Am 11.11.2024 um 13:41 schrieb Joseph Hipp über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:

Das bestätigt mein Bild der zwei Berge, zwischen denen ein Abgrund ist, also zwischen Politik und der Theorie. Würdest du die zwei Entscheidungstheorien vereinigen? Wärst du der Vermittler zwischen den zwei Bergen, der Mediator wie im Film Metropolis? Mir ist das alles zu schwierig. Und im Film verstehe nur die Tanzszene, die anzusehen nicht für KJ geeignet ist.

Hi JH, 

Berge entstehen ja an den Rändern driftender Kontinentalplatten und ruhen fortan auf festem Grund. Politik und Theorie ruhen auf dem festen Grund des Lebensalltags, aus dem auch die Entscheidungstheorien zu entwickeln sind. So wie sich die Quantentheorie auf die binären Entscheidungen hinsichtlich des Messprozesses beziehen lässt, können politische Entscheidungen auf die binären Wahlergebnisse des Zustimmens oder Ablehnens  bezogen werden. Mathematisch können physikalische Experimente und politische Wahlen analog behandelt werden und den diskreten Ereignissen wie Erlebnissen kontinuierliche Möglichkeitswellen zugeordnet werden.       

Warum ist Willes Begriffsanalyse nicht fruchtbarer als sie ist, warum hat sie die KI nicht schon längst überholt? Teilweise ist sie vermutlich Dienerin. Was ist an ihr klärend, was nützlich? Hilft sie einem Normalo wie mir, mein Denken zu verbessern? Deiner Ansicht nach müsste sie erst in die Köpfe der Politiker mit einem Trichter eingeschüttet werden, oder gehe ich da falsch. Wo würdest du anfangen? 

Die Begriffsanalyse geht systematisch, die KI probabilistisch vor, insofern ergänzen sie sich; wobei die KI alltagstauglicher ist, da es im Alltag ja selten systematisch zugeht. Und Politikern kommt es zumeist gar nicht auf Klarheit an, geschweige denn auf Systematik. Als Beispiel für perfide Propaganda hatte ich ja Söder zitiert mit: „Es ist doch absurd, Fleisch und Wurst in Kitas sowie Werbung für Süßigkeiten zu verbieten. Aber gleichzeitig Cannabis erlauben zu wollen.“ Über die Vielfalt der umgangssprachlichen Konnotationen könnten Studienarbeiten geschrieben werden. Perfide daran finde ich die Verbindung von Rauschmittel und Kita. Das soll natürlich empören und suggerieren, dass die Kleinen statt Fleisch und Wurst und Süßigkeiten besser Cannabis bekommen sollten. 

Söder geht es natürlich um die Interessen der Fleisch- und Süßwaren-Industrie. Da diese aber berechtigt als verschwenderisch und gesundheitsschädlich in die Kritik geraten sind, lenkt der Interessenvertreter Söder lieber davon ab und stellt einen Zusammenhang mit Cannabis her. Solange mit Propaganda Wahlen gewonnen werden, wird sich an der Politik nichts ändern. Der Konservativismus ist nahezu weltweit im Aufwind. Anders wäre es in einer Gelehrtenrepublik …  

IT