Sofern Wahrheit lediglich behauptet wird, muss im Zweifel diese Behauptung mit Anspruch eben auf ihre Faktizität bewiesen werden und nur für den Fall eines hinreichend gültigen Beweises entspricht das Behauptete der Wirklichkeit, ist somit ein Wahrmacher der Aussage.
die sog. "wirklichkeit" ist kein gültiges kriterium für wahrheit/unwahrheit
warum denn nicht? Wirklichkeit ist ein reales Element von Wahrheit. Ein wirklicher Tatbestand als Grundlage einer entsprechenden Aussage muss einen allgemeingültigen Sachverhalt und somit dessen Wahrsein, resp. Wahrheit voraussetzen.Philosophisch gesehen, sehe ich Ruth E. Kastners Darlegung des Wahrheitsbegriff als eingängiges Beispiel, wonach Wahrheit vergleichbar als einen im Ozean schwimmenden Eisberg gesehen werden kann: Man sieht nur dessen Spitze, nicht jedoch das ganze Ausmaß, erstere entspricht wahrer sichtbarer und somit erkennbarer Realität, hingegen der nicht sichtbare Teil als solcher nicht unmittelbar erkennbar aber dennoch realer Teil der „ganzen“ Wahrheit ist.
Als weiteres Beispiel beschreibt Platons Höhlengleichnis die Deprivation der Wahrnehmung von Ganzheit, resp. Wahrheit, sofern diese perspektivisch verdeckt ist, so eben auch mit Bezug auf höherdimensionale mathematische Formalismen, die - obgleich empirisch nicht erfassbar - dennoch auf absolut konkrete Existenzebenen hindeuten.Töricht und dennoch unausweichlich, wenn Bewohner einer fiktiven, zweidimensionalen, somit flachen Welt die Existenz einer für sie nicht erkennbaren, höheren Dimensionen ausschließen.Welche höhere Entität wird oder wollte es unternehmen, uns geistig deprivierte „Flachländer“ in höhere Dimensionen zu führen?
lieber karl,
aus konstruktivistischer sicht dazu folgendes (der "alte sermon"): es wird immer vergessen, auch von dir hierbei, und es wird mir ewig ein rätsel bleiben, warum das stets vergessen wird, dass ALLES, dass wir denken, überlegen, fühlen, mutmassen usw in unserem hirn (einem arg begrenzten neuronalen netzwerk) hergestellt wird, so auch die "wirklichkeit", welche wir erleben, als jeweiliges etwa bild
einfache physik: und dabei stimmt nicht einmal "die zeit" dieser wirklichkeit, da das etwa licht als physikalisches signal zeit benötigt, um über unsere sensoren als information zuerst übersetzt ins hirn zu gelangen und dann dort verarbeitet und zu einem bild aufinterpretiert zu werden (und nerven-leitungen sind nicht die schnellsten), sodass unsere zb "gerade jetzt vor augen gesehene wirklichkeit" immer und stets "die fast-wörtlich" erlebte wirklichkeit "des bereits vergangenen augenblicks" ist = wir sehen stets vergangenheit als gegenwart, und insofern (schon deshalb) ist alles zb "sehen" eine art der illusionären verkennung, ein erleben wie eine "wirklichkeit" einen augenblick vorher war, und nicht wie sie aktuell tatsächlich ist
und das betrifft alles: auch unsere schärfste und exakteste logik über wirklichkeit etwa ist ausgeburt unseres hirnes, und enthält daher keineswegs"objektiv gültige" jetzt-gültig-argumente, sondern logifiziert stets vergangenheit, genau analog, wie wir aus bereits abgelaufenen, vergangenen experimenten logische schlussfolgerungen ziehen, und das ist in einer wechselwirkungen-welt, in der ww's im 10 hoch minus 44 sekunden rhythmus ablaufen, ein riesenproblem
vergangenes ding A wird als aktuell-seiend erlebt, in wechselwirkender wahrheit ist "ding A" aber bereits zu "ding A''''" oder sogar zu einem ding-B weitergelaufen/ durch ww's weiterentwickelt worden (was wir dann verblüfft und gross-spurig als etwa "emergenz/imergenz" bezeichnen)
dazu kommt noch, dass in unserem wirklichkeits-erleben der "dinge" die eigen-raumzeiten der erlebten dinge völlig aussen-vor bleiben, weil unser hirn dafür kein sensorium hat
Philosophisch könnte die Idee der Stoa hilfreiche Stütze gegenüber aller überbordenden Geschwätzigkeit, Fake-News, KI-generierten Narrativen usf. bieten, da sie tief in menschliche Psyche eindringt und geradewegs dem unstillbarem menschlichen Bedürfnis nach Neuigkeit, nach Klatsch und Tratsch die besonnene, nüchterne, faktenbezogene und somit wahrheitsgemäße Wirklichkeit entgegen stellt.
