Am 22.04.2024 um 03:09 schrieb waldemar hammel über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:



Am 22.04.2024 um 00:30 schrieb Karl Janssen:
Und immer noch will ich einfach nicht glauben, dass Du diese [ die Naturgesetze ] als nichtexistent bezeichnet hast.

- es sprachen sich verschiedene philosophen und auch wissenschaftler gegen die objektive existenz von naturgesetzen aus, ua auch ernst mach,
der natu-ges als, modern ausgedrückt, intERsoziale denkgewohnheiten bezeichnete

Darüber haben wir uns ja schon ausgetauscht, lieber Waldemar. Deine Ablehnung jeglich prädisponierter Festlegung auf eine – wie auch immer geartete – Gesetzhaftigkeit beruht vornehmlich auf Deinem Abstreiten von immateriellen, also nicht zähl-/messbaren Einflüssen. So erscheint Dir selbstredend auch jeder Gedanke an Schöpfung, d.h. nicht rational erklärbarer Entstehung von Welt und Leben befremdlich, schlicht unsinnig. Ich habe einfach keine Lust mehr, zum x-fach wiederholten Mal diesen alten Kaffee hier aufzubrühen (obgleich dieser Dein Lebenselexier ist).

Einziges Problem bei unserer Diskussion ist, dass jeder von uns wie selbstverständlich mit Absolutheitsanspruch schreibt, wie also „ es gibt keine Naturgesetze“ etc.

Dann gehe mal in eine UNI-Bibliothek und suche Dir ein paar Bücher zu diesem Thema aus. Nachdem Du sie gelesen hast, wirst Du zumindest eines gelernt haben; nämlich, dass Du mit E. Mach und Konsorten definitiv nicht die Mehrheitsmeinung zu diesem Thema vertrittst. Und zudem würden wir beide hier überhaupt nicht weiterkommen, wenn wir auf eher metaphysische Denkmodelle, wie die Leibniz'sche Vorstellung einer prästabilierten Harmonie des Universums, abheben würden. Gleichwohl mir persönlich natürlich die Wechselwirkung von immaterieller Sphäre (infolge "kosmischer Intelligenz") mit materieller, also irdischer Substanz naheliegender ist, bzw. ich davon überzeugt bin. Das ist für Dich als Materialist per se ausgeschlossen. Wie gesagt für Dich, für andere nicht. 

Und jetzt kommt Joseph ins Spiel, der uns sagen würde, wir beide hätten recht, jeder aus seiner Perspektive dieses Thema betrachtend. Mir geht es nicht um das Rechthaben in dieser Frage, denn auf welche Fakten wollte ich mich bei dieser Behauptung beziehen, da es sich dabei um ein die Physik überschreitendes Thema, also Metaphysik handelt.

Letzterer schreibst Du die Existenz ab, also ist jegliches Weiterdiskutieren sinnlos - so sinnlos, wie Dir Welt und Kosmos erscheint, diese dem puren Zufall ausgeliefert also. Nix gehört von Zufall UND Notwendigkeit, keine Affinität zu Platons Ideenwelt, nichts anfangen können mit Aristoteles' „anima forma corporis“, da haben wir beide einfach keine Diskussionsbasis. Und überhaupt scheint diese hier im Forum zu fehlen, zumindest bezogen auf dieses Thema.

Ingo T. hat Recht, wenn er ständige Wiederholungen als ein Übel betrachtet. Soll ich meinen Sermon solange wiederholen, bis ich selbst dran glaube? Dann hätte ich auch Pfaffe werden können. Aber wie schon einmal hier geschrieben, mit dieser Äußerung wende ich mich nicht gegen Geistliche, sowie Gläubige, die in bester Absicht und Gesinnung ihren Glauben vertreten und entsprechend leben. Exakt so, wie ich es als Katholik auch versuche. 

Aber wir beide wollen Gott und Götter, Metaphysik, wohlweislich beiseite lassen und so geht es mir um Deine Aussage, Naturgesetze würde nicht existieren. 

Diesbezüglich haben wir doch einen gemeinsamen Anknüpfungspunkt. Ich für mein Teil muss nur das primordiale Element dieser Naturgesetzlichkeit in den Hintergrund stellen und deren Begrifflichkeit als naturwissenschaftliches Erklärungsmodell annehmen, das keinen Anspruch auf sog. Letzterklärung erheben kann, da diese dem menschlichem Denken und Forschen nicht zugänglich, resp. nicht möglich ist, denn der Mensch ist Teil dessen, was er zu beschreiben sucht und ist somit sein eigener „blinder Fleck“.

Vielleicht aber noch ein paar Gedanken zu Naturgesetzen, soweit man diese als ein System zur erfahrungswissenschaftlichen prognostizierenden Beschreibung definiert, bezogen auf Retrodiktion, also den Rückgriff auf bisher erworbenes, diesbezügliches Erfahrungswissen. 

Es geht also um das Finden und Bestätigen von Vorgängen in der Natur, die mit einer eineindeutig erkennbar regelmäßigen Wiederkehr stattfinden und somit als gewisse Gesetzmäßigkeit angenommen, bzw. prognostiziert wird. Nicht mehr, nicht weniger. So gilt diese Art von Auffinden und Bestätigen von Regelmäßigkeiten im Naturgeschehen als Voraussetzung, die Existenz von Naturgesetzen anzunehmen und die daraus abgeleiteten Theorien sind Grundlage für eine genuin naturwissenschaftliche Disziplin, die als solche dem Verstehen von Welt und Kosmos dient, somit entsprechen Naturgesetze auch den diesbezüglich eingeführten Begriffen in der Erkenntnistheorie. 

