Am 02.06.2024 um 20:56 schrieb Joseph Hipp über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:
kj: In fernöstlicher Sicht ist es die „Mutter der tausend Wesen“ (Tao te King), als eine ebenso anmutige, wie auch zutiefst zutreffende Analogie. Und wer sich nicht entscheiden Yin-Yang in der aumkreisung als Ganzheit.
Wenn ich das alles denken könnte, wäre ich bestimmt glücklich.
Eine "intelligible Kraft" ... wie die "reine Vernunft"?
s.o.
Eine kosmische Intelligenz ... mit wie hohem IQ?
Ein "unbegrenztes Wissenspotential" ... wie es in der Universalbibliothek des Jorge Luis Borges vorliegen würde?
Ein "Vater-Bild, resp. eine Vaterfigur" ... müsste es dann nicht gemalt werden können?
Wenn ich das alles verquicken könnte, könnte ich das aushalten?
Zurück zu Erich Fromm, der hier irgendwie beachtet wurde. Er definierte zwei Arten Autorität. Hat das zuvor mit Autorität und Überlegenheit zu tun?
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Aber es besteht ein grundsätzlicher Unterschied zwischen einer Überlegenheits-Unterlegenheits-Beziehung, die man als eine rationale Autoritätsbeziehung bezeichnen, und einer solchen, die man als hemmende Autoritätsbeziehung beschreiben kann.
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Je mehr der Schüler lernt, um so schmaler wird die Kluft zwischen ihm und seinem Lehrer. Er wird dem Lehrer immer ähnlicher. Mit andern Worten, die Autoritätsbeziehung zeigt die Tendenz, sich aufzulösen. Dient dagegen die Überlegenheit der Ausbeutung, wird der Abstand auf die Dauer immer größer.
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Wenn der, der mich beherrscht, ein so prachtvoller oder vollkommener Mensch ist, dann brauche ich mich nicht zu schämen, wenn ich ihm gehorche. Ich kann ihm ja doch niemals gleichkommen, weil er so viel stärker, klüger und besser ist als ich.
Bei dieser den anderen hemmenden Art der Autorität wird daher der Haß oder die irrationale Bewunderung und Überschätzung der Autoritätsperson sich ständig vergrößern. Ein rationales Autoritätsverhältnis wird dagegen im gleichen Verhältnis abgebaut, wie der der Autorität Unterworfene selbst stärker und daher der Autoritätsperson ähnlicher wird.
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Damit nimmt er Formen der heute vorherrschenden neoliberalen Herrschaftssysteme in Arbeits- und gesellschaftlicher Lebenswelt voraus. Diese Herrschaftssysteme sind nicht mehr vordergründig repressiv, sondern subtil seduktiv. So verführt eine übergeordnete Instanz Untergebene durch das Angebot, sich selbst als unternehmende Person zu entwickeln, quasi sein eigener Chef zu sein und somit alle Kraft für ein gemeinsames Unternehmen aufzubringen. Das wird heute durch Homeoffice noch verstärkt. Da ist dann keine unmittelbar sichtbare, disziplinierende, eben unterdrückende vorgesetzte Person vorhanden, der man direkten Widerstand entgegen setzen kann.
Es ist eine subtil angelegte Form neoliberaler Ausbeutung, die heute von vielen arbeitenden, quasi sich selbst ausbeutenden Menschen zu erleben und zu erdulden ist und sich dabei womöglich am Ende noch selbst beschuldigen und schämen. Durchaus ein perfide ausgeheckter Mechanismus, der den hergebrachten Klassenkampf in einen inneren Kampf von Mitarbeitenden verlagert, insoweit diese „Herren und Knechte“ ihrer selbst sind.
Am 02.06.24 um 18:07 schrieb Karl Janssen über PhilWeb:> So denke ich, es ist mehr Provokation eines Atheisten, der damit einmal mehr jeglichen Gedanken an eine intelligible Kraft und damit jeglichen transzendenten Schöpfungsgedanken im Keim ersticken will.......> doch ich bin überzeugt von der Existenz einer kosmischen Intelligenz, deren unbegrenztes Wissenspotential in Informationspeichern des Universums (etwa in Ereignishorizonten schwarzer Löcher) abgelegt ist.> Dabei bietet doch die moderne Astrophysik inzwischen eine Sicht auf Welt und Kosmos, die das Bild von einem Gott auf Wolke Sieben (als Himmel vorgestellt) obsolet werden lässt. Dieser solchermaßen angenommene Gott ist eben kein Mensch (ansonsten er kein Gott wäre) und es ist auch kein ER, sondern ein Vater-Bild, resp. eine Vaterfigur....
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An Stelle der offenen Autorität regiert jetzt die anonyme Autorität. Sie tarnt sich als gesunder Menschenverstand, als Wissenschaft, als psychische Gesundheit, als Normalität oder als öffentliche Meinung. Sie verlangt nichts als das, was »selbstverständlich« ist.
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Sollte Erich Fromm den Nagel auch nur ein wenig getroffen haben, so entsteht doch die Frage: Kann ich nur vor der Autorität niederknien? Immer wieder sagen, wie geistesschwach ich gegenüber Einstein bin. Hat mein Leben dann überhaupt einen Wert?
Obwohl Karl eine Sorte Tier haushoch (die Elefanten?) über den anderen Tieren sieht, wie hoch ist dann der Abstand bis zur "kosmischen Intelligenz"? Vielleicht hat Karl mich überzeugt: Ich will auch in den Schatten dieser Größe kommen, wenn es zu warm ist, oder in die Leuchtkraft, wenn es dunkel ist. Womit fange ich nur an? Aber mich verbrennen wie die Motten um das Licht will ich nicht.
JH
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