> .. und schön die vielen
Umschreibungen. Die letzten Tage kam ich auf den Gedanken, zu
fragen, wie es denn mit dem Schöpfungsbericht ist, und suchte
und las, ich weiß jetzt nicht mehr so genau warum. Ich dachte,
dass ein Mensch, der noch keine subatomaren Entitäten kennt,
sich einen Schöpfungsbericht ausdenken konnte, dazu brauchte es
eigentlich keines Gottes. Wie würde denn ein moderner Mensch wie
du, mit hohen Programmierkenntnissen, und Kenntnissen von
Energiefeldern, sich den Schöpfungsvorgang vorstellen? Am
ersten, zweiten, ...Tag. Derzeit musste Gott noch mit einem
Knochen hantieren, so wie es viel später Frankenstein versuchte,
der nur ein kleiner Nachahmer sein konnte. Vielleicht stellst du
dir vor, dass ein moderner Gott weniger Tage oder mehr, für die
moderne Version der Schöpfung brauchte.
RF:
> Einen "modernen" Schöpfungsmythos kreieren zu wollen macht insofern keinen Sinn, als der wissenschaftliche Mensch so nicht mehr denken würde.Wo er Mythen suchen würde, wäre eigentlich an anderer Stelle.
Falls ein moderner Schöpfungsmythos gewünscht ist: Er liegt vor euch!Es gibt diverse Romane, Kurzgeschichten, Filme usw. in denen Aliens die Menschen erschaffen haben. Seltener noch das Universum.
Der moderne Schöpfungsmythos wäre ergo:Am Anfang führten Forscher aus einer anderen Dimension ein Experiment durch...
das ist eine gute Idee, nur zweifle ich daran, ob wir Karl damit
umstimmen können, also modernisieren können.
In der zweiten Mail wies RF auf einen überaus interessanten
Unterschied hin, nach meiner Frage:
>> deuten, dass eine Schöpfung, also eine Herstellung von
fast allem
>> stattgefunden hat, von einer Instanz, die schon vor dem
Geschaffenen
>> vorhanden war.
>
Ansatzpunkt 1
RF: > Das ist übrigens auch ein Punkt, von welchen ich
annehme, dass er eine
> bestimmte Bedeutung haben wird:
> Die meisten heidnischen Religionen erzählen uns eine
Geschichte vom
> undifferenzierten Chaos, welches durch Götterkräfte geordnet
wurde.
> Beispiele sind Ägypter, Griechen, Babylonier und auch die
antiken
> Japaner.
> Dabei wird das Chaos durchaus als materiell vorgestellt. In
manchen
> Mythologien erscheinen die Götter selbst einfach oder kommen
quasi
> durch Zufall zu stande wie im Gaia-Mythos. Das kann man so
> interpretieren, dass die Götter entstanden sind oder dass sie
schon
> immer da waren. Die griechische Mythologie lässt sich
eigentlich da
> keinen Zweifel, Gaia entstand aus Chaos und ist die Gotter
des
> Götter-, Riesen- und Menschengeschlechts.
>
Ansatzpunkt 2:
RF: > Christentum und Islam erzählen uns dagegen eine
Geschichte der
> "creatio ex nihilo".
> Während also die Götter der alten Griechen usw. in letzter
Konsequenz
> nur Materie neu angeordneten, die aber vorher schon da war,
erschuf
> der monotheistische Gott die Welt überhaupt erst.
>
> Für so eine Erschaffung aus dem Nichts gibt es kein Beispiel.
Meines
> Wissens haben weder die klassischen Philosophen solches
angenommen,
> noch gibt es Mythologien, welche vergleichbares erzählen.
> Und auch das Alte Testament (die hebräische Bibel) kommt
nicht damit
> zurecht: Der Geist Gottes schwebte über den Wässern. Auch
hier wird
> eigentlich überdeutlich impliziert, dass da schon irgendwas
war. Es
> mag sein, dass Gott dieses etwas "vermehrt" hat, aber es war
quasi
> schon etwas da.
>
Diese Bemerkungen sind für mich höchst bemerkenswert. Und die
Unterscheidung führt zur Frage: Warum Karl, hast du den einen und
nicht den anderen Ansatzpunkt gewählt? Oder amalgamierst du sie
nach Manier des Mannes von der Straße und sagst: Zum Schluss kommt
jedenfalls das Geistige oder Gott ins Denken? Darum scheint es dir
doch zu gehen, oder etwa nicht? Das verstehe ich dann!
Die weitere Erläuterung des RF ist vielleicht nicht erforderlich:
> Man mag das auf den Stand der Abstraktion der früheren
Hochkulturen
> zurückführen. Genauso wie sich heute die meisten Menschen das
Nichts
> nur als leeren Raum vorstellen können, konnten damals die
meisten
> Leute keine Vorstellung von einem Vakuum entwickeln.
> Heute gibt es schon einzelne Leute, die erklären würde:
"Nein, ein
> leerer Raum ist schon wieder mehr als Nichts".
> (Dahinter dann die Vorstellung einer leeren Menge oder eines
leeren Wortes.)
>
> Abgesehen von diesen historischen Zugang, gibt es natürlich
auch den
> philosophischen, indem man einen Gedankensprung macht.
> Das Chaos erweist sich als nichts anderes als Nichts.
> Das Chaos, so die Argumentation, ist nicht differenzierbar.
Nicht
> näher bestimmbar (womit es eine eigentümliche Ähnlichkeit zum
Gott des
> Bilderverbotes annimmt). Und das hat es mit dem Nichts
gemein. Nichts
> und Chaos sind nicht unterscheidbar, daher das selbe.
Alles in allem ist mir bewusst, dass hier nur ein kleiner Ausschnitt dessen gedacht wird, der eine Auskunft über Ursprünge ist, die allgemeine Frage ist schließlich diejenige der Kausalität. Oder etwa nicht? Denn ich war zwei Monate abstinent, und es könnte sein, dass ich falsch liege, und schwafle, wie Ingo es gerne sagt. Wohlan, ich habe nichts dagegen. Gerne wäre ich ein Superschwafler!
Noch was, für ein andermal: Ich gehe nicht von Meinungsaustausch
aus, und auch nicht von Fragen, die A oder B stellen, sondern von
Fragen, die sich stellen, aber das ist eine andere Sache, die hier
nicht besprochen werden braucht. Eine Frage stellt sich "von
selbst" zuerst, und dann kann jemand sie zusätzlich stellen.
JH