Joseph hatte ich gefragt: „Wie gelangen wir aus immer schon gemachten sprachlichen wie sinnlichen Unterscheidungen im Erleben zum Holismus? Im Ganzheitsgefühl von sich selbst ausgehend? Mittels statistischer Gesamtheiten aus kosmischer Perspektive?“
Das ist eine gute Frage, und wenn ich nicht geantwortet habe,
dann, weil diese Frage sich mir auch stellt, und eine Antwort
leider nur diejenigen geben können, die von den Wörtern zu diesem
Ganzheitsgefühl kommen. Ich jedenfalls bin mir sicher, nach einer
Flasche Sekt näher an das Unbewusste heran zu kommen, als voll
nüchtern. Dann entstehen Sachen, die ich vorher so nicht kannte.
Nicht unbedingt dummes Zeug, sondern auch Wörter und Sätze, die
durchaus wertvoll sein können. Hoffentlich liest WH dies nicht.
Denn ich meine, die Zellen oben und unten (in der Leber) müssen
eben von Zeit zu Zeit dran glauben. Die Zellen sind sowieso
irgendwann alle mal dran. Aber jetzt bin ich längst von der Frage
des IT abgekommen, ab Fragestellung. Also gebe ich die Frage
weiter. Ich würde die Frage erweitern: von den vielen sprachlichen
Unterscheidungen und den vielen Wörtern, bedarf es dieser alle.
Der eine hat ganz andere Wörter, Erlebnisse, und wie kommen die
Personen trotzdem zu diesem Holismus? Fußballfans fragten mich, ob
und warum mir dieses Gemeinschaftgefühl im Stadion nicht empfinde,
was bei ihnen eine Art Verbundenheit hervorrief. Ich sagte nein,
dachte aber vielleicht: Wenn ich mich so lange vorbereiten würde
auf das Spiel, dann würde ich sogar auch die höchsten Gefühle
haben. Damit dachte ich, so wie der Wandersbursche wohl gedacht
hätte: Jeder hat seinen Gott, wenn er ihn mit genügend Worten oder
sonst was nährt.
Am 30.11.24 um 14:29 schrieb waldemar hammel über PhilWeb:
> Ingo: leider scheitere ich immer wieder daran, gerade Gedachtes in passende Worthülsen zu binden.und darauf Waldemar:
lieber ingo,meinst du, dies obige geht nur dir so ?
ich habe jedenfalls oft dasselbe problem
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JH: Ich denke, dass es bei mir nicht so ist, obwohl nachher nur ich selbst verstehe, was ich schrieb.
> was wahrnehmenkönnen, erfahrungenmachen, denkenkönnen,
fühlenkönnen, usw = ALLES, anbelangt,
wir werden nie das kleinste und größte wirklich "verstehen"
können, und uns so immer mit umschreibungen begnügen müssen,
be-schreiben können werden wir immer nur unsere kg-m-sec welt,
und selbst das bleibt wurmstichig, denn auch be-schreiben deutet
nur ein "ungefähr-verstehen" an
Das war gut geschrieben, hier vermute ich, eine genauer machende Schreibung dazu zu haben. Ich definiere "Schreibung" als das was eine Person schreibt, es muss kein Zusammenhang mit der Sache vorliegen. Sobald aber die Person sagt, sie hätte etwas beschrieben, bringt sie in diese Schreibung hinein: "Ich habe den den Zusammenhang mit der anderen Sache gedacht." Nun folgt fast, wie das so oft ist, der Satz: "Bitte denke du auch diesen Zusammenhang." Wenn ein Satz da steht: Jetzt kommt die Beschreibung der Sache X, oder wenn nur implizit gesagt wird, dieser Zusammenhang sei vorhanden, dann wird vom Lesenden verlangt, diesen auch zu denken. Ich brauche also nicht das Wort "verstehen". Wenn der Lesende mitmacht, dann wird der Text (oder Wort/Text) selbst zur Beschreibung, der Leser macht ihn erneut zur Beschreibung. Es ist so kompliziert, so zu denken. Bei Amalgam-Wörtern wird es schwierig, denn schon die Benutzung eines solchen Wortes macht einen geweckten Leser stutzig. Ich gebe zu, dass ich das alles besser schreiben kann. Waldemar hat mit seiner Antwort nicht nur ins Wurmnest gestochen, sondern ins Wespennest, bravo!
Der Betrachter liest den Text, für ihn ist er erst eine
Schreibung. Als Allwissender ist er derjenige, der sich zutraut,
eine Beschreibung zu denken, der Schreibende ist für ihn unfähig,
er der lesende Betrachter denkt die Sache, die vorliegt oder eben
nicht vorliegt, und entscheidet, ob sie beschrieben wurde oder
nicht. Parallel dazu kann der Betrachter die Kausalität denken,
das ist dann eine weitere Dimension.
JH