Am 29.06.2023 um 09:08 schrieb Joseph Hipp über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:1. Du Karl bohrst mit diesen Worten nach. Das ist zwar in Ordnung, es geht aber von der Sache ab.
2. Sogar die Juristen schauen nur auf den jeweils anzuwendenden Gesetzestext, nicht zusätzlich darauf, wie es dazu kam, was die Schreiber damit erreichen wollten, nur sekundär wird dies manchmal bedacht.
3. Noch extremer, nicht bei Texten, sondern z.B. bei einer Geschwindigkeitsübertretung. Dann wird das Paraphrasieren mit Entschuldigungen eher abgewehrt.
4. Es ist jedoch erlaubt, von der Sache abzukommen, nur kann man sich dessen bewusst werden.
5. Einem Reparateur geht es nur um das Ersetzen des nicht funktionierenden Teils, nicht um die Historie und die Frage, warum es kaputt ging.6. Ich bin hier auch abgekommen, in Richtung Hermeneutik.
Im Kern (oder im Wesentlichen – wenn Dir das eingängiger ist :-)) bist Du gar nicht abgekommen, denn die Auslegung einzelner Worte hinsichtlich deren Bedeutung, wie auch damit geformter Sätze ist offensichtlich Deine Passion. Diesbezüglich bin ich „schwach auf der Brust“, schreibe einfach, wie es mir in den Sinn kommt, um es beim „Drüberlesen“ dann ggf. noch abzuändern. Glücklicherweise müssen wir nun ja nicht mehr Deutschaufsätze nach strengen Vorgaben schreiben, lediglich versuchen, das auszudrücken, was man über eine Sache denkt. Damit sind wir wieder beim Denken und dem Vorstellen.
Wenn ich z.B. einen Beitrag hier lese und gedanklich einordne, bekomme ich eine Vorstellung zum erörterten Thema (samt den ggf. davon abweichenden Aussagen) und damit zeigt sich deutlich, dass Denken und Vorstellung voneinander unterschieden sind.
Vom Typus her bin ich einer, wie man sich es in dieser Runde gut vorstellen (sic!) kann, der zu gerne von einer eigentlich diskutierten resp. zu besprechenden Sache abkommt, sich bisweilen ins Kleinste verliert, um es dann auch selbst zu bemerken und ggf. zu entschuldigen.
„Vom Hölzgen zum Stöcksgen“ sagt man im Rheinischen wohl dazu. Da „denkt“ einer schon während des Sprechens, anstatt vor dem Sprechen zu denken. Wer des öfteren Reden aus dem Stehgreif zu halten hat, wird eher froh um dieses „Vermögen“ sein, wer sich dabei am liebsten selbst zuhört, dem wird von anderen eher ungern zugehört. Es gilt wohl wie für viele sonstige Bereiche auch: das rechte Maß finden!
Und doch gilt es auch immer, die richtigen Worte zu finden und diese obendrein im zutreffenden Kontext anzuwenden; Das wird um so leichter gelingen, wenn einer Äußerung eine klare Vorstellung davon zugrunde liegt, die ihrerseits ein dementsprechendes Denken voraussetzt. So zeigt sich die enge Verbindung von Vorstellung und Denken, obgleich diese Begrifflichkeiten nicht gleichzusetzen sind.
Zu Deinem Beispiel mit dem „Reparateur“ möchte ich noch einwenden, dass es ggf. sehr wohl darauf ankommt, der Frage nach dem Ausfall, bzw. Defekt eines Gerätes/Moduls/Teils nachzugehen. Hier gilt es allerdings zu differenzieren, wer als reparierende Person agiert. Der Techniker einer Reparaturwerkstatt wird mehr oder weniger routiniert ein defektes Teil ausfindig machen und dieses ersetzen, ohne primär nach dem Grund des Ausfalls zu fragen. Der Entwickler (dem man ggf. sein von ihm entworfenesTeil auf den Labortisch legt) wird daran interessiert sein, warum es ausgefallen ist, bzw. funktionsuntüchtig wurde. Da spreche ich als Entwicklungsingenieur sehr wohl aus bisweilen leidiger Erfahrung, wenngleich ich nicht mehr am Labortisch sitze.
Soweit erst mal zu diesem Deinem Passus, zu den anderen möchte ich später kommen, jetzt ist erst mal Arbeiten, statt Schreiben bzw. über "Gott und Welt" zu schwadronieren, angesagt.
Bester Gruß! - Karl