mit dem entscheidenden nachteil jeder "wahrheitsgemässen wirklichkeit", dass diese als illusion/illusionäre verkennung, jeweils in unserem hirn erzeugt/zusammengebastelt wird, und wir dann als hilfskonstrukt noch als weitere (unmotivierte und in der sache falsche) wahrheitsbehauptung benötigen, die "wirkliche wirklichkeit" würde mit unserem darüber erzeugten hirnkonstrukt übereinstimmen
Das sind die selbst gelegten Fallstricke der radikalen Konstruktivisten, die mit ihrem Zweifel an der mentalen Performance des menschlichen Gehirns am realen Leben scheitern müssen.
das ist nach oben gesagtem gerade NICHT der fall, sondern es sind TATSACHEN ...
Diese Ganzheit ist aus irdischer Perspektive nicht als Wahrheit erkennbar und somit von Menschen nicht beweisbar. Wer nun (einen) Gott als diese Ganzheit, als die Wahrheit annimmt, wird diesen nicht beweisen können. Es bleibt nur das Gefühl von Allheit, oder eben von Allgeborgenheit. Wer sich ihr anvertraut, kann auf diesbezüglich unzählige Meinungen, Deutungen verzichten, eben im Vertrauen auf göttliche Allgeborgenheit. „Solo Dios basta“ (Teresa v. Avila).
du, karl, wirst von deinen geglaubten mythen und legenden, deinen memo-zettelchen an der leeren natur-wand, wohl nicht mehr loskommen, obwohl das alles, weil in hirn und psyche festgeklopft, da somit weit mehr als illusionäre verkennungen, wahn-analoge vorstellungen und ideen sind
Was soll denn diese blödsinnige Zuschreibung bei mir bewirken? Ich glaube an keine Mythen und Legenden, an keinen Gott (in herkömmlicher Weise). Darüber haben wir uns doch bereits verständigt, oder nicht? Du warst es doch, der von Gott als das Gefühl von Allgeborgenheit sprach, einer Vorstellung, die mir sehr sympathisch ist.
aber was ich in diesem zusammenhang noch sagte, wird von dir ausblendet: dass nämlich dieses allgeborgenheits-feeling (das ich jedem lebewesen zuschreibe, nicht nur dem menschen, weil es im uralten hirnstamm erzeugt wird, den zumindest alle "höheren lebewesen" haben), teil der notwendigen immunologischen somato-psychischen selbst-referenz jedes einzelnen lebewesens ist, und sich daher keineswegs auf götter, "kosmische intelligenzen", und andere esoteriken bezieht
* theresia von avila ist mein lieblings-nönnchen, weil sie (k.h.deschner/kriminalgeschichte d. christentums) aus gott-ergebenheit ua. das erbrochene von aussätzigen getrunken haben soll, analog dazu habe ich keine staubsauger mehr, sondern lecke die fussböden und den hühnerstall mit der zunge sauber (DEUS VULT!), um in den himmel zu kommen
Dein Hang zur Nekrophilie (im Sinne von E. Fromm) steht meinem Hang zur Philosophie diametral entgegen. Mehr fällt mir augenblicklich dazu nichts ein.
du hast recht, ich habs nochmal nachgelesen: es steht nicht in deschners "kriminalgeschichte des christentums", sondern in deschners bändchen "das kreuz mit der kirche", und die heilige theresia hat nicht das erbrochene aussätziger getrunken, sondern NUR das waschwasser aussätziger, was -deus vult- wohl heilig genug war? und ob sie das waschwasser nach oder vor desinfizierendem einfachem abkochen trank, ist ("geheimnis des glaubens") nicht überliefert, jedenfalls soll sie selbst davon nicht erkrankt sein, was ja auch gerade die heiligkeit dieses gottgefälligen aktes ausmachte - vielleicht willst DU es auch einmal versuchen?, denn immerhin enthalten auch solche nur-waschwässer kranker immer noch wichtige mineralien und mit glück auch reichlich ernährungsphysiologisch günstige eiweisse, am besten ist, du fragst mal in einem krankenhaus nach, man solle diese waschwässer doch nicht einfach wegschütten ...
wh.