... Sombart ... seine Definition des Kapitalismus lautet: „Unter Kapitalismus verstehen wir ein bestimmtes Wirtschaftssystem, das folgendermaßen sich kennzeichnen läßt: es ist eine verkehrswirtschaftliche Organisation, bei der regelmäßig zwei verschiedene Bevölkerungsgruppen: die Inhaber der Produktionsmittel, die gleichzeitig die Leitung haben, Wirtschaftssubjekte sind und besitzlose Nurarbeiter (als Wirtschaftsobjekte) durch den Markt verbunden, zusammenwirken, und die von dem Erwerbsprinzip und dem ökonomischen Rationalismus beherrscht wird.“
Ich muss mich leider immer wieder wiederholen mit dem Hinweis auf
den Dialog Phaidros. Sokrates verlangte von seinem
Gesprächspartner, doch bitte selbst zu sprechen. Im Phaidros
machte er eine Ausnahme. Er würdigte auch die fixierten Texte,
kritisierte daran, dass sie unverrückbar sind. Doch ok. Ich gehe
nicht zu Referenzen hin, sondern erfinde das Rad neu, oder ich
sage es aus den mir bekannten Erinnerungen heraus. Das hat auch
seine Probleme, einverstanden.
An der obigen Definition ist die Teilung der Gesamtheit in zwei. Eine Teilung ist immer eine beliebige. Derjenige, der definiert, hat die freie Hand. Die zwei Bevölkerungsgruppen sind gemäß Autor von vornherein getrennt zu sehen, es wäre ein Ideal, wenn es denn so wäre. "verkehrs.." und "Organisation" passt nicht so recht. Statt "zusammenwirken" würden andere Personen lieber "gegenwirken" hören. Und einige wollen weder die einen noch die anderen Personen als Objekte ansehen. Und so könnte ich meine Bedenken fortsetzen.
Auch wenn ich den höchsten Respekt vor diesem Sombart hätte,
würde ich doch sagen, dass seine Definition nicht besser ist, als
diejenigen, die auch andere ausdrücken. Bei dem von dir genannten
Gabler fahre ich jetzt nicht weiter.
Das Gleichsetzen von Kapitalismus und Marktwirschaft steht natürlich unter Ideologieverdacht; denn warum sollte es keine Marktwirtschaft ohne Kapitalismus geben?
Das wäre eine Frage, die du nur den Begriffsdenkern stellen
kannst, mir nicht. Nur ein Hinweis: In meinen Mails von vorhin
habe ich genau auf die Probleme der Benutzung von Wörtern
hingewiesen, ohne eigene Kriterien anzugeben. Wenn das Wort
Kapitalist höre, höre ich die negative Bewertung, die mit dem Wort
einher geht, fast immer mit. Mit dem Wort "Marktwirtschaft" muss
ich denken: Da ist jemand, der versucht, die Sache ohne die
negative Bewertung zu denken zu geben. Bei ihm ist offen, ob er
dabei etwas Positives denkt oder nicht, jedenfalls finden
diejenigen, die das Wort Kapitalismus benutzen, ihn suspekt.
Analog dazu sind bei den "guten" Wörtern Probleme. Wenn jemand mir
sagt, er sei Sozialist, so muss ich ihm wohl antworten, ob ich
auch einer bin, oder nicht. So funktioniert Sprache. Wer seinen
Beruf sagt, wartet darauf, dass ich ihm sage: Ich bin
Schornsteinfeger.