Wohlfeil, aus heutiger Sicht auf die Vergangenheit der Technisierung zu blicken, um daraus auch noch ideologisch Kapital zu schlagen unter dem Deckmantel heute notwendigen Umweltschutzes. (Satz 1)
Der Satz vorhin ist als Antwort auf einen Teil des folgenden
Absatzes zu denken, der von Ingo geschrieben wurde:
"was Du beim Anprangern der angeblichen Doppelzüngigkeit und Heuchelei vergisst, ist, dass die Krisensituation, in die uns das fossile Imperium gebracht hat, mit niederträchtigem Vorsatz und rücksichtslosem Eigennutz herbeigeführt wurde — und weiter befeuert wird. Wie viele grausame Kriege wurden nicht schon darum geführt und wie viele überflüssige Verbrennungsmotoren für Autos und Transportfahrzeuge produziert. Die profitgierige und umweltzerstörerische Kompanei zwischen Auto- und Ölindustrie begann 1908 mit der Massenproduktion des Ford-Modells T. Darauf hatte ich wiederholt hingewiesen, aber immer und immer und immer wieder werden die gegenwärtigen Verhältnisse dargestellt, als ob es sich um Naturnotwendigkeiten handelte. Die Misere ist menschengemacht und wenn schon damals der elektrifizierte Schienenverkehr konsequent ausgebaut worden wäre, gäbe es heute nichts zu jammern über die absurden Pendlerprobleme und Staus auf den Straßen. In autofreie Städte muss nicht gependelt werden, da sich in ihnen leben lässt und hinreichend ausgebauter Schienenverkehr ist nicht auf Autobahnen angewiesen. Eine an Menschen und nicht an Autos angepasste Stadt- und Siedlungspolitik wäre schon vor hundert Jahren möglich gewesen." (Am 18.12.2022 um 12:43, Ingo Tessmann)
Von oben herab nehme ich mir die Erlaubnis, auf Beides zu
antworten.
Erinnerungswissen, nehme ich an:
Wenn Vor-Sachen (im üblichen Sprachgebrauch: Ursachen) angegeben
werden, dürfen diese zu jedem Zeitpunkt der Vergangenheit
angegeben werden. Weder von dem Sprachgebrauch, dem Umgangswissen,
noch von einer wissenschaftlichen Vorgehensweise her, ist der
Zeitpunkt in der Vergangenheit fest zu denken. Plato war
bekanntlich damit unzufrieden, und andere auch. Bei der
Ursache-Bestimmung kann immer gestritten werden, wenn vom
Zeitpunkt der Vorsache abgesehen wird. Ein Allwissender könnte die
Vor-Sache zu jedem Zeitpunkt, zudem in voller Breite im Sinne von
Multikausalität angeben, und zudem mit größter Genauigkeit und
Korrektheit in jedem möglichen Sinne. Unabhängig davon, ob nur
materielle oder immaterielle Vorsachen angegeben werden dürfen. Es
kann sogar dazu gestritten werden, ob denn tierische Triebe oder
menschliche Absichten als Vor-Sachen vorkommen dürfen. Eine
weitere Bemerkung: Der Zufall, gemäß Wort im Betreff kann auch in
der vollständigen Ursache-Bestimmung vorkommen. (2)
Daraus folgt: Es ist erlaubt, in der "Vergangenheit der
Technisierung" einen bestimmten Zeitpunkt (1908) und die Sache zu
dem Zeitpunkt als Vorsache aktueller Sachen anzusehen. Das ist nur
eine Subsumtion in Bezug auf den vorherigen Absatz.
Der obige Satz 1 nimmt Bezug auf den "heute notwendigen
Umweltschutz", und enthält implizit die Aussage, dieser sei in der
"Vergangenheit" noch nicht notwendig gewesen. (Implizit heißt
schließlich nicht "mit Behauptung, dass".) Dies kann also nur als
Bemerkung angesehen werden.
Zudem kann ich mir vorstellen, dass Karl Janssen dem Immanuel
Kant zustimmen würde, dass jeder die Konsequenzen seiner
Handlungen vorausdenken sollte, und das nicht tun sollte, was
nachher in der Zukunft unerwünscht ist. Ich habe dies einfach so
kindisch hin geschrieben, es ist komplizierter. Und doch bemerke
ich hier, dass ein Allwissender zusätzlich zur Fähigkeit der
Angabe aller Vor-Sachen diejenige aller Nach-Sachen haben müsste.
Eine weitere Bemerkung, analog zur obigen (2), nach der der Zufall
auch hier vorliegen kann: Je nach "Entscheidung" durch den Zufall
müsste der Allwissende mehrere Folge-Möglichkeiten beschreiben
können. Ob das ihm auch noch zugetraut werden kann, ist offen.
Dann wäre er schließlich eine Art Super-Allwissender.
Da ich kein Allwissender bin, muss ich wohl kläglich sagen: Es
kann sein, dass nur versucht werden kann, mit teilweisen
Fähigkeiten, die Vorsachen bzw. die Nachsachen zu sagen.
Nach alledem muss ich gestehen, und Karl vermutlich auch, dass
Ingos Hinweis auf eine Vorsache des Jahres 1908 korrekt war.
Sicher kann der eine oder andere sich um das Geschriebene drum
herum streiten, das in der vollständigen Vorsachen-Angabe des
Allwissenden korrekter vorkommen würde, und anderes nicht
vorkommen würde, etwa das, was ohne Belang wäre. Bemerkung:
Allwissender nur als Fiktion, also ich habe nicht im geringsten an
ein höheres Wesen gedacht.
JH