Das, lieber Waldemar, war wieder einmal ein Rundumschlag der altgewohnten Art, den ich erst jetzt lese, da ich immer noch mit diesem Wuhan-Virus, nun also mit „long covid“ zu kämpfen habe.
So mach ich's kurz: So sehr wir uns wohl gegenseitig schätzen, so sehr unterscheiden sich unsere Sichtweisen auf „Gott und Welt“ und damit auch auf das, was man allgemein als Kosmos benennt.
„Kontakte zum kosmischen Geist“ willst Du mir also gönnen und bedauerst (wohl nicht wirklich), diese nicht zu haben. Dabei könntest auch Du sie haben, sofern Du das Vermögen dazu in Dir erkennen würdest. Jetzt könnte ich Dich mit Matthäus (18/19) konfrontieren, wo es heißt: „Denn wer da bittet, der empfängt und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan“.
Hier im katholischen Bayern gibt’s den Spruch: „Da fürchtet einer etwas, wie der Teufel das Weihwasser“ und wenngleich Du mein obiges Bibelzitat zwar nicht fürchtest, den Duktus verabscheust Du wie besagter Teufel das Weihwasser :-))
Dabei hat Wasser reinigende Kraft und somit auch Weihwasser. Letzteres sogar purifizierende Wirkung auf das Innere eines Menschen, sofern man diesem Mythos Glauben schenken wollte.
Mythos als Ausdruck definitiver Überschreitung wissenschaftlich gesicherten Terrains und man findet sich unversehens im Bereich von Semiotik und damit auch Hypersemiose. Darüber haben wir hier zuletzt ausführlich diskutiert und so möchte ich nur noch einmal darauf abheben, dass Kognition, Austausch und Verarbeitung von Information (it's all about information – auch wenn Dir das nicht eingängig ist) ohne Semiose unmöglich wäre. Dass es dabei unweigerlich auch zu Hypersemiosen kommt, ist jeweilig fallibler Inferenz geschuldet.
Du setzt die Fallibilität des Menschen als die grundsätzliche Veranlagung zur Bestie gleich, wiewohl diese zumeist verbrämt durch oberflächliche Camouflage. Warum nur kommst Du nicht von dieser fatalen Verallgemeinerung los? Wären die Menschen dieser Welt alle so, wie Du sie abschätzt, würde es längst keine Menschheit mehr geben. Schauderhaft zu lesen, was Du da so schreibst!
Natürlich existiert dieses Schicksalhafte, dieses „fatalis“ als Ausdruck eines unvermeidlichen Unheils, wie es immer aufs Neue in dieser Lebenswelt aufkommt. Daher nochmal mein Zitat einer jungen Muslima: Im Namen eines Gottes geschieht Unheil, das sich in dessen Bewusstheit nie ereignen würde (sinngemäß).
Fatalismus, in seiner polemischen Sicht auf diese Lebenswelt muss er zwangsläufig zu psychischen Schäden führen. Wer (im übertragenen Sinn) immer nur die Schattenseite des Lebens sucht und sich dort hinein begibt, muss sich nicht wundern, wenn er an Unterkühlung zugrunde geht.
Es war hier zuletzt auch von Nietzsche die Rede und er war es geradezu, der aus diesem fatalistischen Grundverständnis heraus am Leben scheiterte, auch wenn er schriftstellerisch genial die Empathie zum Fatalismus glorifiziert hat.
Fatalismus geht wohl einher mit Determinismus, der Unausweichlichkeit allen Geschehens. Ich halte es bekanntlich mit Zufall und Notwendigkeit. Zufall als stets kleinstes Lebensereignis, eine Chance für jeweils neuen Anfang, ein Glücksmoment als Kairos, den günstigsten Augenblick für eine Neuausrichtung des Lebens, den es sogleich zu ergreifen gilt.
Und schon sind wir wieder beim Mythos, dem der antiken Griechen und eben in ihrer Mythologie wurde Kairos als ein von Gott geschenkter günstiger Moment gesehen, den es nicht zu ignorieren galt.
Christen sprechen vom Plan Gottes und wir in Bayern: „Des is oahm auf'gsetzt“. Ob ich selbst nun deshalb zu esoterischen Hypersemiosen neige, wie Du mir konstatierst - diese Zuschreibung sollte Dir eigentlich nicht mehr aus „der Feder“ kommen, nach all unseren Diskursen hier.
„Oh mein Gott“ - diesen Ausspruch hört man derzeit an jeder Ecke, egal, ob einer Oma die volle Eierschachtel oder der Influenzerin die schlecht angeklebten Augenwimpern zu Boden fallen.
