Nein, WH, da bin ich nicht sicher. Ich könnte mir vorstellen, daß es sinnvoller ist, den „Atomkrieg“ als eine völlig neue (und bisher nur science-fiction-mäßig durchgespielte) „Gattung“ von Kriegen zu begreifen, in dessen Schatten ja die sog. „konventionellen“ Kriege munter weitergehen. In der Tat sind ja die vielen (Klein-)Kriege seit Hiroshima alle ohne Atomwaffeneinsatz geblieben, ohne daß sie deswegen aufgehört hätten, genauso brutale, unsinnige, menschenfeindliche „Kriege“ zu sein wie eh und je (und vielleicht haben die Atomwaffen nur dazu beigetragen, sie zu ermöglichen oder zumindest in der Außen-Wahrnehmung zu verharmlosen: laß die mal ruhig machen, sind ja nur „konventionelle Kriege“…). Jedenfalls scheint mir nichts in diesen vielen Kriegen Überlegungen (zur Erklärung von Strategien, Motiven, Erfolgen, Niederlagen, Kriegsbeendigungsvoraussetzungen) irgendwelcher revolutionär neuer Kategorien zu bedürfen, die einem wie Cl. ganz und gar fremd wären.
Natürlich ändern Atomwaffen die Kriegsführung auf radikalste Weise, aber eben so, daß man dann gar nicht mehr sinnvoll von „Krieg“ (as we know it) sprechen können wird. Aber diese radikale Transformation des Krieges ist eben nicht nur im „Verstehen, sondern auch als Handlungsoption so abartig anders, daß sie in herkömmlichen Kriegs(treiber)-Szenarien nicht vorkommt. (Es ist ein bißchen so, wie wenn man sagen würde, der erste bemannte Flug zum Mond hat die menschliche „Luftfahrt“ radikal verändert. Ja – und nein: Es fliegen auch immer noch ganz normale Flugzeuge herum, bei denen sich dadurch rein gar nichts geändert hat; v.a. nicht die physikalische „Theorie des Fliegens“: Schwerkraft, Luftwiderstand, Neigungswinkel, Strömungsabriß, usw. usw.).

JL

 

Von: waldemar hammel über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>
Gesendet: Sonntag, 21. Juli 2024 18:53
An: PhilWeb <philweb@lists.philo.at>
Cc: waldemar hammel <waha3103x@googlemail.com>
Betreff: [PhilWeb] Re: Gewalt ist (k)eine Lösung?

 

 

Am 21.07.2024 um 17:43 schrieb Landkammer, Joachim über PhilWeb:

WH: " spätestens nach 2 abgelaufenen WELT-kriegen und der erfindung der atomaren waffen am ende wk2 hätte auch ein clauseWITZ sehr anders gedacht und argumentiert !"
Ja, aber das ist ja banal und selbstverständlich. Aber wenn es nicht nur heißen soll, daß prinzipiell jeder Gedanke von der Geschichte "überholt" worden ist (Aristoteles von der Informatik, Augustinus von der Säkularisierung, Kant von der Hirnforschung, Heideggers "Sein und Zeit" von Auschwitz?), dann wird man sich fragen müssen, was genau denn heute ANDERS "gedacht und argumentiert" werden muß. Und dies "anders" kann erst klar werden, wenn man weiß, WAS genau er denn damals (vor WK 1+2+Hiroshima) gedacht hat.
Natürlich muß man alles "weiterdenken" (IT), aber wenn man davon ausgeht, daß irgendwas grundsätzlich falsch ist, hat es kaum Sinn, das überhaupt zu versuchen.
JL


deine obige argumentation sehe ich als zutreffend,
außer betreffs krieg,
da heute jeder krieg, auch der anfänglich kleinste, in einen atomaren mit dann katastrophalen folgen für die gesamte menschheit "ausarten" kann/könnte,
(halbe kontinente atomar böden-wasser-luft verseucht, für lange zeit keine ernten usw mehr, selbst falls der eigentliche direkte krieg erstmal überlebt wird),
deshalb halte ich heute "beim stand der technik" jede kriege-fantasie/überlegungen/spielereien/usw für obsolet
krieg heutzutage als irgendeine art von lösung für egal-welche probleme = no, geht/funktioniert nicht mehr/ist historisch schlicht überholt

(hätte zb die ukraine heute noch taktische atomwaffen (gefechtsfeld-a-waffen), was würde sie in ihrer not wohl tun??)

und ich bin davon überzeugt, dass, spielen wir weiterhin weltweite kriegsspiele, es nur eine frage der zeit ist,
bis irgendein vollirrer tatsächlich dann den berühmten "knopf" drückt

AN602, und die war schon auf ca 50 megatonnen reduziert worden
https://de.wikipedia.org/wiki/AN602
(mit besten grüßen an clausewitze aller arten)

wh.
,

 

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