Sehr aufschlussreich und lehrreich zugleich für mich, Deine Ausführungen, Joseph!

Wie gesagt, aus dem Themenbereich der Biologie muss ich mich raushalten, so interessant er ja ist. Im nächsten Leben sollte ich mich diesem Wissensbereich zuwenden :-))

Was Rückkoppelung anbelangt, kenne ich mich besser aus, da sie wesentliches Element von technischen Systemen (als Regelkreise) sind. Und so kann ich diesbezüglich Deine Differenzierung zwischen „innerer und äußerer Rückkopplung“ nicht so recht einordnen. Also fragen wir diesbezüglich bei Thomas oder Waldemar nach.

Und zum Verstand und philweb - wenn ich Waldemar bisweilen frage, ob er noch bei Verstand sei, rechne ich damit, dass er verständig die Frage mit einem Ja beantwortet :-)

Wie meinst Du das mit dem „Differenzieren“? Etwa nach mehr oder weniger Verstand (in umgangssprachlicher Auslegung) unterscheiden zu sollen?

Soweit für den Augenblick - der Akku ist leer - hoffentlich nicht auch mein biochemischer und damit die „innere Rückkoppelung“ disabled.

Bester Gruß! - Karl



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Am 25.03.2023 um 07:33 schrieb Joseph Hipp über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:

 Am 24.03.23 um 23:22 schrieb Karl Janssen über PhilWeb
alles treffend verstanden und kommentiert, vielen Dank. Hier im Einzelnen:

> „Wer Ohren hat, der höre!“ (Math. 13/9). Wer Augen hat, der lese und wer Verstand hat, der verstehe, ...

korrekt.

> Und hier im Forum haben alle Verstand, sonst wären sie nicht in der philweb-Liste eingeschrieben.

Das müsste allerdings differenziert werden, sonst wäre es ein Umkehrschluss des lustigen Satzes: "Wer keinen Verstand hat, ist nicht im philweb eingeschrieben." Die Korrelation wäre zu denken und genauso lustig.

> Ich verstehe die Kernaussage Deines Textes insoweit, als Du Phylo- wie Ontogenese quasi als rückgekoppelte Automatismen annimmst. Betrachtet man die benannten Entwicklungsgeschichten, sowohl stammesgeschichtlich als auch hinsichtlich einzelner Lebewesen, könnten diese Entwicklungsphasen grundsätzlich unter dem Gesichtspunkt einer Fortentwicklung thermodynamischer Systeme gesehen werden. Dabei kann jedes Einzelwesen, wie auch ein „biochemisches“ Kollektiv als ein derartiges,  jeweils durch spezifisch vorgegebene Systemgrenzen umschlossenes System angenommen werden, zu dessen Lebenserhalt zwingend eine Rückkoppelung von Führungsgrößen erfolgen muss.

korrekt, die Biologen würden das wahrscheinlich genauer sagen.

> zwingend eine Rückkoppelung von Führungsgrößen erfolgen muss.

Das "muss" ist nicht immer der Fall.

Hier ist eine Differenzierung erforderlich: Innere Kräfte, die in der Sache wirken, das ist ja der Normalfall, außer bei einem Stein. Sobald aber innere Kräfte wirken, muss das noch nichts mit Rückkopplung zu tun haben. Ein Regelkreis hat innen eine Rückkopplung, aber nach außen keine.

Zusammengefasst     Rückkopplung innen  Rückkopplung außen
Stein                          nein                           nein
Regelkreis                  ja                               eventuell
Pflanze                       eventuell                   eventuell, je nachdem Ontogenese, Anagenese, Ontogenese
einfaches Tier            ja                               wie vor
Person                       ja                                wie vor

> Dieser System-Prozess unterliegt jedoch dem Gesetz der Thermodynamik und somit ist sein Ende vorprogrammiert, da es nun mal kein „Perpetuum Mobile“ in dieser Lebenswelt gibt.

Ja, aber das (unterliegt..) auch nicht in der Natur, ich stelle wiederholt hier den Artikel hin, dort wird gezeigt, dass es nicht nur um Thermodynamik geht. Und das ist bemerkenswert, dass die Biologen, die diesen Artikel geschrieben haben, das Wort Mechanizismus, Mechanismus für biologische Sachen genommen haben. Sicher wählen nicht alle Biologen diese Wörter, aber es geht schlussendlich um die Idee des Automaten, der lange Zeit läuft, manchmal nicht wie gewollt, manchmal geht er kaputt. In der biologischen Welt wie in der mechanischen. (Die Autoren wiesen auf die Uhr, die Immanuel Kant oft als Beispiel anführte.) Deswegen nutze ich im Denken das Wort Automat, wobei ein sehr gutes Beispiel eben das Herz eines Lebewesens ist, das größtenteils ein Automat ist, zusätzlich teilweise mit externer Steuerung und besonderer ständiger Wirkung nach außen ist. Deswegen kann die Sache schon als als offenes System gedacht werden, und je nach Fortschritt des Denkens geht es nicht anders. Das Wort Automat bleibt aber als erstes bestehen (relativ als Oberbegriff gedacht, und Unterbegriff offenes System). Selbstverständlich kann auch die umgekehrte Reihenfolge gedacht werden. Die Autoren zeigen auch, dass es nicht nur um bestimmte Erklärungsarten (Selektion, Mutation), sondern auch um andere. Dass sie mit der "Frankfurter Schule" in Bezug auf Biologie wenig Erfolg haben, ist nebensächlich. Die Autoren zeigen auch andere Kräfte als diejenigen aus der Thermodynamik.

Noch einmal der Link, um einiges zu prüfen und zu lernen:
https://www.researchgate.net/publication/283687490_Mechanizismus_in_21_Jahrhundert
Ein weiterer Link:
https://www.zobodat.at/pdf/DENISIA_0020_0023-0036.pdf
Ana- und Kladogenese, Mikro- und Makroevolution – Einige Ausführungen zum Problem der Benennung

> Weit besser als ich, kann Dir das Thomas und sicher auch Waldemar erläutern und somit Deinen hier vorgelegten Text validieren. Ich jedenfalls, sollte mich in keinem Fall auf das Feld der Biologie wagen!

Gut gesagt. Nur sind die Philosophen, wenn es sie denn gibt, für Aspekte der Wortwahl, Begriffsanalyse, Logik, Kausalität, die (Konstruktion und Vorhersage) vs. Rekonstruktion zuständig, Kategorisierung,  bei denen die Biologen teilweise im Dunkeln tappen. Der Aufsatz am genannten Link zeigt, dass z.B. die Autoren oft die Vaihingerfiktion benutzten, diese aber kaum gelernt haben, und deswegen ständig über sie stolpern, weil die wichtigen Unterscheidungen des Hans Vaihinger gegenüber Hypothesen ihnen nicht bekannt ist. Zudem haben die Philosophen einen Rückstand bzgl. Kladogenese, wenn sie zu sehr nur die ihnen bekannte Taxonomie benutzen.

Nebenbei bemerkt: Auch bei politischen Ereignissen scheinen die Philosophen sehr in ihrem Elfenbeinturm zu bleiben, oder aber sie sind ausgestorben, oder sie sind auf Sparflamme vorhanden, als Ährenleser, wie Nietzsche es schrieb. Hierbei geht es nicht um Meinungen. Und auch Meinungen können unter dem Deckmantel von Philosophie herausgeschleudert werden, mit tausenden Wörtern und vielen Sätzen.

JH
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