Am 26.09.2022 um 06:54 schrieb Joseph Hipp über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:

Am 26.09.22 um 03:13 schrieb Karl Janssen über PhilWeb:
obgleich ich damit nichts anderes zum Ausdruck bringen will, als dass der Mensch das Geschenk dieses Lebensraumes und seine Verantwortung dafür erkennen sowie sein Handeln danach ausrichten muss

Einfache Logik:
A ist ein Geschenk des Lebensraums
B ist ein Geschenk des Lebensraums
A und B sind Teil des Lebensraums
A ist für B im Lebensraum, B ist für A im Lebensraum
Folgerungen mache ich jetzt keine, sonst würde ich vielleicht dazu kommen, dass A sein Handeln nach B ausrichten muss, und umgekehrt. Oder zur Folgerung, dass A wünscht, dass B sich nach dem obigen Satz zu verhalten hat, er wäre dann ein Diktat von A nach B.

Das Wort "Geschenk" kann nicht einfach so genutzt werden, es ist mit diesem immer schon eine Person oder zumindest Instanz mit im Spiel, welche das Geschenk macht. Zudem ist Geschenk etwas, das als solches erkannt werden soll, nicht etwa als Hilfe oder mit dem Wunsch einer Gegenleistung. Ich kannte jemanden, der am Morgen mit einer Zigarette in der Hand nach außen ging, und sagte, wie schön die Welt doch geschaffen ist. Ein anderer, ein Abgänger der ETH flog vor langer Zeit nach Cap Caneveral, wo ihn die Kraft der Rakete an seinen Gott erinnerte, so erfuhr er die große Kraft des ganzen Weltalls.



Das Vermögen zu erkennen, was ich mit „Geschenk“ ausdrücken wollte, ist geradewegs ebenso ein Geschenk!

Vor einiger Zeit zitierte ich hier Paulus: die Weissagung verachtet nicht – prüfet aber alles, das Gute behaltet. (Thes.5/20-21).

Paulus' geschickt eklektizistische Art sollte die Missionierung der christlichen Lehre erleichtern und man könnte annehmen, dass diese Form der Eklektik ein bewusst von ihm eingesetzter Psycho-Trick war, aus den ihm bekannten Fragmenten der Christuslehre geschickt ein an die jeweilig örtliche Umgebung seiner Missionierung angepasstes Paradigma zu entwerfen, um es in die seinerzeit aktuelle Lebensart einzuflechten.


Deine hier betriebene Eklektik relativiert für mein Empfinden die kontroversen Aussagen der Schreibenden auf eine Art, die der von Dir mit Vorliebe postulierten Überbrückungslehre eines Vaihinger nahe kommt. Mir jedenfalls ist mit diesem Hang zu pragmatischer Ergebnisoffenheit nicht gedient, obgleich dienlich hinsichtlich Deines anerkennenswerten Wunsches resp. Bedürfnis nach Ausgleich zwischen kontroversen Ansichten und deren Protagonisten.


Du wirst es längst bemerkt haben, dass ich mit der von Dir betriebenen Logik nichts anfangen kann, was ihr definitiv nicht ihre Gültigkeit absprechen soll; mir fehlt schlichtweg das Vermögen, sie als solche zu begreifen.


Gleichwohl ist es wichtig, dass Du Dein sehr eigenes Profil und Vermögen zu spezifischer Kritik an Wortwahl und Satzgestaltung der hier eingebrachten Beiträge einbringst, da es hier in philweb ein wertvolles „Alleinstellungsmerkmal“ und als solches einzigartig ist.


Was hier in philweb fehlt, ist eine breitere Beteiligung an Diskursen, womit eine wirkliche (und damit verbindende) Relativierung unterschiedlicher Weltsichten ermöglicht würde. Es ist sehr wahrscheinlich, dass dieser Umstand dieses Forum zum Erliegen bringen wird, zudem mit hier ständig geschürten Ängsten nicht gerade der Geist von Philosophie als Liebe zur Weisheit und damit zum Leben an sich gefördert wird.


