Am 19.09.2023 um 17:59 schrieb Ingo Tessmann über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:




Du müsstest Deine angenommene Alternativlosigkeit im Verhältnis von Marktwirtschaft und Demokratie schon zu begründen versuchen, ansonsten bleibt es bloß ein ständig wiederholtes ideologisches Dogma. 

Moin, moin Ingo,

Wenn dem so ist, was entspricht dann Deiner Vorstellung eines „Degrow-Kommunismus“, wie dieser von Saito vorgeschlagen wird? Als letztlich nicht doch auch nur einem ideologischen Dogma des Teilens folgend, wie dieses sich in allen bislang etablierten kommunistischen, bzw. sozialistischen Staats- und Wirtschaftsformen als nicht tauglich erwiesen hat. 

Sind es im Kapitalismus die Wirtschaftsbonzen und ihre Vasallen, die sich den größten Teil eines Kuchens (wie Saito es nennt) nehmen, sind es in kommunistischen oder sozialistischen Systemen die Parteibonzen und ihre Prätorianer. Da ist nichts gewonnen, das sollte jedem Sozialromantiker langsam klar werden. Also ist es schlicht überkommen, über Kapitalismus, Kommunismus in bisherigen Schemata zu diskutieren, Rockefellers und Marxens sind nur noch geschichtsträchtige Platzhalter für nicht mehr zeitgemäße Wirtschafts- und Politsysteme. Marx war ein hervorragendes philosophisches Talent, seine Vorstellungen wurden von seinen „Followern“ missbräuchlich in politischen Systemen und Ideologien missbraucht, ebenso wie jene eines Jesus von Nazareth es taten und bis heute betreiben.

Letztlich werden nicht die Prediger sozialpolitischer resp. kommunistischer Teilungsphantasien künftig den Gang der Weltwirtschaft vorgeben, sondern geradewegs Wirtschaftsmechanismen, die nach Schumpeters Annahme funktionieren, wonach Innovationen und nicht pures Wachstumsstreben treibende Kraft für Weiterentwicklung sein werden. Das setzt selbstredend die „kreative Zerstörung“ aller bisher der Umwelt unzuträglichen Entwicklung und Produktion von Technologie, Waren und Nahrungsmittel voraus. Dabei geschieht fast von alleine die „Zerstörung“ des Kapitalismus in seiner heutigen negativen Ausprägung, denn das mit seinem Fortbestand unabdingbar verbundene unbegrenzte Wachstum ist dieser Erde schlichtweg nicht mehr abzugewinnen resp. zu rauben: Wo nichts ist, hat der Kaiser sein Recht verloren, will sagen: wollte der Kapitalismus als Herrschaftselement von Unternehmern (Schumpeters Übeltäter) in seiner jetzigen Form weiter bestehen wollen, wird er schließlich an Ressourcenknappheit scheitern. Letzterer entgegen zu wirken, bedarf es daher einer gesteuerten, aber dennoch freien Marktwirtschaft, wie ich es zuletzt hier anführte. Wie kommst Du dazu, diese Aussage als „ständig wiederholtes ideologisches Dogma“ zu diskreditieren?

Deine Phobie vs Kapitalismus und dem daraus entwickelten Schreckgespenst faschistischer Machtübernahme scheint Deiner eingeengten negativen Sicht auf unsere freie Marktwirtschaft zu entspringen, die Du letztlich als kapitalistisches Wirtschaftssystem wertest. Ein Scheingefecht, ähnlich des eines Don Quichotte. 

Wir leben glücklicherweise nicht im Faschismus. Noch nicht, sehr wohl aber dann, wenn sich die politischen Randgruppen ähnlich radikalisieren, wie vor dem fatal unseligen Dritten Reich. Du bist geradewegs dabei, dieses herbeizureden (globale Herrschaft von Klima-Faschismen??), oder was soll das anderes heißen?


Bester Gruß an Dich und in die Runde! - Karl