Am 27.08.24 um 08:08 schrieb Ingo Tessmann über PhilWeb

einiges zu Beschreibungen, Formeln, Erklärungen, Verlaufsgesetzen usw. , besten Dank.

Am 26.08.24 um 10:01 schrieb Ingo Tessmann über PhilWeb:


Am 25.08.2024 um 21:43 schrieb Joseph Hipp über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:

> Bekanntlich ist Sprechen bzw. Schreiben auch Handeln, 

Das wird so dahergesagt, so einfach ist das nicht, vielleicht ist es falsch. Auch ein Gerät kann schreiben, sogar ein Vervielfältigungsgerät, ein Drucker, das Tonbandgerät des Dr. Mabuse hinter der Gardine konnte sprechen und wirken.

Hi JH, 

falsch ist es nicht, da ich 'auch' geschrieben habe. Es kommt auf die Quantitäten an.

Korrekt.

Wie verteilen sich Handlungen, Wiederholungen, Manipulationen, Reproduktionen und Variationen (durch Chatbots) über das Sprechen und Schreiben seit Beginn der Verbreitung von Schriften durch die Druckerpresse?

Das ist eine gute Frage. Es geht von vornherein um die Wahl der Beschreibungsart (Beschreibung ganz allgemein, nicht mit der Unterscheidung, die schon unterscheidet zwischen Umgangssprache  und etwa formalen Sprachen usw.), sondern um die Wahl, mit der die Person zwischen Handeln und Geschehen unterscheidet. (Die erste Wahl, dann kommt die zweite Wahl, usw. Ob eine Sache zuerst mit einer Unterscheidung A-B verzweigt wird, und dann mit einer Unterscheidung C-D, ergibt eine ganz andere Sache für das Denken als wenn das umgekehrt geschieht. Vom formalen "Beschreiben" her gibt es keinen Unterschied, nur in der aufgezeichneten Grafik.) Wenn eine Person sofort Geschehen und Handeln trennt, ist sie einerseits gezwungen im ersten Abzweig kausal zu denken, im zweiten "menschlich", oder mit Immanuel Kant, der in diesem Fall vielleicht geschrieben hätte "mit dem Willen". Wenn die Trennung nicht anfänglich geschieht, wird der Unterschied zwischen Geschehen und Handeln auf einen späteren Zeitpunkt des Bedenkens verschoben, dann ist am Anfang ein Handeln auch ein Geschehen und umgekehrt. Arthur Schopenhauer hatte sich erlaubt, umgekehrt in etwa zu schreiben: "Ein Stein hat einen Willen, nämlich mir auf den Kopf zu fallen", damit gab er dem Kant einen Hieb und übernahm das Ganze in sein System. Das Wort "Anthropomorphisierung" ist hier nicht besonders wichtig. Das Gegenteil nämlich dass das Geschehen oft beim Handeln gedacht wird, liegt vor, etwa wenn jemand sagt: "Ich konnte nicht anders."

Deine Vorsicht mit dem "auch" war in der Tat berechtigt. Es ginge also darum, entweder vollständig kausal zu denken oder vollständig "handelstheoretisch" oder "handlungstheoretisch", hast du ein besseres Wort dafür? "Zwecksetzungsautonom" ist überladen. Im einen Fall ist das sich bewegende Teil kausal zu denken oder eben so, als würde es diese Bewegung ausführen. Der Satz "Der Pfeil fliegt." ist schon zweideutig. Denke hier nicht an "analytisches/synthetische Urteil", das wäre eine Übersetzung des Satzes in eine andere Sprache. Ein Physiker denkt den Satz so nicht, sondern er hat die Formeln dann zur Hand.

> Sprachforschende werden darüber Untersuchungen angestellt haben.

Kaum, weil sie sich meist in ihrem Abzweig denken, sich sozusagen überwiegend um Information, Kommunikation usw. kümmern, und nicht um Kausalität.

> Mir sind allerdings keine bekannt, Dir vielleicht?

Nein.

> Primär sind jedenfalls die originären Sprachhandlungen.

"Sprachhandlung" zu denken, ist schon das Kombinieren von "kausal" und "handlungstheoretisch", und das ist vermutlich ein Vermischen. Nicht unbedingt ein Irrdenken, denn man vieles mit vielem anderen kombinieren, das Kombinieren steht dem Unterscheiden gegenüber, es ist von vornherein beliebig erlaubt. Nur geht es nicht einmal mit unterschiedlichen Stoffen immer einfach. Denke hier an Lösung vs. Vermischung. Du als Spezialist des Unterscheidens von Schwafeln und gutem Denken (oder Mathematik, weil das von dir mit gutem Denken gleichgesetzt scheint) hast damit sicher kein Problem.

> Dann kommt das verbreitete (manipulierte) Nachplappern, die vielen technischen Reproduktionen und neuerdings die Chatbot-Variationen.

Korrekt. (Jedoch wird der Manipulierte kausal gedacht, er wird in dem Moment kausal, als Automat gedacht)

> Aber beziehen sich letztlich nicht alle auf die originären Sprachhandlungen?

Auch korrekt, denn nach diesen "irrtümlich so bezeichneten Geschehnissen" braucht im Nachhinein nur die Kausalität gedacht zu werden.

Es geht auch weiter zurück als zu den "originären" Sätzen, nämlich zu den Motiven, und auch auf diese kann die Kausalität gedacht werden, es sei denn es geht zur platonischen Idee zurück, dann wird etwa "das Böse" zur Ursache, nicht Vorsache, weil ja dann die nicht mehr weiter gedacht werden darf oder braucht. Als Nicht-Platonist genügen mir die Vorsachen und die Daneben-Sachen.

JH