Nach Thomas' grandios abgefasster Darlegung zum laufenden Thread, also der biblischen Schöpfungsgeschichte, wollte ich diesem Thema eigentlich keinen einzigen weiteren Gedanken, keinen einzigen Satz mehr hinzufügen, schlichtweg, weil Thomas alle Aspekte in kaum zu erreichender intellektueller, wie auch fundierter Tiefe ausgeführt hat.
Damit sei nicht gesagt, dass darauf bezogen, die Diskussion zu diesem Thema beendet sein müsste, geht es dabei doch um ein Ganzes, eine Sicht auf Kosmos, Welt, Materie und Geist, die weit über ein pur naturalistisch reduziertes Weltbild hinausgeht, gleichermaßen die physischen, wie metaphysischen Aspekte des SEIN, also von Existenz alles Seienden und diesem zugrunde liegenden Prinzip von Kohärenz (potentia) und Dekohärenz (actum).
Daher erlaube ich mir, Thomas' entscheidende Passage dieses Beitrags hier noch einmal heraus zu heben:
TF: „Die Physik setzt Sein (stillschweigend) voraus, und beschreibt dessen verallgemeinerbaren, un-eigenen Aspekte. Sie arbeitet mit inhaltleeren Verneinungen als absoluten Gegensätzen. Ihr Skalenwerk ist von jedwedem Inhalt abgezogen, abstrahiert, extrapoliert, und sie erlaubt sich eine manichäische Extrapolation hin zu absoluten Gegensätzen. Ihre Aussagen betreffen die Art, aber nicht das Wunder des Seins.
Diese Art zu Sein ist im Hinblick auf verallgemeinerbare Aspekte des Seins entsprechend allgemein. Die entsprechende Konzeption eines „Universums“ sieht ein allumfassendes Zusammenhängen nach den allgemeinen Regeln vor. Diese Kohärenz des allem Gemeinen wird dann als Ausgangspunkt genommen, um das Besondere daraus entstehen zu lassen. Das aber geht nicht: das Nicht-Allgemeine, Jeweilige, Besondere kann nicht aus dem Allgemeinen hergeleitet werden. Die logische Folge muss gerade umgekehrt sein: das Besondere kann verallgemeinerbare Aspekte enthalten, und der auf letztere Beschränkte Blick ergibt folgerichtig ein „Universum“.
Zurück zum Besonderen mitsamt seinen zu teilenden Aspekten: Diese Kombination kann zu einem semantischen „Punkt“ verdichtet werden, der wiederum als Ausgangs- und Endpunkt der Schöpfung angesehen wird. Schöpfung meint hier das Erzeugen nicht des bloß Individuellen, Besonderen, sondern des Besonderen, Eigenen mitsamt seinen verallgemeinerbaren Aspekten. Die Schöpfung ist dann ein Ausbreiten, Entfalten, Ausrollen in die Vielfalt, an deren Grund aber nicht nur das Allgemeine, sondern das Besondere mitsamt seinen verallgemeinerbaren Aspekten steht. Die Schöpfung ist dieses Ausbreiten in gleichzeitige Vielfalt.
Darauf bezogen, soll es nun tatsächlich auch meinerseits dabei bleiben und so will ich nur noch auf Ingos Vergleich eingehen, wo er den Unterschied zwischen sich und mir, mit dem zwischen Einstein und Heisenberg vergleicht.
Mag Ingos Intelligenz, sein Genius durchaus an ersteren heranreichen, ich für mein Teil wage es nicht, mich auch nur annähernd mit dem geistigen Potential, dem Wissen des großen Heisenbergs in Verbindung zu bringen. Dessen ungeachtet, weiß ich natürlich um Ingos Intention, um so erstaunlicher für mich, dass er mich immer noch mit einem „Katholizismus“ in Verbindung bringt, den man in Teilen tatsächlich als problembehaftet sehen muss, eben soweit dieser geradewegs unkritisch bezüglich heutiger natur- und geisteswissenschaftlicher Erkenntnis weiterhin gelehrt und praktiziert wird.
