Eigentlich erstaunlich, solches von Dir zu vernehmen, Ingo – moin, moin!


Einerseits drückst Du Dein Unverständnis für Gödel (zusammen mit Leibniz und Cantor) aus, warum sich „derart scharfsinnige und kreative Menschen auf Gläubige reduzieren und dann auch noch versuchen, die Existenz einer Mythengestalt wie einen „Gott" beweisen zu wollen.“ Andererseits forderst Du Verständnis für Gödel: „warum nicht auch etwas beweisen wollen, was man für „Gott“ hält, aber nur einige Freaks interessiert? Gödel hat wenigstens nachvollziehbar aufgeschrieben, worum es ihm im ging — und nicht nur herumgeschwafelt“.

Und dann geht es zur Sache bei Dir: 

Du weißt, dass auch formale Existenzen bewiesen werden müssen, damit nachvollzogen werden kann, um was es geht. Euler hatte ja schon die grandios einfache wie weitreichende Formel bewiesen: e hoch (i * pi) + 1 = 0. Für Drückeberger und Ignoranten sollte der Beweis Ansporn sein, sich in die Mathematik einzuarbeiten.“

Nun gut, was mich anbelangt, konnte ich zu Schul- und Studienzeiten dem Drückebergertum nur bedingt frönen, ansonsten ich bei Philosophie hängen geblieben und samt Familie am Hungertuch zu nagen hätte. Will heißen: Mit Philosophie, zwar meiner „Seele“ näher als Nachrichtentechnik, würde mangels Eignung kein Brot zu verdienen gewesen sein und so habe ich das Fach eben nur für meine Seele und NT für den Mammon studiert. Aber nicht nur das, denn der Bezug zwischen Naturwissenschaft und Philosophie ist genau jene Transdisziplinärität, auf die es künftig in der Wissenswelt ankommt.

Doch was will ich mit hiermit zum Ausdruck bringen: Längst nicht jeder hat die Möglichkeit diese Fächer zu studieren, wird daher auch nichts mit Euler (samt e hoch (i * pi) + 1= 0 als das täglich Brot des Nachrichtentechnikers) etwas anfangen können - so what?

Pfeifen wir doch auf diese Beweise, wo sie doch nachweislich für den bitteren Alltag - wie derzeit vor dieser finster kriegerischen Kulisse, der gesellschaftlichen Spaltung etc. zu erleben – keinen Deut weiterführen. Schön für die Wissenschaft, wohlfeil für jene, die ihr huldigen: nicht mehr, nicht weniger!


Mit bestem Gruß an Dich und in die Runde! - Karl


Am 07.01.2023 um 12:05 schrieb Ingo Tessmann über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:



Am 07.01.2023 um 03:20 schrieb Karl Janssen über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:

Gottesbeweise? Wie oft haben wir hier schon darüber geschrieben! Es kann diese nicht geben, da es schlichtweg unmöglich ist, die Existenz einer Entität zu beweisen, von der es keine empirisch beobachtbare Wirkungen gibt.

„God is a feeling“ - diese Aussage brachte vor Jahren ein mir bekannter amerikanischer Philosoph in eine Diskussion ein. 

Gott als quasi personifizierte Wesenheit, eben als einen persönlichen Gott anzunehmen, mag jedem zugestanden sein, was nichts daran ändert, dass diese Vorstellung eben als solche nur in „den Köpfen“ von Menschen existieren kann.

Gott - für mich eher ein Göttliches - ist und bleibt eine immaterielle und damit transzendentale Entität und als solche in dieser Lebenswelt und mit deren diesbezüglich unzureichenden Mitteln unbeweisbar, wie gleichermaßen unbegreifbar - im wahrsten Wortsinne!



Moin Karl, 

Du weißt, dass auch formale Existenzen bewiesen werden müssen, damit nachvollzogen werden kann, um was es geht. Euler hatte ja schon die grandios einfache wie weitreichende Formel bewiesen: e hoch (i * pi) + 1 = 0. Für Drückeberger und Ignoranten sollte der Beweis Ansporn sein, sich in die Mathematik einzuarbeiten. Und warum nicht auch etwas beweisen wollen, was man für „Gott“ hält, aber nur einige Freaks interessiert? Gödel hat wenigstens nachvollziehbar aufgeschrieben, worum es ihm im ging — und nicht nur herumgeschwafelt. Ich halte seine Wertepräferenz nicht für zwingend, aber welche Axiome und Definitionen sind das schon? Dabei müsste sie sich letztlich darauf beziehen lassen, dass es besser sei, dass es überhaupt etwas gibt und nicht nichts. Schwerer wiegt mein Einwand gegen eine Modallogik, die einen formalen Übergang von Möglichkeit in Notwendigkeit zulässt. Für mich bleibt notwendig lediglich eine Folgerung aus einem physikalischen Verlaufgsgesetz. In seinem Lehrbuch zur Konstr. Wissenschaftstheorie ist Lorenzen den Physikern gefolgt. Aber welcher Modallogik genügte Kastners PTI oder erst Barads AR? 

IT

 
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