Was mag sich dieser Gott dabei denken? Theodizee pur. Glaubst Du wirklich, Waldemar, ich würde an diesen – besser gesagt – solchen Gott glauben? Liest Du eigentlich genau, was ich hier schreibe? Zum Beispiel mein Bonhoeffer-Zitat: „Den Gott, den es gibt, den gibt es nicht!“
Dann also anstatt des naiven Gottesbilds ein „kosmischer Geist“?
Mitnichten ein solcher als personifizierte Wesenheit! Wenn ich von kosmischer Intelligenz sprach, dann meinte ich, dass der Kosmos nicht nur von Materie, sondern auch von Immateriellem, also von Information durchwoben ist. In welchen Feldern oder Ereignishorizonten sich diese birgt, wird man womöglich eines Tages naturwissenschaftlich nachweisen können, bis dahin muss man seiner dementsprechenden Überzeugung selbst Glauben schenken. Nicht mehr, nicht weniger und zudem: Jeder nach seinem Vermögen!
Also etwa dem Bibelwort folgend: JAHWE - d.h. Ich bin da, nicht mehr - nicht weniger! Manche erkennen dieses Dasein Gottes, manche nicht - so what?
Bester Gruß an Dich und in die Runde! - Karl
Am 24.01.2024 um 17:47 schrieb waldemar hammel über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:_______________________________________________
An karl,
es gibt nach meiner ansicht gerade bzgl "leben" nichts, das materielles übersteigt, insofern als auch das lebendige ausschließlich aus materiellem entsteht und an materielles gebunden ist, auch das "höchste geistige" ist nach meiner ansicht lediglich energetisch, etwa elektromagnetisch, und verbraucht auch energie, zb kostet jeder gedanke traubenzucker-äquivalente im hirn (und energie und materie sind nur zwei verschiedene erscheinungsformen desselben, nennen wirs "energiematerie", oder "materie ist eingefrorene energie und vice versa")
* wobei ich mit dem energie-begriff probleme habe, denn dieser begriff ist abstraktion, insoférn real nicht existent, was man beobachten kann, sind nur flüsse von irgendwas, das man summarisch "energie-fluss" nennt, "energie" selbst ist nicht beobachtbar oder messbar
Das eigentlich große Thema ist für mich der menschliche Geist und damit das (mehr oder weniger ausgeprägte) Vermögen des Menschen, kraft seiner intellektuellen und mentalen Fähigkeiten essentiell erforderliche Informationsverarbeitung zu realisieren, die auf substanziell gehirnliche Funktionen der Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Gedächtnis (Integrierung, Speicherung und Abruf von Information), Inferenz und Koordination aufsetzen. Vor allem aber auch das potentielle Vermögen menschlichen Geists, die pur materielle Ebene dieser Lebenswelt zu übersteigen.
„Its all about information“, diese Formel hatte ich hier schon öfter eingebracht und damit kontroverse Diskurse befeuert. Den Begriff von Geist beziehe ich nicht nur auf den Komplex intrinsisch ablaufender Gehirnprozesse, sondern insbesondere auch auf die Befähigung zu verschiedenen Formen der Interaktion mit der Außenwelt, die üblicherweise über Sprache (gleichermaßen unmittelbar oder proxemisch) abläuft. Proxemik als spezifische Form nonverbaler Kommunikation ist jedoch nicht die einzige Möglickeit paraverbaler Interaktion. Es sind Emotion und Gefühle, die der Mensch nonverbal auszutauschen vermag und dieses über beliebige Distanzen.
wenn der geist traubenzucker verbraucht, um vorhanden zu sein und abzulaufen, müsste man doch, wenn überhaupt, das geheimnis nicht im am ende der reaktionskette stehenden geist suchen, sondern redlicher weise im traubenzucker. hat der traubenzucker also geheimnisse, die dann nicht mindestens alle anderen zuckerarten auch teilen? kann ich nicht sehen, denn es sind (nur) die ww-en der molekularen elektroniken die ablaufen, und das führt zur einsicht:
es ist keineswegs "all about information", sondern es ist "die aktion zwischen entitäten" = wechselwirkungen, "its all about interaction" (was schon newton zwar teils erkannte, aber in seiner bedeutung-fürs-gesamte völlig unterschätzte) - "information" entsteht aus physikalischen "signalen" erst, wenn diese signale von rezeptoren detektiert werden in den rezeptoren, und information selbst ist für den betrieb, das ablaufenkönnen des geistes zwar notwendige voraussetzung, aber erst die umwandlung dieser information im hirn und peripheren ganglien in "nachricht" macht den kern des geistigen aus, zb "die gedankenflüsse", sog "erkenntnisse", "ich habe schmerz", "bin satt", "will trinken", usw
Damit wird es nun kritisch mit unserem Austausch hier, da ich Bezug nehme auf sog. morphische Felder. Sheldrake comes to mind und damit auch ein CLM für den klassischen Wissenschaftsbereich. Das interessiert, bzw. stört mich jedoch wenig, denn ich bin von der Existenz dieser Felder und der Möglichkeit zu nichtlokaler Interaktion zwischen diesen überzeugt.
