Moin, moin Ingo, servus Waldemar und hallo in die Runde!

grad lese ich Eure Replik auf meine jüngsten Beiträge hier und will noch kurz darauf antworten, dies mangels Zeit. Ja die liebe Zeit! Ein Thema für sich, über das wir uns hier auch schon intensiv ausgetauscht haben. Und wissen wir jetzt daraus resultierend was sie wirklich ist oder spüren wir nur im Innersten, dass sie nicht nur in Analogie des Uhrzeigers den Lauf von Tag und Nacht, von Jahr zu Jahr usf. darstellt, sondern den unaufhaltsamen entropischen Prozess allen Lebens im Takt der Stunden, Minuten, Sekunden ad infinitum. Was geschieht doch nicht alles in diesem Kubus von Raum und Zeit?! Raumzeit, Unendlichkeit – wieviele Menschen werden sich darüber tiefergehende Gedanken anstellen? Nicht wenige, denke ich und doch leben Menschen überwiegend im Trott der Zeit, unbenommen ihrer persönlichen Situation im Leben der Zeit.

Da haben wir in philweb schon so etwas wie ein Alleinstellungsmerkmal. Natürlich gibt es Foren im Internet, beispielsweise ausgeführt als „Gezwitscher“ bis die Teilnehmenden dieses nicht mehr hören konnten und es kurzerhand in „X“ umbenannten. Trotzdem bleibt der Austausch vorwiegend ein im Affekt abgefasster Rubbisch. Und facebook? Dieses Forum der Selbstdarsteller, für mich lediglich praktisch, um Kontakt mit Bekannten zu halten. Was ist mit Science, dem wissenschaftlichen Forum? Da geht nix, oder sollte nichts gehen mit Spantan-Postings. Instagram? Waldemar hat‘s doch eben gesagt: Aus dem Alter sind wir raus!

Also doch philweb? Versuchen wir es einfach weiterhin und so kann ich mich nur Waldemar anschließen:

„- unser jetziges philweb steckt im personalen + sehr weitgehend thematischen + argumenteaustausch - deadlock fest (so erlebe ich es jedenfalls), in einem bild: wir halten eigentlich nur mithilfe aufgemachter themen kontakt, um weiter kontakt zu halten, zu wissen, dass es uns noch gibt, wobei dennoch immer wieder mal ausgetauschte ansichten zu neuartigen einsichten führen, also ganz nutzlos ist das nicht (miteinander reden oder schreiben bringt durchaus etwas)“

Ob Dein ergänzender Vorschlag,Waldemar, in philweb mehr „Gemütlichkeit und damit mehr Bekanntsein“ einzubringen uns hier weiterbringt, weiß ich nicht zu sagen. Davon abgesehen, dass man ohnehin hier im Diskurs sehr viel von seiner persönlichen Einstellung zu gesellschaftlichen Fragen, zu politscher und geisteswissenschaftlichen Ausrichtung preisgibt, sollte dieses Forum natürlich nicht in ein „Kaffekränzchen“ ausarten. Auch wenn wir uns bisweilen kräftig „fetzen“, den teilweise sich diamentral entgegenstehenden Weltsichten geschuldet, ist es aber gerade der Gewinn dieses Forums und dieser Art des Austausches hier, dass konträre Denkmuster – wie oft von mir erwähnt – dazu dienen können, die eigene fixierten zu überdenken, zu hinterfragen und ggf. zu korrigieren.

Im Grunde sehe ich diese Runde als eine von Brieffreunden. Und Freunde sollten sich definitiv nicht nur „Honig um den Mund schmieren“. 

Es nützt nichts – wie gesagt die Zeit: ich muss los…


Bester Gruß! - Karl



Am 28.02.2024 um 06:20 schrieb waldemar hammel über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:



Am 28.02.2024 um 02:14 schrieb Karl Janssen über PhilWeb:
Waldemar, vorhin wollte ich Dich noch fragen, ob auch Du den Eindruck hast, hier in philweb zusammen mit nur wenig aktiven Mitstreitern alleine im Kosmos  dieses Forums sind.  Haben wir mit all dieser hier veranstalteten Wort- und Begriffsakrobatik alle anderen Mitreisenden in unserem Raumschiff ver- oder sogar abgeschreckt? Was meinst Du?

