werden zu lassen, dieses als eine zutiefst subjektiv ablaufende Konklusion. Dennoch kann man davon ausgehen, dass im Zusammenspiel aller Sinne bei der Rezeption und Verarbeitung von Information ein lebenspraktisch hinreichender Gesamteindruck im Sinne multisensorischer Integration entsteht und somit üblicherweise Wahrnehmungsillusionen minimiert werden. Was bleibt und zählt(sic!), ist die eigentliche Qualia der Natur, einerlei, ob sie von Menschen wahrgenommen wird oder nicht.

Moin Karl, 

im letzten Satz hast Du eines Deiner Glaubensbekenntnisse formuliert, denn „was zählt“ ist offensichtlich ethisch (und nicht mathematisch) wertend gemeint und eine „eigentliche Qualia“ vermagst wohl nur Du in der Natur zu sehen. Das Wort „Qualia“ geht ja auf C.S. Peirce (1866) zurück und wurde durch C.I. Lewis 1929 durch sein Werk: "Mind and the World Order“ populär. „There are recognizable qualitative characters of the given, which may be repeated in different experiences, and are thus a sort of universals; I call these 'qualia'.“ Neuerdings wird damit auch der Elebnisgehalt mentaler Zustände bezeichnet oder wie es sich anfühlt, in einem bestimmten mentalen Zustand zu sein. Nach Metzinger handelt es sich um die subjektive Qualität eines Zustands einer Person, in dem Sein und Erscheinen zusammenfallen. Warum damit nicht schlicht Universalien des Erlebens bezeichnen? 

Leben kann sich offensichtlich auch erleben, beim Menschen im hirngenerierten personalen Selbstmodell PSM, dem unsere jeweilige Selbstheit, Meinigkeit und Perspektivität erwächst. Wie es in ihm so etwas wie qualia bzw. universelles pures Erleben geben können soll, wäre eine trotz aller Subjektivität  grandiose Invarianzleistung des Gehirns, die mir eher fiktiv als wirklich erscheint. Jedenfalls stehen subjektive Erlebnisgehalte und Sinnesqualitäten objektiven Lebensgehalten und Naturquantitäten gegenüber. Oder erlebt sich die Natur etwa den Menschen gleich selbst?  

IT