Mich sollte es ebenso „langweilen“, diese Vorgeingenommenheit immer wieder aufs Neue von Ingo vorgebracht zu sehen, obgleich ihm meine Sicht dieser Dinge nun wirklich längst bekannt sein sollte.
Es ist diese sublime Art, in der Ingo Kritik an anderen Kulturräumen und deren landsmannschaftlichen Traditionen übt, wie hier nun „bayerischer Schuldrill“, nicht beabsichtigend, damit implizit auf ein konkret erkanntes Defizit hinzuweisen: Weithin ist in der Tat bekannt, das Bayern und Baden Württemberg zu den führenden Bundesländern im Bildungsbereich zählen. Von nichts kommt nichts, auch wenn es bisweilen Drill und tatsächlichem Leistungsdruck gleichkommt. Mehr will ich dazu nicht schreiben.
Ein Bezug zu Religion und ggf. eine dementsprechende konfessionelle Bindung bedeutet nicht zwangsweise, daran auf Gedeih und Verderb gebunden zu sein. Auch ich habe mich natürlich von diesbezüglich fragwürdigen Praktiken, Ritualen, Dogmen und Denkmustern emanzipiert. Wer dieses nicht aus meinen Beiträger hier zu entnehmen weiß. will es nicht wahrhaben und genau drückt sich in Ingos Einstellung und Gegenrede zu meinem Weltbild aus.
Sein Weltbild hat Thomas auf die im eigene, sehr einfühlsame, nie verletzende Art beschrieben. Damit ist alles gesagt und wir können darauf bezogen erst mal wieder ein anderes Thema angehen.
Bester Gruß in die Runde! - Karl
PS: ach, gerade noch zu diesem Einwand von Ingo T.: „Jedenfalls vermisse ich eine Naturgeschichte, die Alltag und Kosmologie nicht vor 3000 Jahren mit einem Wüstenvolk in der Levante beginnen lässt, sondern vor 7000 Jahren mit einem Sonnenobservatorium im norddeutschen Tiefland. Der nicht nur metaphorische Übergang von der Sonne und dem Licht zur CCC wäre ein Selbstläufer.“
Dieses Vermissen sollte Dich doch nicht tangieren, Ingo, nachdem die von Dir erwartete „Naturgeschichte“ längst kompetent mit hinreichender Gültigkeit seitens der Natur- und sicher auch in Teilen der Geisteswissenschaft in mittlerweile unzählig verfügbarem Schriftgut vorgelegt wurde.
Menschen, die sich diesbezüglich noch an überkommenen metaphorischen Schilderungen orientieren, sollten dieses richtig einzuschätzen vermögen, ansonsten sie sich zurecht jenen Zeitgenossen zugehörig zu sehen haben, die nach wie vor einem überholten Weltbild verhaftet sind.
Und nun noch zu „Lieschen Müller“ (Hoffentlich haben wie keine Lisa und auch keine Frau Müller hier im Forum, ansonsten wir ein Problem mit der Netikette haben), will heißen, dass damit jene Attitüde ausgedrückt ist, wie sie stets von Joseph vermieden werden will: „von oben herab“.
Ja und zum Vergleich von Penrose' und Hawkings Sachbüchern. Ist es nicht so, dass Hawking nicht nur begnadeter Denker und Physiker, sondern ebenso brillanter Schriftsteller war, Penrose hingegen nüchtern schildernder, in mathematischen Denkmustern sich ausdrückender Wissenschaftler? Dennoch bin ich von seinen Werken stark beeinflusst, um nicht zu sagen begeistert (letzteres im Wortsinne sic!).
Zu allerletzt hier noch: Danke für alle Beiträge! Zeigen sie doch, dass philweb ein Alleinstellungsmerkmal und ein „Leben“ hat, das sich auf nicht alltägliche Art mit eben dem Leben auseinandersetzt, gleichermaßen, wie es sich als sicht- aber auch unsichtbares SEIN vollzieht.