transmitted from iPad-Client

Am 08.09.2022 um 12:31 schrieb waldemar_hammel über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:

Karl Janssen über PhilWeb schrieb:

Am 07.09.2022 um 16:49 schrieb waldemar_hammel über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:

 mensch frisst tatsächlich die erdoberfläche, die meere, und sogar den erdboden leer, und hinterlässt gebirge von müll, als zeichen "hic fuit" = hier war ICH.

das kann nicht gutgehen, und das in 3-5-10 jahren und weltweit rückgängig machen, oder auch nur "einzuhegen" ..., wovon träumst du nachts?

Von apokalyptischen Zuständen, wie biblisch und von Dir prophezeit! Wenn ich dann schweißgebadet aufwache, denke ich daran, meine Frau zu erinnern, keinen Fisch mehr zu kaufen, um ihn in üblich Weise als Speise zuzubereiten. Ebenso denke ich daran, auch für den nächsten Aufenthalt in meiner „zweiten Heimat“, dort wo ich vorzugsweise hervorragend zubereiteten Fisch zu essen pflegte, nunmehr auf Seetang umzusteigen; dazu muss ich nur noch das geeignete Restaurant an der „Waterkant“ finden. Vielleicht habe ich in weiser Vorahnung Deiner Ausführungen hier zu Linkola bei meinem Aufenthalt in Bremen schon einen Burger in Feldmann’s Bierhaus gegessen und mir Feldmann’s Dunkel schmecken lassen. Übrigens findet man dort oben (aus hiesig südlichstem Eck Deutschlands gesehen) keine notorischen Meckerköppe, obgleich man deren Öko-Bewusstsein überall erkennen kann. Ach so, Burger geht ja gar nicht, hätte ich beachten sollen - mega culpa. Überhaupt culpa - Menschen, wie sie sich nun einmal in ihrer Ontogenese vom Tier kommend entwickelt haben, hätten besser als Sammler von Früchten u.ä. verbleiben sollen. Was wäre der Welt da nicht alles erspart geblieben. Du bist also tatsächlich dieser große Lehrer, wie von Joseph hochgelobt und ich beginne langsam zu begreifen und mich zu grämen: Auch ich fresse die Meere leer, ebenso wie den Erdboden (selbst das Gemüse aus dem eigenen Garten), verursache CO2-Ausstoß, zwar nicht mit meinem E-Auto, sondern indirekt durch den Verzehr von Rindfleisch - Rindviecher (wie man hier sagt), die hier gegenüber auf der Wiese bis zu mir her ihre satte Malzeit eben als CO2 „vergasen“ und ja, die fressen ja auch den „Erdboden“ leer, immerhin bin’s nicht nur ich. Aber ich schmeiße meinen Müll ein paar Kilometer von hier auf einen wilden Müllberg am Wendelstein, damit er nicht alleine so hoch in der Gegend rum steht. Dabei sollte ich den Müll umweltbewußt etwas weiter auf den Fröttmaninger Müllberg entsorgen - oh, das darf man gar nicht mehr, fällt mir grad ein; der ist jetzt Erholungsgebiet, sogar mit einem Windrad oben drauf; sicher das einzige in BY, am Ende wird man hier noch umweltbewusst. Fahre ich wieder zurück - nicht mit den Sommerfrischlern auf der A8, sondern auf der Landstraße, sehe ich auf vielen Dächern (Häuser wie Scheunen) PVA-Anlagen, deren eine ich auch auf auf dem Dach habe. Übrigens eine längst amortisierte Investition, die ich aber - das sei Dir geschworen - aus ökologischen und nicht monetären Gründen getätigt habe. Vermutlich war ich schon „Grünling“ als Du noch mit den Kommunisten Deiner örtlichen Umgebung die Probleme Südamerikas disputiert hast, denn was schert Dich schon das von Dir verachtete Deutschland und vor allem die offensichtlichen Bemühungen dieses Landes für eine umweltverträgliche Lebensweise. Deutsche Fleisch- und Fischfresser, von was ernährt man sich denn in Südamerika? Die Antwort kenne ich - von Resten aus dem Müll, den deren Wohlstandstypen anhäufen. Daran kann ich kaum etwas ändern, spende aber einiges Geld an Brot für die Welt: Als Deutscher Stellvertreter-Schuldbewusstsein abbauen, nennt man das und hoffe, das die Menschen dort eines Tages Politiker hervorbringen, die dem Unheil ihrer regionalen Lebenswelt entgegen treten können. So sieht das also in praxi aus mit „uns“ Wohlstandstypen - deren einer Du nicht bist. Also shame on me - oder simpel: mea culpa. Davon träume ich nun also des nachts.



karl,
um missverständnissen vor- oder nach- zubeugen folgendes:

1) danke ich Dir echt für deine obigen mal richtig in einem stück "zynischen ausführungen" = sowas gefällt mir, und "überspitzungen" usw als sprachfiguren können auch zur klärung von sachverhalten dienen

2) was mich betrifft, bin ich "ein einfacher bauer" eher, als alles andere, denn meine ganzen "tricks im leben", krankenpfleger sein, "studiums generale + physik + angefangen theologie + angefangen philosophie",
und noch andere tricks der sog "bildung" konnten mich nicht über die ganz einfachen und simplen "wahrheiten" eines naturverbunden lebens in einheit mit allen anderen lebewesen weder hinwegtrösten noch
überhöhend hinwegheben = ich habe immer nach äußerer "bildung" gestrebt, und bemerke jetzt im alter erst, dass ich alle bildung, das wichtige, die essenz, bereits von anbeginn in mir trug

es gibt in diesem leben in wirklichkeit nichts wichtiges zu wissen, das man nicht schon "angeborener weise" quasi "genetisch" als wahrheiten schon wüsste