(1) die scheinbare nichtlokalität morphischer felder ist auf keinen fall mit der sog physikalischen nichtlokaliät zu analogisieren oder zu verwechseln = sind zwei getrennte paar schuhe, die nur zuällig denselben begriff "nichtlokal" teilen
(2) ich bestreite die existenz "morphischer felder" als "nullten versuch" ein mögliches reales phänomen zu erfassen und zu erklären garnicht, gehe aber davon aus, dass im zeitverlauf bessere erklärungen dafür gefunden werden können, als das bisher rein esoterische geschwurbel (ähnlich homöopathie, wo der simple placebo-effekt einfachst erklärt, warum homöopathie durchaus wirksam sein kann, während vorher ebenfalls esoteriken zur erklärung herhalten mussten)
(3) "nichtlokale interaktion" ein großer begriff für physikalisch mittlerweile "fast altbekanntes", als wir langsam uns zur ansicht bequemen müssen, dass "lokal" garnicht so lokal ist, wie bisher fest geglaubt (auch das war "glaube", vorurteil, weil wir selbst in unserer wahrnehmung scheinbar lokale körperlichkeit sind, haben wir das dann generalisiert, war aber nie echtes wissen (zumal es plank'sch einen simplen ausweg gibt, um aus dem schein-dilemma lokal-nichtlokal herauszukommen, wenn mans mit dem "nichtlokalen" nicht übertreibt) )
Nun wird es auch noch esoterisch: „Alles ist mit allem verbunden“. Gegen diesen Ausspruch habe ich mich immer gesträubt, ganz im Sinne dieser mir lächerlich erscheinenden Pose von Esoterikern nach dem Muster „Wir haben uns alle lieb“. Dabei bleibe ich auch heute noch.
jaaa, "alles ist tatsächlich mit allem verbunden, und zwar über und allerdings auch in den grenzen planck'scher ww
Wenn ich also von einem universellen, sog. morphischen Feld ausgehe, das nach fernöstlichem Denkmodell der Akasha-Chronik gleichkommen könnte, so bin ich potentiell nicht nur mit Feldern meiner unmittelbaren Umgebung (z.B. Schumann Resonanzfeld) verbunden, sondern kann mit diesem universalen Feld in Verbindung treten, resp. in Resonanz kommen. Jedes Feld ist Träger von Information und bietet damit die Möglichkeit, darauf zuzugreifen, bzw. damit interagierend in Beziehung zu treten.
(1) dazu brauchts keine "fernöstlichen" esoteriken !
(2) hier missbrauchst du den klar def physikalischen feld-begriff (und resonanzbegriff) um esoteriken aufzumachen
(3) beweise für ein "universalfeld" mit dem man sich (per resonanz?) verbinden könnte (was physik ein "einkoppeln" wäre) ?
(4) physik-felder sind träger von physik-SIGNALEN, nicht von information !
(5) physik-resonanz ist ein klar def zustand/verlauf/vorgang, es ist daher mehr als fragwürdig den physik-resonanzbegriff auf alles mögliche andere aufzuweiten
(6) was du esoterisch denkend willst, ist klar, du möchtest dich an ein universalfeld per resonanz ankoppeln, um dann an der "information" dieses universalfeldes teilzuhaben, indem du dann teil des universalfeldes wirst -
träume weiter ...
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du denkst und erörtest hier erneut esoterisch, und das ist "hypersemiotisch"
Somit kommen die kürzlich hier von Dir angeführten gehirnlichen Mikrotubuli ins Spiel, deren bewusstseinsbildende Mechanismen von Stuart Hameroff et.al. erforscht und entsprechend publiziert wurden. Ich hatte vor einiger Zeit hier schon dazu geschrieben.
