Liebe, für mich sehr hilfreich Streitenden,
seit Erfindung der Null bzw. der Leermenge hat die Mathematik die Unendlichkeit eingefangen und eingehegt. Die bis zur Vollständigkeit gehende Entleerung lässt ein von einer Fülle, nicht aber von einem weiteren Nichts aus denkbares Nichts zurück, mit dem aus Sicht der Fülle gehandelt wird, als wäre es etwas.
Diese abstrakte und vollständige, gedanklich bis zur völligen Leere und entsprechenden Beziehungslosigkeit getriebene Negation bleibt stillschweigend umgeben von einer - ebenfalls stillschweigend - vorausgesetzten Fülle.
Dieser Fülle eingedenk ist die gedachte Leere die absolute Grenze einer jeden denkbaren Fülle.
Wenn man die These der absoluten Leere verwirft, ist jede Grenze die zu einem anders gefüllten, aktuell nicht in den Blick genommenen Fokus.
In der Genesis taucht eine absolute Leere alias tabula rasa nicht auf, sondern eine nicht oder nicht so geordnete Mischung nicht voneinander zu unterscheidender, diffuser, ineinander verschwimmender Inhalte, auf die ein die Inhalte ordnender, indem scheidender Zugriff erfolgt. Der Zugriff ist ein Handeln, und bringt die scheidende Kraft der Zeit ein. Dabei gewinnt die Unterscheidung Kraft auch im Sinn einer Eigenzeitlichkeit, oder eines Eigenzeitens der jeweiligen Inhalte: ein jedes hat seine Zeit.
Im Gegensatz dazu sind die absolute Leere und die nur zahlenmäßig oder algebraisch abbildungsmäßig in Absehung von ihrem tatsächlichen materiellen Gehalt beachtete Fülle raum- und zeitlos.
Ohne Rückgriff auf die Fülle als den Inhalt, und ohne Anerkenntnis der Tatsache, dass eine absolute Leere zwar denkbar, aber eben nur denkbar und nicht wirklich ist können Zeit und Raum nicht gedacht und gedanklich berücksichtigt werden.
Eine Numerik ohne die Null dagegen kann aufgefasst und betrieben werden als Fokussierung auf allem Identifizierbaren gemeinsame Aspekte oder Rollen, und das ist der ihrer sich auf sie als umgrenzte, gegen andere Inhalte unterscheidbare jeweilige Ganzheit beziehende Aspekt der Zählbarkeit als solcher. Sie bezieht sich auf - jenseits der Leermenge - auf Inhaltlichkeit als solcher, also auf das abstrakte Faktum, überhaupt Inhalt zu haben.
Gedankliche Absehung vom Faktum der Inhaltlichkeit als solcher ist dem Menschen jenseits der frühen Kindheit durch weder durch empirische, das heißt begrenzt verfügbare Zeit noch durch empirischen, das heißt begrenzt verfügbaren begrenzenden Raum eingeschränkte ideelle Fortsetzung einer gedanklichen Bewegung möglich. Die Gedanken sind frei. Und hier gelingt die Konstruktion von Inhalten, die auch das Gegenteil von Inhalten ein sich eingeschlossen enthalten - womit wir wieder am Ausgangspunkt der Argumentation (Uroboros) wären :-)
Viele Grüße und Danke für die inhaltlich gefüllten Anregungen!
Thomas
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Ordnungsinstanz als ein Element kosmischer Intelligenz, Christen u.a. benennen sie als Gott, empfinden sie als Gefühl der Allgeborgenheit, eine Geborgenheit, von der sich jedoch der weit größte Teil der Menschheit schicksalhaft entbindet.
Von kosmischer Intelligenz schreiben wir beide, ich sehe in ihr aber keine Ordnungsinstanz, sondern eine mathematische Selbstkonsistenz. Eine bloß sprachlich beschriebene Ordnungsinstanz ist weder notwendig anzunehmen, noch kann sie hinreichen, da die Sprache nicht weiter reicht als alltägliche Handllungszusammenhnge, denen sie entstammt. Und was Geborgenheitsgefühle anbelangt, so mag sie jeder haben wie es ihm beliebt. Ihr angebliches Schwinden ist zu begründen, bevor es sinnvoll bedauert werden kann.
Deine Sicht auf Welt und Kosmos ist nun mal von Deiner Überzeugung geprägt, Mathematik sei das einzige Instrumentarium, mit dem die Prinzipien der Entstehung dieser Lebenswelt zu ermessen und entsprechend zu ergründen, solchermaßen zu verstehen und schließlich zu erklären sind.
