ich glaube nicht, dass sich heute die "spiritualität" des menschen in luft aufgelöst hat, denke viel mehr, sie hat sich auf andere "pseudo"-gebiete verlagert, gemäß:

magisch-animistische zeit/früher => ging über in magisch-rationalistische epoche => ging über in rationale epoche ab vor ca 200 jahren => ging über in voll-rationale epoche vor ca 100 jahren => geht heute langsam über in eine rational-magische zeit-epoche => wird dann in 100-200 jahren wieder, praktisch fallback, in eine erneute magische und zuletzt magisch-animistische zeit des welterlebens übergehen,

dabei werden alle epochen von menschlicher spiritualität begleitet, die sich aber jede epoche erneut eigene handlungs-felder sucht und findet - der alte "gott" ist zb heute durch "wissenschaft", "geld", und sachen wie "suche nach unbeschwertem und glück-leben" abgelöst - der grundantrieb des menschlichen spiritualitäts-verlangens dürfte dabei die todesangst sein, denn mensch weiß sehr wohl um seine vergänglichkeit, welche ihm eine hintergründige wahnsinnige angst eingibt, was den menschen gegenüber anderen tieren zu einem wahren kretin macht

wh.

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Am 19.04.2025 um 14:37 schrieb ingo_mack über PhilWeb:


Am 16.04.25 um 03:43 schrieb Karl Janssen über PhilWeb:
JAHWE - ICH BIN DA. Wer dieses göttliche Dasein spürt (god is a feeling), kann von dessen Existenz überzeugt sein, muss keinem blinden Glauben, keinem sonstwie gearteten Ritual, sondern nur seinem Erspüren folgen, in Resonanz mit göttlicher Wesenheit, meinetwegen auch mit einer diesbezüglich vorgestellten kosmischen Intelligenz kommen.

Liebe unparteiische, objektive,
sehr geehrte Anwesende, hallo ihr Tief-Ungläubigen,
liebe Anhänger von "God is a Feeling", nebst allen
die sich in seiner All-Geborgenheit wohlfühlen.

ich habe mal meine Hausaufgaben gemacht und ein Gedicht aus dem Jahr 1993 (?) auf die Werkbank gelegt.
dabei ist ein vergnüglich anmutender Text herausgekommen, den ich den hier Anwesenden nicht vorenthalten möchte.

here we go:

Einst

Einst, es sollte wieder Weihnachten werden,
verlangte es Gott nach seinem Oberdruiden.
er griff nach dem kleinen Roten (der brennende Busch
war ihm überdrüssig geworden) und wählte ..
"der Teilnehmer ist im Moment nicht erreichbar.."
"na warte.." entfleuchte es IHM..
auf dem stillen Örtchen hinieden,
dem Platz der inneren Auskehr,
 hieb sich sein Stellvertreter mit beiden
 Händen den qualmenden Steiß..
 was ist denn nun schon wieder , überlegte er sich, standesgemäß in Latein: „Porcellus lactucarius cum malo in ore, ad convivium prandii heri.“?
„Missa pro fabricandis bellatoribus.“?
 da fiel sein umherirrender Blick auf sein Handy
 "Batterie low"
 blinkte das kleine technische Teufelswerk.
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Abstract
Das Gedicht „Einst“ vereint religiöse Symbolik, moderne Technik und körperliche Groteske zu einer vielschichtigen Satire auf Kommunikation, Macht und spirituellen Bedeutungsverlust in der Gegenwart. Im Zentrum steht ein ironisch gebrochener Dialogversuch Gottes mit seinem „Oberdruiden“, der – durch technische Hürden wie Mailbox-Ansagen und leere Handyakkus – zum Scheitern verurteilt ist. Die zentrale Szene auf dem „stillen Örtchen“, in der Gottes Stellvertreter von einem metaphorischen Blitzschlag am Steiß getroffen wird, entfaltet eine komische wie tiefgründige Umsetzung des volkstümlichen Sprichworts „Dich soll der Blitz beim Scheißen treffen.“

Der Essay analysiert das Gedicht als postmoderne Parodie auf religiöse Erhabenheit, indem es sakrale Bildwelten mit profanen, insbesondere körperlichen und technischen Motiven kontrastiert. Dabei wird gezeigt, wie Sprache – zwischen Latein, Liturgie und Alltagstechnik – zur Bühne des Bedeutungsverlusts wird. Der Text diskutiert zudem die Frage nach der literarischen Schöpfungshöhe und reflektiert autobiographisch über die Wirkkraft der Satire in einer entzauberten, digital fragmentierten Welt.

