und weil hier auch grad von Liebe die Rede war, vielleicht ein weiterer Literaturhinweis:
E. Fromm: „Über die Liebe zum Leben“. Ich habe das Buch grad aus dem Regal genommen und da geht es im Kapitel 4 um „Die Krise der patriarchalischen Ordnung“ und im 5. um „Das Fiasko der Religion“. Insgesamt sind in diesem Buch Rundfunkbeiträge abgedruckt. 
Geschlossener lesen sich seine Werke, etwa „Die Kunst des Liebens“ oder sein berühmtes Werk „Haben oder Sein“. Vieles von dem wir hier immer wieder diskutieren, wird in seinen Schriften behandelt. Absolut lesenswert!

KJ


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Am 27.05.2024 um 09:09 schrieb Ingo Tessmann über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:




Am 26.05.2024 um 19:33 schrieb Joseph Hipp über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:

So, nun kopiere ich auch Karl und Ingo, und ich zeige, wie ich mindestens eine "Autorität", einen Gott über mir denken könnte, und zwar Erich Fromm. Ich zweifle zwar an den Wörtern, mit denen Fromm schrieb, hier ist dennoch ein Text, der KJ und IT verbinden könnte: Für KJ ist eine bestimmte hohe Instanz über ihm, und für IT ist es natürlich die Mathematik und Physik. Hier also das Zitat: 

http://www.irwish.de/PDF/Psychologie/Fromm/Fromm-Die_Furcht_vor_Freiheit.pdf

Hi JH, 

mit Fromm befasste ich mich in den 1970ern im Kontext der kritischen Theorie. Die kritischen Theoretiker strebten ja danach, den objektivierenden Marx subjektivierend zu ergänzen, um aus dem dogmatischen Marxismus eine empirische Sozialphilosophie zu machen. Mir geht es bis heute darum, Sozial- und Naturphilosphie zusammenzudenken. Vielleicht hilft den unbedarften Lesern vorab die Inhaltsübersicht:  Erich Fromm, Die Furcht vor der Freiheit

Vorwort
1 Freiheit – ein psychologisches Problem?
2 Das Auftauchen des Individuums und das Doppelgesicht der Freiheit
3 Freiheit im Zeitalter der Reformation
   a) Mittelalterlicher Hintergrund und Renaissance
   b) Das Zeitalter der Reformation
4 Die beiden Aspekte der Freiheit für den modernen Menschen
5 Fluchtmechanismen
   a) Flucht ins Autoritäre 
   b) Flucht ins Destruktive
   c) Flucht ins Konformistische
6 Die Psychologie des Nazismus
7 Freiheit und Demokratie
   a) Die Illusion der Individualität
   b) Freiheit und Spontaneität
Anhang: Charakter und Gesellschaftsprozeß
Literaturverzeichnis

Eine der Textstellen, die ich mir damals anstrich, entstammt Kapitel 7: „Genauso wie unsere Gefühle und unsere Emotionen wird auch unser ursprüngliches Denken entstellt. Von Anfang an läuft unsere Erziehung darauf hinaus, das Kind am selbständigen Denken zu hindern und ihm fertige Gedanken in den Kopf zu setzen.“ Wie Einstein fühlte auch ich mich in der Kindheit mit Vorbedacht immer wieder belogen und suchte fortan Orientierung in der nichtmisstrauenswürdigen Ordnung der Natur. Gegen Autorität durch Kompetenz in Mathematik und Physik habe ich seitdem nichts; denn wie schon häufig hervorgehoben, kommt es auf die Beweise und ihre Kritisierbarkeit an. 

Eine weitere Textstelle von damals ist aus dem Anhang, in dem Fromm auf dem Standpunkt steht, „daß Ideale wie Wahrheit, Gerechtigkeit und Freiheit zwar oft nur Phrasen oder Rationalisierungen sind, daß es sich bei ihnen aber auch um echte Strebungen handeln kann und daß jede Analyse, die diese Strebungen als dynamische Faktoren nicht in Rechnung zieht, sich auf einem Irrweg befindet. Diese Ideale sind nicht metaphysischer Art, sondern sie wurzeln in den Bedingungen des menschlichen Lebens und können auch in dieser Eigenschaft analysiert werden. Die Angst, in metaphysische oder idealistische Vorstellungen zurückzufallen, sollte einer solchen Analyse nicht im Wege stehen. Es ist die Aufgabe der Psychologie als einer empirischen Wissenschaft, die Motivation durch Ideale ebenso zu untersuchen wie die damit zusammenhängenden moralischen Probleme, um auf diese Weise unser Denken von unempirischen und metaphysischen Elementen freizumachen, welche die Probleme nur vernebeln, wenn man sie in der herkömmlichen Weise angeht.“ In Übereinstimmung damit halte ich ja nichts von metaphysischer Menschenwürde, sondern favorisiere das französische Freiheitsstreben, das lediglich in dem der anderen seine Grenze findet: „Die Menschen sind und bleiben von Geburt frei und gleich an Rechten.“ 

IT


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