Am 26.11.2024 um 05:14 schrieb Joseph Hipp über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:

... Und doch kann es sein, dass sie auf der Titanic leben. Der Lichtschimmer mag für die wenigen, die überleben, da sein, deswegen kann ich wohl nicht als Pessimist fremdbezeichnet werden. Wenn ich die realen Religionen kennen würde, dann wäre ich vermutlich Optimist, für nach der Apokalypse. Wäre ich Techniker auch, indem ich an den Fortschritt glauben würde, denn es tut sich viel. Die Frage ist dann nur, für wie viele. Der Arbeiter fehlt noch, der will sich die Arbeit nehmen und schuften, um sich danach bedienen zu lassen, möglichst auf ständigen Reisen. Fehlt noch der Aufbauende? Alles Aufgebaute unterliegt schließlich der Zeit. Es fehlt noch das Geld, dann auf zum Mars oder zu geistigen Sternen und schwarzen Löchern! 

Hi JH, 

die Ampelregierung, die den Fortschritt wollte, ist bereits gescheitert und die Konservativen werden wieder gewählt werden, um die Regression zu befördern. Auf das lesenswerte Buch „Fortschritt und Regression“ von Rahel Jaeggi hatte ich schon einmal verwiesen. Ihr Vater Urs Jaeggi hatte mir 1969 die Augen dafür geöffnet, dass es in der Politik nicht um Gemeinwohl und Gerechtigkeit, sondern um Macht und Herrschaft gehe. Rahel hält sozialen Fortschritt jedenfalls für möglich, wirklich wird er aber nur selten und sehr beschwerlich. 

Der technische Fortschritt besteht in der Zunahme von Anzahl und Genauigkeit der Parameter der Geräte. Vergleiche bspw. den Gaußschen Telegraphen mit dem Jobsschen Smartphone. Aber das heißt ja noch nicht, dass technischer stets auch sozialen Fortschritt zur Folge hat. Bspw. sehe ich die Allmacht des fossilen Imperiums in der Folge Rockefellers und Fords nicht als sozialen Fortschritt. Besser wäre es gewesen, wenn die Mehrheiten Edison und Siemens über das Elektro- ins Sonnenzeitalter gefolgt wären. Aber wesentlich bei der Förderung des Verbrennungs- gegenüber dem Elektromotor waren neben Öl- und Automagnaten auch die Militärs. Der militärisch-industrielle Komplex wird ja gerade wieder weltweit befeuert.  
       

Ich sehe leider immer noch keinen Unterschied zwischen Mathematikverherrlichung, "geistigem-Wesen-Verherrlichung", "Fortschrittsverherrlichung", Personenverherrlichung. Vielleicht würde ich statt "der Mensch" unter den Tieren, lieber sagen, "der Schwachkopf" unter den Tieren. Die Zweideutigkeit fällt mir gerade auf: "unter", heißt das nicht so wie unter dem Tisch? Die anderen Tiere sind schließlich auch nicht besser oder eher nicht anders. Bin ich trotz bestmöglicher Schule Philweb unbelehrbar? Entanglement, noch nie gehört, ist das ein Synonym für Wechselwirkung oder ein Amen aus der Gendersprache? Also nutze ich es, mich anpassend, zustimmend.

Mathematik, Geist, Fortschritt, Personen. Bei der Mathematik ist jedenfalls klar, worum es geht, beim Geist schon weniger, es sei denn die Mathematik wird schlicht als Geist des Universums verstanden. Den Fortschritt hatte ich gerade erwähnt. Ist der technische auch unbestritten, scheiden sich die Geister beim sozialen Fortschritt. Denn die bald wieder an die Macht kommenden Konservativen werden bspw. gegen die Energiewende und das Selbstbestimmungsrecht der Frauen vorgehen. Und als Person ist ja Albert Einstein meine Lichtgestalt. Wenn dem Weltweisen Mehrheiten gefolgt wären, lebten wir längst im Sonnenzeitalter.     

 
Entanglement

Für Dich ist es Spielerei, aber Karl meint es wohl ernst mit seinen Schlagworten, wie Entanglement und Information; denn auf Schrödingers bahnbrechende Arbeit von 1935 „Zur gegenwärtigen Situation in der Quantenmechanik“ bezieht er sich ebenso wenig wie auf von Weizsäckers Ur-Theorie. Schrödinger und von Weizsäcker definierten wenigstens worüber sie schrieben. Indem Karl Philosophie ohne Sprachanalyse betreibt, kommt er mir so vor als wolle jemand Physik ohne Mathematik betreiben.   

John Bell hatte sich seinerzeit von seinem Hippie-Freund Reinhold Bertlmann inspirieren lassen, der gelegentlich verschieden farbige Socken trug. Das tat ich damals auch, weil ich die Socken nach der Wäsche nicht sortierte. Gleichsam als Probeladung im sozialen Feld machte ich dabei bspw. die Erfahrung, dass sich auf dem Spielplatz ein kleines Mädchen zu mir setzte und mit Verweis auf meine Socken davon sprach, dass sie auch keine Mutter mehr habe … 

In dem Drehbuch zum Wenders-Film „Falsche Bewegung“ lässt Handke den Schaffner im Zug im Gespräch mit einem Mitreisenden anmerken, dass er versehentlich verschieden farbige Socken angezogen habe. Einem Spießbürger und Ex-Nazi ist das natürlich peinlich. Aber zurück zur Verschränkung. Damit es auch „der Mann von der Straße“, „Otto Normalverbraucher“ oder „Lieschen Müller“ versteht, hier eine Alltagsvariante zum Entanglement: Entsprechen dem verschränkten Spin-Zustand zweier Elektronen oder Polarisationszustand zweier Photonen einem „verschränkten" Blau-Rot-Sockenpaar in verschlossenen Kartons, dann entspräche der QM-Verschränkung die Situation, dass nach dem Verschicken der beiden Kartons mit jeweils einem Blau-Rot-Sockenpaar vom Ort C zwischen A und B nach der Entnahme der roten Socke an B instantan an A die blaue Socke fehlte und umgekehrt.  

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