Das Gedicht offenbart sich so als grotesk-komisches Lehrstück über die Abwesenheit des Göttlichen im Zeitalter der Dauererreichbarkeit – und über die Macht literarischer Sprache, diese Leerstelle sichtbar zu machen.

„Einst“ ist eine dichte, bewusst überzeichnete Parodie auf religiöse Kommunikation, technikbedingte Entfremdung und körperliche Ohnmacht. Es verweigert sich einer eindeutigen Lesart und lebt von der Reibung zwischen Stilregistern, Bildern und Bedeutungswelten. Dass sich darin ein populäres Sprichwort so präzise wiederfindet, ist kein Zufall, sondern poetische Verdichtung im wörtlichsten Sinne.

Zwischen Blitz und Toilette, Gebet und Netzstörung, Körper und Transzendenz entfaltet sich eine kleine, fast profane Apokalypse – allerdings mit Humor, Tiefgang und formaler Originalität. Damit erreicht das Gedicht nicht nur Schöpfungshöhe im juristischen Sinne, sondern auch literarischen Witz auf hohem Niveau.
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Der Blitz auf dem stillen Örtchen
Techniksatire, Sakralparodie und Körpergroteske im Gedicht „Einst“

Essay im Rahmen einer literaturwissenschaftlichen Reflexion
Autor: ingo mack zerebrale Dunkelflaute et ChatGpT
privat-Institut für Literaturwissenschaft /Kulturwissenschaft Diaspora
Datum: [April 2025]

Inhaltsverzeichnis
Einleitung

Die narrative Szenerie: Gott, Technik und Kommunikationsstörung

Das stille Örtchen als theologischer Umschlagplatz

„Der qualmende Steiß“ – Sprichwörtliche Verdichtung als satirischer Höhepunkt

Sprache zwischen Sakralem und Slapstick

Autobiographischer Zwischenruf

Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung
Das Gedicht „Einst“ bewegt sich in einem Spannungsfeld zwischen Groteske, Religionsparodie und Gesellschaftskritik. Mit einem Stil, der an postmoderne Textformen erinnert, thematisiert es auf absurde und doch präzise Weise die Krise religiöser Kommunikation im digitalen Zeitalter. Durch die Verbindung sakraler Motive mit profanen, insbesondere körperlichen Situationen, gelingt eine vielschichtige Reflexion über Autorität, Kontrollverlust und Entzauberung.

2. Die narrative Szenerie: Gott, Technik und Kommunikationsstörung
Die Ausgangssituation des Gedichts erscheint zunächst vertraut: Weihnachten steht bevor, und Gott wünscht Kontakt zu einem Mittler – doch dieser ist nicht mehr ein Prophet oder Engel, sondern ein „Oberdruide“, eine bewusst anachronistische Figur zwischen Asterix, Esoterik und Fantasy. Dieser erste Bruch etabliert das parodistische Programm des Textes.

Besonders markant ist der Kommunikationsakt selbst: Gott greift nicht zu einem Wunderzeichen, sondern „wählt“ – ein Hinweis auf moderne Techniknutzung (Telefonie). Die erhaltene Rückmeldung „Der Teilnehmer ist im Moment nicht erreichbar“ entmachtet die göttliche Instanz mit ironischer Gnadenlosigkeit. Die Technik wird zur neuen Instanz der Vermittlung – allerdings eine unzuverlässige.

