Ratfrag bringt hier mit dem Hinweis auf den diesjährig zu vergebenden Gödel-Preis das Thema Unvollständigkeit auf und es scheint mir sehr angebracht, generell darüber nachzudenken; dieses ohne akribischen Bezug auf die mathematischen Beweise der Gödelschen Unvollständigkeitstheoreme, sondern eher allgemein bezogen auf unsere Lebenswelt, wie diese sich uns als Öko- aber auch als Gesellschaftssystem darstellt. 

Geht man von der Definition des ersten Gödelschen Satzes aus, wonach „jedes hinreichend mächtige, rekursiv aufzählbare formale System entweder widersprüchlich oder unvollständig“ ist, erhebt sich im Kontext der Aufgaben-Beschreibung zum diesjährigen Gödel-Preis (siehe da) die Frage nach der Unterscheidbarkeit von Mikro- und Makrosystemen.

Dabei gehe ich davon aus, dass es keiner Unterscheidung zwischen Mikro- und Makrowelt als zwei Systeme bedarf, da Mikrosysteme Konstituenten von Mikrosystemen darstellen (sic parvis magna). Es geht m.E. also eher um Skalierung entweder auf Mikro- oder Makrowelt. Und während sich in ersterer ein Quantensystem im Zustand der Superposition (Kohärenz) befindet ist es gemäß Heisenbergscher Unschärfe und im Sinne von Schrödingers Katze widersprüchlich aber keinesfalls unvollständig, sondern birgt potentielle Vollständigkeit.

Erst nach (in klassisch physikalischem Umfeld unvermeidlicher) Dekohärenz ergibt sich nach der Gesetzmäßigkeit des „Quanten-Darwinismus“ die gleichermaßen unabdingbare Unvollständigkeit.

Gegen dieses Naturprinzip komme alle Idealismen dieser Welt nicht an. Aus gutem Grunde: Denn würde alle Dekohärenz in Vollständigkeit resp. in absolute Optimierung münden, wäre diese Lebenswelt per se eine tote und somit keine Welt.


Bester Gruß in die Runde mit den besten Wünschen für ein gutes, friedvolles und vor allem gesundes Neues Jahr!

Karl