Zusammenfassend könnte man festhalten, dass Naturgesetze die Regelmäßigkeit von biologischen Verläufen in der Natur, resp. deren Systemen aufzeigen und damit die Grundlage für deren wissenschaftliche Beschreibung sind. Von den Elementarteilchen, über Atome, (Makro-)Moleküle, ob in Gas- oder in Festform, bis hin zu kosmischen Systemen, hat man es mit konkret vorhandenen Systemen zu tun, die man im Gegensatz zu abstrakten Systemen konkret beschreiben und daraus eine Gesetzmäßgkeit ableiten kann.

Im Gegensatz zu diesen realen Systemen haben abstrakte Gebilde, wie beispielsweise strukturierte Mengen als Axiomen-Systeme, die hier schon öfter behandelten Grammatiken etc. keine Naturgesetzlichkeit bzw. sind keine Naturgesetze. Vielleicht bezieht sich Deine Aussage auf diesen Umstand und dann würde sie zutreffen, nämlich alle von Menschen geschaffenen (z.B, sprachliche) Gesetze haben eben keine apriorische Eigenschaft. Nun könnten wir noch über sog. Meta-Gesetze diskutieren, die keine Grundgleichungen darstellen, dennoch vornehmlich in der Mathematik, aber auch zur Beschreibung von Naturvorgängen Anwendung finden.

Nun kommt aber der Punkt, wo wir Übereinstimmung haben, nämlich in der diesbezüglichen Sicht auf die Thermodynamik. Und da wird es nun gleich wieder philosophisch: „Wie hat die Welt begonnen?“ Betrachten wir einfachheitshalber nur diese und nicht den Kosmos. Am Anfang war das Chaos – wie die Bibel es richtig beschreibt. Sogleich ergibt sich das Problem der Entropie, die am Anfang extrem klein gewesen sein musste, um im Verlauf der Weltentstehung anzuwachsen bis zum sog. „Wärmetod“. Dazwischen muss es Äonen geben, die diese Erde als habitable Zone für jegliches Leben ausbilden, d.h. Entropie, Gravitation muss temporär so beschaffen sein, dass dementsprechende Lebensformen möglich sind. Nichts anderes meint Leibniz'ens prästabilierter Kosmos. Nichts anderes meint Aristoteles, wenn er von potentia ad actum spricht, d.h. das Potential, somit hinreichend zeitlich angelegte Regelmäßigkeit als Bedingung für das Entstehen von Leben erkennen und dieses in Angriff nehmen. KAIROS nannten es die grieschischen Philosophen. Das sind natürlich alles „gebahnte Wechselwirkungsketten“, die nach dem Prinzip = Gesetz der Selbstorganisation ablaufen. Doch wo gründet dieses Prinzip primordial? In purem Zufall oder als grandiose, sprich göttliche Idee? Dazu muss man sich wahrhaftig keinen alten weisen Gott auf „Wolke 7“ vorstellen, zudem würde man dieser Idee die ihr eigene Großartigkeit absprechen. 

Mag doch jeder Mensch, der sich dieser Thematik zuwendet und das Vermögen hat, diese in hinreichender Tiefe zu durchdenken, seine eigene Vorstellung dazu entwickeln. Nur dann zu postulieren, der Anfang von allem war SO und das Ende wird SO sein und dazwischen ist Beliebigkeit, das entspricht - nach allem was Menschen bislang über diese Zusammenhänge wissen - schlichtweg Spekulation, ist mitunter nichts als kecke Anmaßung, das gilt auch für beliebig religiös angelegte Erklärungsmodelle, womit ich nicht die biblische, als eben metaphorische Erzählung meine, deren Exegese nur dann zutreffend sein kann, wenn man das bildlich angelegte Narrativ verstanden hat.

KJ





ich betrachte naturgesetze als aus entropie (also THD) >emergierend<, in etwa analog der "entrop. gravitations"-vorstellung,

ich nannte das: aus entropie heraus zwangslos erklärbare "gebahnte wechselwirkungen/ww-ketten"
(mein modell dafür "sprechender sand")

(ua deshalb sind, so auszudrücken, natu-ges immer da, wenn sie gerade eben gebraucht werden, natu-ges gibt es nicht als ehern prädisponiert vorhanden,
sondern es sind mit physikalischen ereignissen konzertierte abläufe, verläufe, die auf und mit den ereignissen wirken

eines der auffälligsten phänomene bei natu-ges ist, dass sie keine zeit benötigen um jeweils "in kraft" zu treten,
"sie sind immer sofort da, wenn sie gebraucht werden"
ist klar, dass dadurch der eindruck entsteht, die natu-ges wären eine hintergründige (feststehende) matrix, auf der sich das dynamische geschehen des vordergrundes abspielt,
in wahrheit erzeugt das ablaufende geschehen seine jeweils wirksam-werdenden "natu-ges" selbst mit

einfacher ausgedrückt:
natu-ges SIND nicht, sondern entstehen immer erst mitsamt den ereignissen, auf die sie scheinbar/angeblich wirken/einwirken
natu-ges sind verläufe,
sonst wären sie, genau analog göttern, im widerspruch zur ww-welt, in der wir leben

in diesem obigen sinn agte ich, es gibt keine prädisponierten ("ehernen") naturgesetze, keine natu-ges-matrix

wh.

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