Am 24.02.2024 um 10:38 schrieb Rat Frag über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:

Darf ich fragen, was den Possibilisten vom Bayesianer unterscheidet?

Hi RF, 

ich bin nicht nur ökoliberaler Possibilist, u.a. auch methodischer Konstruktivist, analytischer Materialist und quantitativer Experimentalist. Bezogen hatte ich mich ja auf Neubauer: „Possibilisten sehen die Zukunft weder rosig noch düster. Realistisch konzentrieren sie sich auf Handlungsspielräume, um Positives dort zu bewirken, wo es möglich ist“. Handlungsspielräume sind den Menschen bereits naturgegeben, insofern sind sie erst einmal unbedingt bzw. natürlich. Um bedingte Wahrscheinlichkeiten geht es erst, wenn kulturelle und persönliche Einschränkungen hinzu kommen. 

Natürlich lassen sich unbedingte als Grenzfälle von bedingten Wahrscheinlichkeiten auffassen. Ebenso können ja Zufall und Determinismus als Grenzfälle von Wahrscheinlichkeiten gesehen werden. Ergänzend zum „probabilistischen Paradigma“ des analytischen Philosophen Spohn empfehle ich hinsichtlich des Indeterminismus und des echten Zufalls den theoretischen Physiker Karl Svozil zur Lektüre mit  "Physical (A)Causality. Determinism, Randomness and Uncaused Events":

https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-319-70815-7

"This book has been greatly inspired by, and intends to be an 'update' of, Philipp Frank’s 1932 The Law of Causality and its Limits. It is written in the spirit of the enlightenment and scientific rationality. One of its objective is to give a status quo of the situation regarding physical indeterminism. Another is the recognition that certain things are provable unknowable; but that does not mean that they need to be 'irreducibly random’.“


Vor-Urteil (Prejudice) bedeutet ja zunächst einmal nur, dass ein Urteil schon vor einer abwägenden, kritischen Prüfung feststand.
Es impliziert nicht, dass das Vorurteil falsch sein muss.


Aber was ist ein Urteil wert ohne Beweis? Widerspricht es nicht der Unschuldsvermutung bzw. der Nichtexistenz- oder der Unwissenheitsannahme? 

IT