Am 19.04.2025 um 23:36 schrieb Karl Janssen über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:Ein schönes unf frohes Osterfest wünsche ich allen hier in der philweb-Runde!
Karl
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Ostern, 20.4.25
Lieber
Waldemar,
Danke für
Deine Überlegungen! Mein Bild der Spiralen bezieht sich ausschließlich auf
Wiederholungen, auch im Sinn der Konstanz. Du bist ja ein Chemie-Begeisterter,
und alle chemischen Verwandlungen, die gesetzesmäßig immer Gleich ablaufen,
sind solche Wiederholungen. Dasselbe gilt für den Wandel von Tag zu Nacht und
Nacht zu Tag, und natürlich für alle Positionswiederholungen
räumlich-zyklischer Prozesse (Mikro- und Makrokosmos-Prozesse).
All diese
zeitlichen und zeitlich-räumlichen Wiederholungen lassen sich als kreisförmig
verstehen, so auch der Zitratzyklus und weitere biochemische Zyklen, aber eben
nicht nur diese, sondern alle gesetzmäßig erfolgenden Verwandlungen.
Stochastik, im Sinn der Begegnung und anschließenden Interaktion mit nicht zu
diesem Wiederholbaren gehörigen bietet das Gegenprogramm eines für alles und
jedes gleichermaßen geltenden Vorwärtsstroms der Zeit.
Wenn ich den
Kreis, den die Zeiger einer Uhr beschreiben gedanklich in besagten
undifferenzierten, algemeinen Zeitstrom einlege, so erhält er diesen Zeitstrom
als vorwärtsgerichtete zentrale Achse, um die herum die Kreisbewegung geführt
wird. Das ist kein Kreis mehr, sondern eine Spirale.
Aus dieser
nicht beweisbaren, höchstens vorzuschlagenden Spiralbewegung kann nun –
ebenfalls nur gedanklich und nicht beweisbar – ein „Innen“ der Spirale gesehen
werden, und diesem „Innen“ kann gedanklich zugeordnet werden, „worum“ es sich
bei diesem Spiralbewegen „dreht“. Es ist das, was ich mit dem Begriff des Sinns
identifiziere. Der „Sinn“ des Kreisens ist durch dessen „Innen“ dargestellt.
Das „Innen“ ist hier das „Innen“ einer Dynamik, es ist von vornherein zeitlich,
und – außer in Lebewesen – nicht notwendig zusätzlich räumlich.
Lebewesen
allerdings unterstützen das Innen- und Eigen-Sein chemischer und physikalischer
zyklischer Prozesse durch das zusätzliche Errichten von nicht nur ein
zeitliches, sondern auch ein räumliches Innen schaffenden Grenzen (Membranen,
Häuten, Nester, Höhlen, Gebäude, Kleidung…).
Das zeitlich
zyklische ist auf diese zusätzliche Innenschaffung durch räumliche Abgrenzung
nicht angewiesen. Sehr wohl aber „schützt“ die räumliche Abgrenzung vor
Stochastik im Sinn hereinbrechender anderer Zustände und Zyklen, während die
„ungeschützt“ rein zeitliche Innen-Definition allen Einflüssen, die in ihrem
Vorherbestimmen „starker“ als sie selbst sind mit zu schwachen oder fehlenden
Widerstand, dann also widerstandslos ausgesetzt ist.
Das Bild des
Spiralförmigen Nach-Vorne-Wirbelns im allgemeinen Zeitstrom soll dieses
Eigen-Sein und ein bedeutungsmäßiges „Innen“ erzeugen veranschaulichen. Wie Du
richtig schreibst, ist es schwer, sich ein Zusammengehen vorher getrennter
Spiralen vor Augen zu führen. Meine vorläufige Lösung ist die, dass ich den
jeweiligen Berührungspunkt als Ausgangspunkt einer neuen Spirale ansehe, indem
zwei Spiralen eine neue Spirale „zeugen“.
Zusätzlich zu
diesen Anteilen der Veranschaulichung führe ich noch den Unterschied zwischen
Möglichem und dessen aktueller Verwirklichung ein, indem ich diese neu aus der
Interaktion gezeugten Spiralen „aus dem Meer der Möglichkeiten“ aufsteigen
lasse, und sie dann gedanklich wieder in dieses Meer eintauchen lassen, wo sie
möglichen weiteren Interaktionen (einschließlich zerstörerischen) ausgesetzt
sind und dann entsprechend verändert – ggf. als auseinandergelegte vormalige
Ganzheiten – als „Reste“ von „sich selbst“ also – wieder auftauchen.
Wenn wir
sterben, so bleiben sehr wohl auseinandergelegte vormalige Ganzheiten – als
„Reste“ von „uns selbst“ erhalten, und die Würmer in der Erde erfreuen sich
daran, und füttern ihre Ganzheit und ihre Zyklen damit.
Das
übergeordnete Bild des Erhalts von Zyklen an sich, der Existenz eines Kosmos im
Meer eines Chaos, das korrespondiert mit Gedanken und Gefühlen übergreifender,
allem vorausgesetzter Ordnung einschließlich ihrer möglichen Sinnhaftigkeit,
womit wir wieder beim beliebten, und gerade zu Ostern so anschaulich und
sinnbildlich verwirklichten Thema des grundsätzlichen Anerkennens von und
Glaubens an eines solche Ordnung wären…..
In diesem Sinne viele Ostergrüße, an Dich und in die Runde!
Thomas