Am 30.05.25 um 04:47 schrieb Karl Janssen über PhilWeb:

Zeit haben, um zu denken, resp. um über „Gott und Welt“ nachzudenken. Doch was nützte vorhandene Zeit, wenn der Antrieb hierzu fehlt? Ist nicht alles diesbezügliche schon unzählige Male gedacht und hinterfragt worden und doch ohne erschöpfende Antwort geblieben: „Warum ist etwas und vielmehr nicht nichts?“. Warum hat Hassen und haben Kriege, warum haben Spiralen der Gewalt ihre Zeit, warum nicht Spiralen menschlicher Vernunft? 

Moin Karl,

kritisch Philosophierenden ist umgangssprachliches Denken stets verdächtig, da es durchsetzt ist von unsäglichen Traditionen und Mächten. Noch haben Spiralen menschlicher Vernunft in den Wissenschaften ihre Zeit; zumindest in Westeuropa. Es geht also stets um Gleichzeitigkeiten und quantitative Abwägungen, die der Ding-Logik fremd zu sein scheinen. 

Die ständig wiederholte Frage nach Sein und Nichts kann auch ein Scheinproblem der Ding-Logik sein. Denn iterierte Bejahungen sind konsistent, iterierte Verneinungen dagegen nicht. Sie oszilieren unbestimmt zwischen wahr und falsch. Zeigt sich darin nicht ein Hinweis auf eine Logik-Erweiterung? Denn das Nichts ist bloß eine Pseudokennzeichnung und damit nicht der Rede wert. 

Ebenso wie Sein und Nichts sind auch Bejahung und Verneinung asymmetrisch und können nicht einfach der Symmetrie gleichmacherischer Sprache folgend bedacht werden. Zeit-, Prozess-, konstruktive und Handlungslogik sind weniger einschränkend. Das, was ist, ist gewachsen oder konstruiert, Natur oder Technik eben, wobei Menschen gleichsam Mittlerollen einnehmen, sind sie doch gewachsen und konstruiert.    

Wenn alles Sein gewachsen oder konstruiert ist, wie sollte das für ein Nichts gelten können? Sein und Nichts an sich gibt es nicht; ist doch alles nur -- ewige Natur. Technik, Mensch und Natur haben eine Geschichte, die weder Anfang noch Ende hat, vielmer aufs mathematisch Unendliche der Ewigkeit verweist. Die Herkunft der Natur bleibt damit hinsichtlich ihres Ursprungs wie ihres Untergrundes unbestimmt. Ebenso bleibt die mit der Energieausbreitung im Licht erscheinende Zeit solange unbestimmt wie es nicht gelingt, aus einer Therorie die Größe der Lichtgeschwindigkeit und des Wirkungsquantums zu berechnen. Wobei die Naturkonstanten zumindest nach einem selbskonsistenten Optimierungsverfahren sollten berechnet werden können.       

Alles Werden hat seine Zeit. Doch was ist diese Zeit?

Alles Werden hat seine Zeit -- gemessen an den Periodizitäten darin. Und Zeit ist das, als was Menschen sie konstruieren oder erleben. Im Erleben erscheint Zeit umso mehr gedehnt, je bewusster sie erlebt wird. Im Wartezimmer auf die Uhr starrend, scheint sie endlos; unbewusst während konzentierter Arbeit, vergeht sie wie im Fluge. Bewusst / unbewusst geht hierbei einher mit kontinuierlich / diskret. Aber was hat es mit der Zeitdehnung durch Gravitaion auf sich? Dehnt Gravitation kosmische Zeit so wie Warten erlebte Zeit? Beiden gemeinsam ist Widerständigkeit. Zudem verkürzt Freude Zeit und Leid dehnt sie. Neben Zeit und Gravitation ist auch das Bewusstsein noch ein Rätsel, das vielleicht einmal spiralig eingekreist werden wird.       

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