Selbstredend hat sich die Mathematik mit dem Aufkommen der Naturwissenschaft als ein signifikantes Instrument zur Erkenntnisgewinnung erwiesen. Doch diese „Mathematisierung“ führt an bedeutsamen Zusammenhängen ontologischer Fortentwicklung vorbei, resp. ignoriert sie aus nachvollziehbarem Grund: Die materielle Natur ist mit dem „Werkzeug der Zahlen und geometrischen Formen“ hinreichend zu erfassen und darzulegen, nicht so die transzendente Ebene, also jene der Metaphysik, da sie den ontologischen Aspekt hinsichtlich ihrer Abstraktheit nicht zu erfassen vermag. Meinetwegen bringt man den Begriff der Unendlichkeit hier ins Spiel: In der Mathematik kurzerhand als Lemmiskate bezeichnet und an dieser Stelle ist einfach Schluss mit allem Zählen und Messen. Die Philosophie jedoch macht hier nicht Schluss, sondern es fängt dort erst an, interessant zu werden, oder eben auch verworren, quasi als logisches Paradoxon. Die Schlange beißt sich in den eigenen Schwanz. Metaphysisch gesehen könnte man die Frage nach Unendlichkeit eben mit dem Zustand abstrakter Objekte an ihrer fiktiven Grenze in Verbindung bringen. Penrose sagt, es gibt ausser der mathematisch gesetzten Unendlichkeit (als Trick) diese nicht, da diese Grenze nicht für Photonen gilt, da selbige dieses Limit durchdringen.
Kurzum: Aus noch so hoher Komplexität mathematischer Algorithmen entsteht weder menschliches noch kosmisches Bewusstsein. Die Natur ist lediglich mit der „Sprache“ der Mathematik beschrieben, jedoch keinesfalls durch sie entstanden.
Soweit für den Augenblick - womöglich gibt’s bei mir eine kurze Auszeit - vielleicht entfacht sich hier unter Mitwirkung anderer Teilnehmenden hier ein Diskurs zu dieser interessanten Thematik.
KJ
PS: Zur kosmischen Ordnungsinstanz- wie erklärst Du das Phänomen der außerordentlichen Feinabstimmung des Kosmos?
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Am 23.10.2025 um 01:40 schrieb Karl Janssen über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:
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Am 22.10.2025 um 15:15 schrieb tessmann--- über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:
Am 22.10.2025 um 03:38 schrieb Karl Janssen über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:
Ordnungsinstanz als ein Element kosmischer Intelligenz, Christen u.a. benennen sie als Gott, empfinden sie als Gefühl der Allgeborgenheit, eine Geborgenheit, von der sich jedoch der weit größte Teil der Menschheit schicksalhaft entbindet.
Von kosmischer Intelligenz schreiben wir beide, ich sehe in ihr aber keine Ordnungsinstanz, sondern eine mathematische Selbstkonsistenz. Eine bloß sprachlich beschriebene Ordnungsinstanz ist weder notwendig anzunehmen, noch kann sie hinreichen, da die Sprache nicht weiter reicht als alltägliche Handllungszusammenhnge, denen sie entstammt. Und was Geborgenheitsgefühle anbelangt, so mag sie jeder haben wie es ihm beliebt. Ihr angebliches Schwinden ist zu begründen, bevor es sinnvoll bedauert werden kann.
Deine Sicht auf Welt und Kosmos ist nun mal von Deiner Überzeugung geprägt, Mathematik sei das einzige Instrumentarium, mit dem die Prinzipien der Entstehung dieser Lebenswelt zu ermessen und entsprechend zu ergründen, solchermaßen zu verstehen und schließlich zu erklären sind.
Selbstredend hat sich die Mathematik mit dem Aufkommen der Naturwissenschaft als ein signifikantes Instrument zur Erkenntnisgewinnung erwiesen. Doch diese „Mathematisierung“ führt an bedeutsamen Zusammenhängen ontologischer Fortentwicklung vorbei, resp. ignoriert sie aus nachvollziehbarem Grund: Die materielle Natur ist mit dem „Werkzeug der Zahlen und geometrischen Formen“ hinreichend zu erfassen und darzulegen, nicht so die transzendente Ebene, also jene der Metaphysik, da sie den ontologischen Aspekt hinsichtlich ihrer Abstraktheit nicht zu erfassen vermag. Meinetwegen bringt man den Begriff der Unendlichkeit hier ins Spiel: In der Mathematik kurzerhand als Lemmiskate bezeichnet und an dieser Stelle ist einfach Schluss mit allem Zählen und Messen. Die Philosophie jedoch macht hier nicht Schluss, sondern es fängt dort erst an, interessant zu werden, oder eben auch verworren, quasi als logisches Paradoxon. Die Schlange beißt sich in den eigenen Schwanz. Metaphysisch gesehen könnte man die Frage nach Unendlichkeit eben mit dem Zustand abstrakter Objekte an ihrer fiktiven Grenze in Verbindung bringen. Penrose sagt, es gibt ausser der mathematisch gesetzten Unendlichkeit (als Trick) diese nicht, da diese Grenze nicht für Photonen gilt, da selbige dieses Limit durchdringen.
Kurzum: Aus noch so hoher Komplexität mathematischer Algorithmen entsteht weder menschliches noch kosmisches Bewusstsein. Die Natur ist lediglich mit der „Sprache“ der Mathematik beschrieben, jedoch keinesfalls durch sie entstanden.
Soweit für den Augenblick - womöglich gibt’s bei mir eine kurze Auszeit - vielleicht entfacht sich hier unter Mitwirkung anderer Teilnehmenden hier ein Diskurs zu dieser interessanten Thematik.
KJ
PS: Zur kosmischen Ordnungsinstanz- wie erklärst Du das Phänomen der außerordentlichen Feinabstimmung des Kosmos?
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