- ich glaube nicht,  dass unsere diskussions-inhalte andere leute + die schweiger auf philweb vom mittun abhalten, im gegenteil, hier über quasi alles schreiben zu können,
ist eigentlich "public interest" (und voyeurismus dazu) - leider aber ist solches schreiben im internet mittlerweile derart "gewöhnlich/usus" geworden, dass es fast nicht mehr lohnt,
dafür auch nur noch den comp einzuschalten

- andere plattformen, die zudem besser designt sind + das überangebot an solchen, halten uns hier sehr viel an potentiellem publikum fern

- das sich-briefe-schreiben (mails auch im grunde briefe) als antiquiert-erlebte/empfundene art der kommunikation ist einfach auch aus der mode gekommen,
heute sms't man kurz ideen usw, oder whatsapped sie, wenns was längeres ist, wie leben heute in der [ post-buchdruck-epoche ]

- auf philweb haben wir keine echten ausgewiesenen schwerpunkt-themen, an denen sich interessen (+ leute) kristallisieren, festbeissen könnten,
etwa "kant und sein spätwerk" oder ähnliches, egal was

- irgendwann in der vergangenheit hat philweb unbemerkt die "kritische menge" an mitschreibern unterschritten, bei deren unterschreiten fast jedes beliebige forum automatisch zerfällt

- unser jetziges philweb steckt im personalen + sehr weitgehend thematischen + argumenteaustausch - deadlock fest (so erlebe ich es jedenfalls),
in einem bild: wir halten eigentlich nur mithilfe aufgemachter themen kontakt, um weiter kontakt zu halten, zu wissen, dass es uns noch gibt, wobei dennoch immer wieder mal ausgetauschte ansichten zu neuartigen
einsichten führen, also ganz nutzlos ist das nicht (miteinander reden oder schreiben bringt durchaus etwas)

- wir sollten/könnten/müssten vielleicht auch mehr "gemütlichkeit" (und damit bekanntsein) in unser rest-philweb einbringen, indem wie viel mehr von uns und unseren unterschiedlichen
lebensverläufen und zuständen/status quo/ mit einbringen (als meta-kommunikation), denn all sowas bestimmt ja auch was wir so denken und warum, welche probleme uns interessant erscheinen,
welche grundansichten wir haben, usw (ich zb ua. sehr interessiert an der epoche der scholastik, weil damals vieles entschieden (und auch falsch entschieden) wurde für den geistesverlauf der folgenden
jahrhunderte bis heute) = weichen gestellt wurden, die uns bis heute nicht zuletzt auch verständnis-belasten

- wir könnten uns einzelne werke und/oder bücher zum durch- und aus- disputieren vornehmen (wäre bestimmt fruchtbare sache)

- nicht zuletzt ist auch zu beachten: philweb läuft schon seit tatsächlich jahrzehnten, und wir noch-immer-lebenden+aktiven sind rein damit "alte männer" geworden, ich zb 72,
und junge/jüngere leute reden/kommunizieren halt nicht unbedingt gerne mit alten männern / die lebensphase, in der man zum "philosophen" zu werden pflegt, ist halt die ältere und alte
lebensphase, die interessen der jüngeren sind gänzlich andere, weil sie (noch) in anderen "anabolen" lebensphasen stecken, und nicht wie wir, bereits in der "katabolen" richtung friedhof
(mit 72 bin ich doppelt so alt, wie ein vernünftiger/anständiger mensch eigentlich werden sollte, und vor kurzer zeit noch im schnitt auch tatsächlich (nur) wurde/ liegt natürlich an meinem
dumas'schen/voltaire'schen exorbitanten kaffeekonsum als lebenselixier/ meine ideale kneipe wäre ein old-fashioned wiener kaffeehaus mit literaten, künstlern, philosphen, politischen, wissenschaftlern,
und schrägen vögeln und anspruchsvoll am leben gescheiterten als publikum)

* theo fontane: das trauerspiel von afghanistan (oder: nichts neues unter der sonne)
https://de.wikisource.org/wiki/Das_Trauerspiel_von_Afghanistan_(Fontane)


wh.

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