Es gäbe viele Themen, abseits von stets kritischen Themenkomplexen wie Religion, Metaphysik oder Politik, die es wert wären, hier gemeinschaftlich erörtert zu werden

Das kann m.E. jedoch nicht gelingen, da jede aufkeimende Diskussion durch mit grauenhafter Misanthropie und Weltverachtung getränkte Einlassungen von Waldemar schon im Keim erstickt, quasi zu Boden gerissen wird.


Diese Einschätzung mag meiner persönliche Sicht auf das Geschehen hier entsprechen; wie man mehrheitlich hier darüber denkt, weiß ich nicht zu sagen, jedenfalls bin ich nicht mehr bereit, mich hier an diesem Psychomachia zu beteiligen und damit - wie bereits gesagt - dieses Forum zum tragikomischen "Armageddon" verkommen zu lassen.


Karl


PS: Es wäre wirklich an der Zeit, dass irgend ein anderes (nicht durch permanenten Disput hier „ausgebranntes“) Mitglied dieser Liste ein ganz neues Thema aufbringt.













Angenommen im obigen Satz stünde "eingebettet" in seinen Lebensraum, so wäre damit ebenfalls etwas zu viel im Satz.

Ich wäre gezwungen, die beschönigenden, wertenden Elemente der Wörter zu entfernen, oder ich müsste eben folgendermaßen ergebnisoffen schreiben:

"obgleich ich damit nichts anderes zum Ausdruck bringen will, als dass der Mensch in seinem Lebensraum wirkt und von diesem bewirkt wird, seine Verantwortung dafür erkennen sowie sein Handeln danach ausrichten muss"

Hier ist mir das Wort Verantwortung zusätzlich nicht voraussetzungsfrei, eine Ergebnisoffenheit ist nicht vorhanden. Dieses Wort ist nur dort sinnvoll, wo jemand zur Verantwortung gezogen wird oder werden kann, wo also ein anderer da ist, und gegebenenfalls zumindest mit dem natürlichen Recht sagt: "So geht das nicht", oder "So geht es." Sicher kann die Person auch sich selbst im Nachhinein zur Verantwortung ziehen. Und die Dispositionsmaxime, umgeformt lautet bekanntlich: "Wo kein Kläger, dort kein Richter" Und wo Verantwortung ist, ist ein Richter mit gedacht. Denn normalerweise beachten die Personen das positive Recht, und behalten sich für ihr Handeln ein persönliches natürliches Recht parat, das ihnen möglichst viele Freiheiten lässt. Die Einzelperson muss auch die Möglichkeit haben, das Richtige oder Falsche zu tun, haben, um auch zur Verantwortung gezogen werden zu können. Für was sonst könnte es gebraucht werden. Demnach geht es versteckt um Moral im obigen Satz, oder eben um das natürliche Recht. Und dieses wird nicht einfach so erkannt, und kaum aus der umgeformten Prämisse.

In dem ersten Teil des Satzes wird daher die Moral begründet, und danach gesagt, dass die Person sich in ihrem Handeln danach ausrichten muss, nicht nur soll.

Am Nordpol wird nun konstruiert, um die Touristik auch dort zu ermöglichen. "Der Mensch" sieht dieses Handeln als neutral an, er sieht es als sein natürliches Recht an, zu fliegen wohin er will. Es fehlt demnach ein einheitliches natürliches Recht, das auch gelehrt werden könnte oder gar müsste, denn nicht jeder erkennt das gleiche natürliche Recht, das aus den Prämissen des obigen Satzes (im Original oder umgeformt) hervorgeht, und nicht jeder hält sich an dieses. Wenn er sich nicht gerade mal eine Ausnahme gönnen will, denn auch das ist möglich. Egal ob gottgläubig oder nicht, oder sind unter den Touristen allgemein nur Gottesleugner und Agnostiker?

JH



_______________________________________________
PhilWeb Mailingliste -- philweb@lists.philo.at
Zur Abmeldung von dieser Mailingliste senden Sie eine Nachricht an philweb-leave@lists.philo.at