tubuli und mikro-tubuli sind zellen-weite strukturen, die zellen aus verschiedensten gründen zum strukturen-erhalten und stoffwechseln benötigen, es gibt sichtbare vorgeformte tubuli und mikros, und unsichtbare, die nur letztlich elektromagnetisch und nur bei bedarf jeweils ausgebildet/gebahnt werden, alles kein geheimnis, auch, dass wassermoleküle, als dipolmoleküle in mikro-strukturen eingesperrt zu pseudo-eis werdend, zum digitalen rechnen genutzt werden können, kein geheimnis (vielleicht gibts zukünftig wassercomputer statt auf silizium-basis?), die große frage ist, nutzt die natur, und das vielleicht schon sehr lange, das rechnen mit wasser, zb auch und gerade in biologischen systemen, die immerhin zu 75% und mehr aus wasser bestehen?, denn wäre wirklich sehr naheliegend, da simples wasser die vierthäufigste chem verbindung im uns heute bekannten weltall ist, und natur spielt immer die minimalst möglichen spiele (das wasser in unserem körper also weit mehr als nur "lösungsmittel"?)
* ein teelöffel wasser hat mehr potentielle rechenkapazität als alle heute weltweit installierten silizium-rechner zusammengenommen ! (so armselig ist, was menschen "in ihrer selbst.zugeschriebenen großartigkeit" machen)
Streng wissenschaftlich gesehen liegt alles hier diesbezüglich Angeführte im Bereich der Hypothese. Das kann jedoch nicht bedeuten, dass man keine Gedanken anstellen könne, die über bisher gesicherte naturwissenschaftliche Erkenntnisse hinausgehen.
sobald man gesichertes wissenschaftliche terrain überschreitet, steht man im bereich "tellerminenartiger" hypothesen, und diese sind
(1) entweder als "tragbar" mit dem wissenschaftlichen gesicherten noch sinnvoll verknüpft, (ua, weil sie im weiteren verworfen werden können, "falsifiziert")
(2) oder sie sind jenseits von gut und böse esoterische hauptsächlich hypersemiosen, und als solche nichtig/irrelevant (wie etwa "gott" und damit zusammenhängendes)
(3) "über naturwissenschaftlich gesicherte erkenntnis hinausgehende hypothesen" sollten immer dennoch naturwissenschaftlich basiert sein, sonst wirds zu wolkenkuckucks-spekulation = "allbedeutende hypersemiosen",
und mit "wissenschaftlich basierten hypothesen" ist auch nicht gemeint, wissenschaftlich def begriffe, wie etwa den feldbegriff, ins nirgendwo hinein aufzuweiten
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du, lieber karl, neigst sehr zu (2)
Menschlicher Geist ist in üblicher lebenspraktischer Weise immer noch weit entfernt von der Erkenntnis der eigentlichen Realität, oder besser gesagt, der Wirklichkeit von Welt und Kosmos. Mit besagtem kosmischen Geist in Verbindung zu treten, ist menschlichem Geist potentiell möglich. Nur wenige Menschen machen davon Gebrauch.
(1) dass übliches menschendenken und erwägen dem konstruktivistischen denken fast diametral gegenübersteht, ist ein alter schuh, der aber aus der überlebensnotwendigen selbstreferenz aller lebewesen leicht erklärlich ist, denn erst bei hinterfragen dieser (primär immunologisch-bedingten) selbstreferenz wirds konstruktivistisch
(2) aus dem (1) folgt, dass wir tatsächlich vom erkennen "der wirklichen wirklichkeit" noch sehr weit entfernt sind, und das sowohl naturwissenschaftlich als auch alltags-praktisch - das weitaus meiste, was wir vermeintlich über welt und uns selbst wissen, denken, hypothetisieren beruht auf gut eingeschliffenen und angepassten/adaptierten "vorurteilen", die allerdings unser überleben-können sichern, also allerwichtigste funktionen haben
Nun also Waldemar, mache Dir keine Sorgen um mich wegen meiner Kontakte zum kosmischen Geist. Noch bewege ich mich auf irdisch festem Boden, obendrein ganz nach einer von Dir eher verschmähten Tradition sozialer Interaktion. Würde ich oben Geschriebenes am Stammtisch zum Besten geben, würde mir ein Bierkrug auf den Kopf geschlagen werden mit der Begründung: „Besser so, bevor du noch ins Irrenhaus kommst!“
ich gönne dir deine kontakte zum kosmischen geist, und freue mich für dich, dass du dabei auch gut sozialisiert bist.
ich selbst habe solche kontakte leider nicht, weder zum kosmos, noch zu inbesondere mitmenschen, weil ich diese im grund ihres wesens für bestialisch halte (ua. zu lange und zu tief ins forensische glas geschaut, und wenn ich mir die heutige menschenwelt anschaue, wird das keinen deut besser, im gegenteil, es bestätigt sich, mensch ist nur oberflächlich höflich und nett als camouflage, in wahrheit blutig-bestialisch grundveranlagt)
wh.
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