 

„Philosophie ist die Erinnerung an das, was wir immer schon wussten“. Das war eines der Eingangs-Statements zum Philosophiestudium und wurde (in dieser Formulierung) Spaemann zugeschrieben; dieser - für mein Verständnis -  ähnlich wie Du zwischen der unverbrüchlichen Hingabe an die Natur („An der vegetatitven Natur endet der politische Totalitarismus“) und einer Ideologie (er dem Katholizismus - Du dem Kommunismus) zerrieben. Das führt zwangsläufig zu Widersprüchlichkeiten, die Spaemann zunehmend immer auch angekreidet wurden. 

Du bewegst Dich mit Deiner Aussage, das Wesentliche, die Essenz des Wissens um Dein Leben und des Lebens schlechthin von Anbeginn in Dir gehabt zu haben, tief in Platons Gefilden seiner Seelenlehre.

Deiner Suche nach der eigentlichen Wahrheit konnten die von Dir begonnenen Bildungswege nicht gerecht werden, da sich keine Korrespondenz zwischen diesen und Deines latent „inneren Wissens“ ergeben konnte, will sagen, da entwickelte sich schlichtweg keine Resonanz, es gab keine „Berührung“. Alle von Dir zunächst aufgegriffenen Bildungsangebote haben Dich nicht zuinnerst „berührt“, konnten sie auch nicht, da dies Deinem Wesen entsprechend nicht funktionieren kann.

Um diese Widersprüchlichkeit oder eher doch dieses hin- und hergerissen sein zwischen Annahme und Ablehnung herkömmlicher Bildungsangebote sowie zwischen innewohnender Spiritualität und Ablehnung entsprechend klerikaler Strukturen (wie ich Dir das hier immer wieder attestiert habe) etwas tiefergehend zu betrachten, möchte ich mich (zu Deinem Leidwesen) einmal mehr auf die antike Philosophie beziehen.

Spaemanns Gedankenexperiment beispielsweise, quasi als Gottesbeweis entworfen (warum Menschen überhaupt von Gott denken resp. reden können, wenn es ihn nicht gäbe), konnte sich - alleine schon wegen seines dabei vorausgesetzten Wahrheitsbegriffs des Aristoteles - nicht bestätigen. 

Aristoteles’ konzeptionelle Unterscheidung zwischen Wahrheit als dem seienden Wahren (durch „Berühren“ erfassbar resp. begreifbar) und der Falschheit, als dem schlichtweg nicht Seienden ist Grundlage für seine Korrespondenztheorie der Wahrheit. 

Hier kommt das Prinzip der Anamnesis als die Wiedererinnerung an ureigenstes Wissen ins Spiel. Die Verbindung von Annahmen resp. Aussagen mit der (vorgefundenen) Wirklichkeit ist eine Korrespondenzrelation qua seelischer Ersterfahrung. Sie entspricht einer unmittelbaren Erfahrung des Angrenzens oder Berührens.

Das „Berühren“ von sich zwei verschiedenen - äußeren und innersten - Wissensbereichen (eher vielleicht -spähren)  ist kennzeichnend für eine Korrespondenzrelation zwischen zwei Ebenen, die in Aristoteles’ Systematik einerseits die prälogische Ebene der Sinneswahrnehmung (aisthesis - Fühlen, Erspüren, Tasten) als zentrales Element der Wahrnehmung ist, andererseits als das „nous“, die hyperlogische Ebene der Vernunft, der eigentlichen („eidetischen“) Wirklichkeitsstruktur (intelligible Ebene) deren Berühren dem einfachen "Sagen" entsprach.

Das Wesentliche an dieser Korrespondenzrelation ist, dass „das Wahre“ ein "Berühren" und somit "Wissen",  ein "Nicht-Berühren" das Falsche und damit ein "Nicht-Wissen" ist.

Das mag alles sehr kompliziert anmuten, ist jedoch sehr einfach auf die Lebensrealität anzuwenden: „Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß“ in Umkehrung: was mich nicht interessiert, was mich zuinnerst nicht „berührt“ (wofür ich „keinen Draht“ habe), dafür will ich keinen Aufwand erbringen müssen (nur um beispielsweise einen akademischen Grad oder sonstigen sozialen Status zu erlangen).

In Deinem von Dir  geschilderten Fall heißt das, wozu solltest Du irgendwelche Studien absolvieren, wenn Du auf akademische oder sonstige Ehren pfeifst, genau genommen, weil sie Dich zuinnerst nicht berühren.

Für meinen Fall heisst es, ich habe Technik studiert, weil sie mich von Kind an interessierte (also mich berührte). Für mein (nebenberufliches) Zweitstudium (Phil/Sowi/Psych), also Geisteswissenschaften glaubte ich, dass sie mich interessieren (zuinnerst berühren) würden, habe das Zeug für Hausarbeiten, Referate und Klausuren gelernt und beginne heute erst, es zu begreifen. Also war’s doch nicht umsonst, sehr wohl wissend, dass ich als Philosoph samt Familie verhungert wäre.

Beste Grüße!  - Karl

PS: denke immer daran, was in Dir als Platon‘sche Idee schlummert und schmeichle ihm, ob Deiner hier gegen ihn ausgebrachten Schmähungen😊😊