Am 18.03.2024 um 13:25 schrieb waldemar hammel über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:
demnach müsste/sollte man an den reglementierungen schrauben und feilen, um diese art von menschlichem unerwünschten, aber im prinzip normalverhalten, bestmöglich zu unterdrücken/
zu regulieren (denn mensch, sich selbst überlassen, und nicht genügend reglementiert und "eingepflegt", ist auch heute noch vor-steinzeit-mensch, ein normales tier des archaikum)
Es ist schon immer wieder die gleiche Leier, die Du hier drehst, lieber Waldemar!
Du hast Adler, C.G. Jung, Ockham, T. Bayes und sicher auch derzeit namhafte Psychologen gelesen. Wir haben hier über phylogenetisch angeborenen, wie auch dem im jeweilig sozialen Umfeld erworbenen Charakter diskutiert. Der Mensch ist – im Gegensatz zum Tier – vornehmlich von seiner Psyche und nur zu Teilen von seiner Triebhaftigkeit her bestimmt und exakt dieses macht ihm lebenslang zu schaffen. Aktuell in diesen Zeiten mehr denn je.
Doch ich bleibe dabei: der Löwenanteil dieser Menschheit kommt damit zurecht, kann sich somit gesellschaftlich hinreichend eingliedern, was essentiell für seine Existenz ist, gleichermaßen als Individuum wie auch als Teil der Gesellschaft. Doch es bleibt - wie ich vorhin schrieb - immer eine höchst persönliche Entscheidung für das Gute, wie für das Böse, für das dem eigenen, wie dem der Gemeinschaft zu- oder abträglichen Verhalten.
Sehr viele Menschen bräuchten dazu keine unzähligen - nach welchen Grundsätzen auch immer ausgefeilte - Regeln, sofern sie Kants kategorischem Imperativ oder einfach nur der „goldenen Regel“ (was du nicht willst, das füg auch keinem anderen Lebewesen zu) folgten. Überdies der Mensch ab einem gewissen Bildungsgrad (von „Herz“ und Geist) und entsprechender Lebenserfahrung erkennen müsste, dass man es überwiegend selbst in der Hand hat, sich für das erkannt Gute oder Böse und damit gegen die böse Tat zu entscheiden. Doch diese Entscheidung ist ein bisweilen komplex geistiger Prozess der Abwägung, oft in Abhängigkeit und nicht selten überwältigt von der eigenen Triebhaftigkeit und dem sozialen Umfeld. Dazu hatten wir auch hier lange im Kontext des sog. Freien Willens diskutiert.
Zu hinreichend vernunft- aber auch regelbasiertem Handeln bräuchte es keine Religion, obgleich diese im Ursprung ein Regelwerk (u.a. Dekalog) ist. Diesbezüglich hilfreich kann sie jedoch sein, denn es verhalten sich nicht wenige Menschen offenbar nur deshalb „gut“, weil sie jenseitige Strafen fürchten. Somit hat Religion eine heilbringende Funktion und das könnte demnach zu einer „heileren“ Lebenswelt führen, dieses abseits ihrer transzendentalen, spirituellen Komponente, sofern letztere überhaupt also solche verstanden und dementsprechend gelebt wird.
Für Christen würde als Regel alleine schon die Aussage der sog. Bergpredigt reichen, für Atheisten benannter kategorischer Imperativ, für „Durchschnittsmenschen“ schlichtweg die goldene Regel.
Ein Hoch also auf das Regelwerk, wenngleich sich mancher Bastard nicht daran hält, bzw. nach eigenen Regeln verfährt. So erhebt sich die Frage, wieviele Bastarde diese Welt aushalten kann. Womöglich nur einen, nämlich jener, der sie mit einem Schlag vernichten kann.
Da schließt sich auf fatale Weise der Kreis. Hatte ich nicht eben noch bemängelt, hier im Forum den Teufel an die Wand zu malen? Nun, auch Philosophen oder jene, die in diese Richtung denken, können sich nicht der Lebensrealität entziehen. Das Gute (sic!) am (philosophischen) Denken ist jedoch, dass es auch in andere Welten, als in die hiesig real rauhe, bisweilen unbarmherzige Lebenswelt, reichen kann.
Bester Gruß an Dich und in die Runde! - Karl