Am 17.01.2023 um 02:13 schrieb Karl Janssen über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:
Doch nochmal zu Beweisen, resp. zur Beweispflicht. Zu letzterer gibt es schlicht keine Abrede, dort, wo es im wahrsten Wortsinne etwas zu beweisen gilt, sei es in der Wissenschaft, im Gesellschaftsleben oder aber auch im ganz persönlichen Umfeld. Doch auch hier bleibt die Frage: lässt sich, kann oder muss man ALLES beweisen?


Moin Karl, 

was der Schriftsteller Turgenew den Nihilisten Basarow sagen lässt, ist ja bloß: „Man beweise mir einen Satz und alles ist gesagt!“ Das heißt ja nicht, dass alles bewiesen werden müsse, sondern nur, dass die Beweise eines Satzes hinreichten zu seinem Verständnis. Als Verifikationismus ist der Wahrheitsnachweis ja nicht nur das Credo der Mathematik, sondern auch der quantitativen Experimentalwissenschaften und des methodischen Konstruktivismus.

Aber auf was sollte sich hinsichtlich des Zahlenuniversums wie des natürlichen Universums überhaupt ALLES beziehen? Ebenso wie das GANZE ist es bloß eine Pseudokennzeichnung. Auf alle Theoreme bzw. wiss. Sätze beschränkt, müsste der Verifikationismus damit auch auf sich selbst anwendar sein, was für Wahrheitsiterationen im Gegensatz zum sich selbst widersprechenden Lügnerparadoxon ja der Fall ist. Ehrlich währt am längsten: sich selbst gegenüber und im persönlichen Umfeld. Und in Wissenschaft und Gesellschaft setzt sich mittel- bis langfristig die Wahrheit durch. Kurz- bis mittelfristig dagegen machen sich Nihilisten in Gesellschaft und persönlichem Umfeld stets viele Feinde, da sie sich unerschrocken gegen ungerechtfertigte Gewohnheiten, Traditionen und Kulturen wenden. 

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