Am 08.07.2022 um 12:10 schrieb Ingo Tessmann:





Hi Karl, 

die Natur beherrscht keine Methoden, sie evolviert schlicht. Wozu das ganze Brimborium? Versuch doch einfach mal, Dich zunächst an das Beobachtbare zu halten. Sich bewegende Moleküle diffundieren in der Luft, bringen in Wasser Pollen in Zufallsbewegungen und in Paramecien werden Wimpernbewegungen zufällig abgewandelt wiederholt, so dass eine Fortbewegung die Folge ist. Literarisch, philosophisch und technisch kannst Du natürlich alles ins natürliche Treiben hineinlegen, um es dann wieder herauslesen zu können. Du scheinst Dich in allem vornehmlich selbst sehen zu wollen. In der Naturwissenschaft sollte die mathematisch-experimentelle Neutralität der technischen Nützlichkeit und menschlichen Werthaftigkeit vorangehen.  

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It: Du scheinst Dich in allem vornehmlich selbst sehen zu wollen.
Diese Annahme sollte jeden aufhorchen lassen, der viel redet bzw. schreibt, anstatt etwas substanziell darzustellen, vor allem, der sich selbst gern reden hört (wie man das meist nicht unbegründet etwas abfällig  Narzissten vorwirft). So lässt sich diese Vorhaltung unzweifelhaft auf mich abbilden, der hier um Längen mehr „redet“ als eben Du. „Viel hobeln, bringt viele Späne“ sagt der Volksmund und meint beides: Es bringt Abfall aber eben auch notwendigen Abfall, wenn es nun mal viel zu hobeln gibt, resp. wenn man viel hobelt.

Ich habe einige Zeit über Deine belehrenden Worte nachgedacht und frage mich (etwas besorgt), ob ich tatsächlich das Beobachtbare der Lebenswelt gegenüber einer abstrakten, lebensfremden (als eine durchaus auch philosophische) Sicht auf die Welt  vernachlässige. Fazit: Die Tendenz zu derartiger Sicht- und Ausdrucksweise ist absolut gegeben und als solche für jeden mir Gegenüberstehenden (bisweilen leidvoll) erkennbar.

Wortgewaltige Menschen, wie Waldemar, haben damit kein allzu großes Problem, andere fühlen sich bisweilen schlichtweg überrollt. Ich fühle mich beispielsweise überrollt, wenn Du, Ingo, mit dürren Worten – wenngleich oftmals angebracht – Kritik an hier eingebrachten Beiträgen übst und dann auf akademisches Schriftgut verweist, dass z.B. meine Ausführungen (das Volumen anbelangend) um Vielfaches übersteigt. So interessant diese „papers“ auch oft zu lesen sind und den Blick auf ein diskutiertes Thema zu erweitern vermögen: als vorteilhaft praktizierte Methode in einem Diskussionsforum wie philweb würde ich sie nicht sehen.

Methode ist das Stichwort. Was versteht man landläufig, aber auch im Wortsinne unter diesem Begriff?
Doch wohl eine bestimmte Herangehens- oder Verfahrensweise, die sich bewährt hat und daher wiederholt angewendet wird, bzw. bei Nichtbewährung nicht mehr zum Einsatz kommt. Das ist doch genau auch das Prinzip der Evolution oder etwa nicht?

Und wie soll man nun mit Deinem schnöde vorgebrachten Korrektiv umgehen: „die Natur beherrscht keine Methoden, sie evolviert schlicht.“?

Dann eine belehrende Erklärung „Sich bewegende Moleküle diffundieren in der Luft, bringen in Wasser Pollen in Zufallsbewegungen und in Paramecien werden Wimpernbewegungen zufällig abgewandelt wiederholt, so dass eine Fortbewegung die Folge ist.“, die mir (neben Deinem Hinweis auf die Forschungsarbeit der Youngster) zeigt, dass Du gar nicht verstanden hast, was ich mit meinem „Paramecium-Beispiel“ verdeutlichen wollte: nämlich das Prinzip der Selbstorganisation resp. Selbstregulierung in Bezug auf Form- und Informationsbildung. Apropos Information:

Obwohl in der Wissenschaftswelt Konsens darüber besteht, dass Information (jeweils spezifisch definiert) ein Grundbaustein des Weltgeschehens ist, machst Dich lustig über mein (an Feynman hinsichtlich seiner Kurzformel angelehntes) Statement: it‘s all about information“ und kritisierst das Dich langweilende „Geschreibe über Information“.

Überhaupt langweilt Dich hier vieles (wie Du es immer wieder beklagst) und da würde ich entgegenhalten wollen, Du könntest ja etwas ausführlicher Deine eigene Gedankenwelt, Dein umfangreiches Wissen für alle verständlich zum Ausdruck und in die Diskussion hier einbringen, als eben überwiegend Hinweise auf Literatur, wie zuletzt beispielsweise auf Ropohl. Wer sollte, wollte sich denn in ein Fachbuch von knapp 400 Seiten einlesen, um Aussagen des Autors zu grundsätzlichen Fragen zum Informationsbegriff gedanklich zu verarbeiten und ggf. in die diesbezügliche Diskussion hier einzubringen zu können.

Wenn ich mich hier im Forum vornehmlich selbst sehen will (und ja auch sehe!) , würde ich – bei durchaus selbstkritischer Sicht auf Deinen Vorwurf – anbringen wollen, dass bei der hier äußerst geringen aktiv schreibenden Teilnehmerzahl selbstredend  die wenigen Protagonisten sind, die im wahrsten Wortsinn hervorstechen.

Bei aller berechtigten Kritik an mir, werde ich den mir hingeworfenen Schuh nicht anziehen, ich würde „mathematische-experimentelle Neutralität“ verletzen oder gar „menschliche Werthaftigkeit“ missachten.

Durch die offensichtlich psychischen Belastungen, wie sie sich vornehmlich durch die Corona-Pandemie und ebenso aus den Eindrücken des schrecklichen Kriegsgeschehens im europäischen Osten aufgebaut haben, treten Empfindlichkeiten schneller zutage, wie man das allen Orts erkennen kann. Dennoch sollte man sich auf das Wesentliche besinnen und keiner „Kurschlussreaktion“ selbst zum Opfer fallen: So wie ich kurz davor war (oder eher doch bin), hier in philweb einfach aufzuhören. Warum auch nur ein Wort mehr noch zu den weltweit abermillionen geschriebenen hinzufügen, warum noch auch nur einen Gedanken verschwenden, um sich letztlich hier als selbstverliebter Protagonist zu produzieren oder als solcher gesehen zu werden. Will ich das weiterhin? Eigentlich nein, eigentlich sollte hier für mich Schluss sein.

KJ