Am 23.04.2023 um 19:32 schrieb Rat Frag über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:Am Mo., 17. Apr. 2023 um 02:14 Uhr schrieb Karl Janssen über PhilWeb
<philweb@lists.philo.at>:Unbenommen diesbezüglich tiefenpsychologischer Forschung und zahlreicher Thesen zum Phänomen der Emotion, vornehmlich wohl jene von Izard und Plutschik, würde ich Emotion als basale motorische Erregung sehen, die in erster Linie eine Überlebensfunktion hat und damit ein entscheidender Faktor in der evolutionären Ontogenese ist.
Darf ich da um mehr Kontext bitten?
Etwas verzögert komme ich zur Antwort und möchte Dir nun diesbezüglich etwas mehr Kontext anbieten.
Doch zunächst einige Anmerkungen generell zur Klärung von Themenkomplexen, Begriffen, Worten. Man kann mit Sicherheit davon ausgehen, dass hierzu mittlerweile (nicht nur) alles Wissenswerte schriftlich niedergelegt ist und sich somit die Frage erhebt, warum man diesem Fundus auch nur noch ein einziges Wort hinzufügen sollte. Mehr noch, warum wollen/sollen wir hier uns in philweb darüber austauschen? Und das obendrein zu einer Zeit, wo die geopolitische Weltlage alles andere als eine hierzu entsprechende Stimmungslage befördert. Warum die Begrifflichkeit von Emotion aus unserer Perspektive hinterfragen, wo diese als elementar motorische Erregung (wie Psychologen es wohl bezeichnen) als pure Angst den Osten Europas überzieht und auch - wie eine bleierne Decke - über unserer Gemütsverfassung liegt.
Diese Niedergedrücktheit sehe ich bei vielen Menschen und selbstredend vornehmlich bei jenen, die zu emotionaler Regung befähigt sind.
Emotion ist also nicht nur elementar motorische Erregung, wie man diese auch mit dem Begriff von „Arousal“ bezeichnen könnte, der als solcher deutlich tiefer im Gebiet der Psychologie und Psychosomatik verwurzelt ist, da diese motorische Aktivierungsfunktion (als Ausdruck von Angst, Aufgebrachtheit, Bereitschaft zu Reaktion etc.), unmittelbar mit dem ZNS von Lebewesen verknüpft ist.
Emotion ist also weitgefasster als nur pur motorische Erregung (Arousal) zu sehen und hoffe mit dieser Darlegung etwas mehr Kontext zu diesem Begriff geboten zu haben. Darüber nochmal nachzudenken, hat auch mir gezeigt, wie sehr Begriffe in der Umgangssprache mit Vorstellungen versetzt sind, die von der eigentlichen Bedeutung ablenken.
Und damit kann ich die oben gestellte Frage, nach dem Sinn des Austauschs subjektiv verankerter Vorstellungen Meinungen, Denkmuster hier in philweb gleich selbst beantworten: Jedes aufgebrachte Thema (sofern es, wie z.B. Religion, nicht überstrapaziert wird) kann zu tieferem Nachdenken, zu Hinterfragen ggf. zur Korrektur des jeweils eigenen Weltbildes führen und das sollte den Erhalt dieses Forums eigentlich wert sein.
Bester Gruß an Dich und in die Runde! - Karl
Eine weitere sehr sinnvolle evolutionäre Entwicklung emotionsgesteuerter Motivationssysteme bei Mensch und Tier ist – auf ersteren bezogen – in der frühkindlichen emotionalen Entwicklung zu beobachten, die jedoch sehr unterschiedlich ausfallen kann.
Ja, die Tiefenpsychologen beziehen sich auch immer genre auf die
frühkindliche Beziehungsentwicklung.Caroll Izard etwa geht davon aus, Emotionen seien angeboren und werden durch körperliche, vornehmlich mimische Reaktionen zum Ausdruck gebracht.
Kurzer Einwurf:
Mein Kenntnisstand (bitte um Korrekt, falls ich falsch liege) sind die
Emotionen angeboren. Selbst Darwin hat ein ganzes Buch über dieses
Thema geschrieben.
Am Di., 18. Apr. 2023 um 14:22 Uhr schrieb Karl Janssen über PhilWeb
<philweb@lists.philo.at>:Mir scheint es so zu sein, dass wir ständig nach Naturzusammenhängen suchen, um die Natur besser zu beherrschen. Was hat das mit Verstehen zu tun?
Dafür müsste man "verstehen" genauer definieren.Ein nach wie großes Problem in der wissenschaftlichen Forschung ist die weiterhin ablehnende Haltung gegenüber Forschenden, die sich mit
„nichtstofflichen“ Phänomenen beschäftigen. So etwa Sheldrake mit seiner Theorie von den morphogenetischen Feldern, die seiner Ansicht nach
prägende und steuernde Funktion bezogen auf die organische wie anorganische Natur haben. Mir war diese Theorie sofort eingängig, weil
ich von der formbildenden bzw. gestaltgebenden Funktion von Feldern (welcher Art auch immer) überzeugt bin.
Das Problem mit morphogenen Feldern ist, nach meiner subjektiven Ansicht:
1. Es gibt derzeit keinen bekannten physikalischen Mechanismus, mit
dem ein morphogenetisches Feld (ab hier mF) arbeiten könnte.
(Wäre aber wissenschaftlich nicht das erste Mal.)
2. Die Beweise, die die Existenz von mF notwendig machen sollen, sind
alle auch anders zu erklären oder schwer zu reproduzieren.Das immer noch vorherrschende mechanistische Paradigma zur Beschreibung von Lebensprozessen versucht die Entstehung von Formen
(Gestaltgebung) ausschließlich auf molekularer Ebene zu erklären, so etwa auch mit dem Bezug auf die in allen Körperzellen gleiche
DNS, gleichem biochemischen Kompositum und dennoch voneinander verschiedenen Organen und Gliedern. Das führt geradewegs
zurück zu dem hier kürzlich thematisierten Phänomen der Chiralität (die tiefergehende Erörterung hier steht noch aus.)
Hier muss man zwischen Phylo- und Ontogenese unterscheiden.
Am Mi., 19. Apr. 2023 um 16:56 Uhr schrieb K. Janssen über PhilWeb
<philweb@lists.philo.at>:jetzt outest Du Dich auch noch als Jünger eines Jesuiten!? Diese Eiferer habe ich aus dem wissenschaftsgeschichtlichen Seminar zur Aufklärung
als geradezu verhasst in Erinnerung behalten.
Wieso, wenn ich fragen darf?
Mir ist natürlich der Ruf der Jesuiten bekannt. Kadavergehorsam und
"Wenn der Papst sagt, X...".In dieser Hinsicht könnte man sie geradewegs ebenso als Skeptiker dieser Epoche bezeichnen.
Eher die Tradition der Sophisten...
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