Am 20.08.2024 um 12:52 schrieb Landkammer, Joachim über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:

Aber auch die Sanduhr ist ja schon wieder eigentlich ein „kreisendes“ Symbol (wie der Uhrzeiger), weil sie durch ihre Form die Vorstellung hervorruft: man muß sie nur in der Mitte drehen, und der eben „weggelaufene“ Sand ist wieder „da“ und das Zeit-Spiel kann von vorn beginnen (die Sanduhr suggeriert, daß auch Gravitation aufheb- und umkehrbar ist, daß der Sand nie „verloren“ geht). Wirklich radikale Endlichkeitssymbole kennen wir vielleicht gar nicht – außer eben unser eigenes (nicht biologisches, sondern geistiges, bewußtes) Leben selbst, daß als „Realsymbol“ jene Unwiederbringlichkeit vorführt, der sonst die gesamte organische und physikalische Umwelt (bzw. unsere schönen wissenschaftlichen und metaphysischen Vorstellungen davon) zu widersprechen scheint (selbst die ökologische Bewußtmachung der Endlichkeit aller „Ressourcen“ droht ja nicht etwa mit einem radikalen Ende des Lebens auf der Erde, sondern „nur“ mit einer von keinem Menschen mehr bewohnten und bewohnbaren Erde, hat also im Grunde doch auch eine Art Ewigkeitsvorstellung, vgl. Bücher wie „After Man“ u.ä.). 
Deswegen könnte einem die Idee kommen: es gibt eigentlich nur EINE Zeit: meine.

Hi JL, 

Claus hatte schon darauf hingewiesen, dass es neben der Innen- noch die Außensicht gebe. Innenbezogen folge ich häufig einfach meinem Zeitgefühl, da ich seit wohl schon 50 Jahren keine Uhr mehr trage. Aber natürlich beziehe ich mich bei der Abschätzung von Dauern immer wieder auf die Uhrzeit, synchronisiere also ab und an mein Zeitgefühl mit der Uhrzeit. Ähnlich müssten unsere Vorfahren vorgegangen sein, als sie ihre Zeitgefühle bspw. mit der Schattenbewegung eines Baumes abstimmten. Für Einzelwesen mag es jeweils nur die eigene Zeit geben, aber Lebewesen kommen nicht als Einzelwesen vor. Insofern taugt Deine Idee nicht einmal als Ideal; wohl aber die von allen Menschen annäherbare Uhrzeit. 

Menschen begannen der Sonne und dem Mond folgend mit kreisenden Symbolen für die Uhrzeit. Die Ewigkeitsvorstellung der periodischen Zeit wurde bspw. durch die Endlichkeitsvorstellung des von den Nornen gesponnen Lebensfadens ergänzt. Heute könnte anstatt des fingierten Lebensfadens mit der Geburt eine Digitaluhr zum Zählen der Lebenssekunden gestartet und mit dem Tod wieder gestoppt werden. Neben der je eigenen und äußerlich unendlich fließenden Zeit hätten wir zudem viele endliche Stoppzeiten. Die gestoppten Zeitdauern wiederum beziehen sich nicht nur auf einzelne Menschen, sondern auch auf Kulturen und Zivilisationen, Sternen und Galaxien bis hin zur kosmischen Zeit. Der genaue Zusammenhang aller Zeiten im Universum harrt noch der Ausarbeitung. 

IT