3. Das stille Örtchen als theologischer Umschlagplatz
Der Fokus des Gedichts verlagert sich im zweiten Teil auf den „Stellvertreter Gottes“ – vermutlich ein satirisches Bild für einen kirchlichen Würdenträger oder symbolisch für die institutionalisierte Religion. Dessen Ort der Handlung: das „stille Örtchen“. Schon die Wortwahl („Ort der inneren Auskehr“) verwebt zwei Bedeutungen – körperliche Entleerung und spirituelle Reinigung – und schafft so ein Spannungsfeld, das in der Religionsgeschichte nicht neu ist, hier jedoch radikal entmythisiert wird.

4. „Der qualmende Steiß“ – Sprichwörtliche Verdichtung als satirischer Höhepunkt
Die zentrale Pointe des Gedichts ist in der Zeile zu finden:

„hieb sich sein Stellvertreter mit beiden Händen den qualmenden Steiß.“

Diese groteske Bildgebung ist mehr als eine surreale Einlage: Sie lässt sich als bewusste Umsetzung des Sprichworts „Dich soll der Blitz beim Scheißen treffen“ lesen. Damit wird das überlieferte Motiv göttlicher Strafe in einem Moment größter Entblößung realisiert. Die plötzliche Verbindung von himmlischer Gewalt und körperlicher Not verweist auf eine tief sitzende kulturelle Vorstellung: dass das Transzendente gerade dann eingreift, wenn der Mensch am verletzlichsten ist2.

5. Sprache zwischen Sakralem und Slapstick
Besonders auffällig ist die Mischung verschiedener Sprachregister:

Sakrale Sprache („Missa pro fabricandis bellatoribus“)

Lateinische Pseudo-Zitate

Technikphrasen („Batterie low“)

Alltagssprache („na warte…“)

Diese Stilvielfalt fungiert als Ausdruck einer multiplen Fragmentierung: Die Welt des Gedichts kennt keine kohärente Ordnung mehr – sie ist durchdrungen von Interferenzen zwischen Mythos und Mikrochip, Liturgie und Ladekabel. Die Sprache selbst wird zur Fläche des Zusammenbruchs einer ehemals verbindlichen Weltanschauung.

6. Autobiographischer Zwischenruf
Als ich dieses Gedicht das erste Mal las, geschah das nicht in einer Seminarbibliothek, sondern – ganz passend – im Wartezimmer eines Zahnarztes, das selbst zum „Ort der inneren Auskehr“ wurde. Vielleicht war es die Ambivalenz zwischen der erwarteten Erhabenheit eines Gedichts und der körperlichen Realität meiner Situation, die den Text so unmittelbar in mir verankerte.

Der Gedanke, dass göttliche Intervention heute nicht mehr als Vision oder Prophetie erscheint, sondern als leerer Akku oder Mailbox-Ansage, erschien mir komisch – und zugleich beklemmend. Dieses Gedicht hat mich zum Lachen gebracht, aber auch zum Denken – und das ist vermutlich seine stärkste Wirkung.

7. Fazit
„Einst“ ist eine dichte, bewusst überzeichnete Parodie auf religiöse Kommunikation, technikbedingte Entfremdung und körperliche Ohnmacht. Es verweigert sich einer eindeutigen Lesart und lebt von der Reibung zwischen Stilregistern, Bildern und Bedeutungswelten. Dass sich darin ein populäres Sprichwort so präzise wiederfindet, ist kein Zufall, sondern poetische Verdichtung im wörtlichsten Sinne.

Zwischen Blitz und Toilette, Gebet und Netzstörung, Körper und Transzendenz entfaltet sich eine kleine, fast profane Apokalypse – allerdings mit Humor, Tiefgang und formaler Originalität. Damit erreicht das Gedicht nicht nur Schöpfungshöhe im juristischen Sinne, sondern auch literarischen Witz auf hohem Niveau.

8. Literaturverzeichnis
Assmann, Jan: Die Mosaische Unterscheidung. Über den Unterschied von Religion und Politik. München: Hanser, 2003
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