Am 20.10.2025 um 10:01 schrieb tessmann--- über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:
Am 18.10.2025 um 00:10 schrieb Karl Janssen über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:Dabei sollte uneingeschränkt gelten, dass im Sinne einer umfassenden Wissenschaftstheorie beide Denkmodelle zusammen als Grundmuster für eine ganzheitliche Weltsicht unerlässlich sind, d.h. sie schließen einander nicht aus.Eine umfassende Wissenschaftstheorie als Grundmuster einer ganzheitlichen Weltsicht? Eine umfassende Wissenschaftstheorie des mathematischen, technischen, historischen und politischen Wissens hat doch schon Lorenzen vorgelegt. Geht es ganzheitlich philosophisch nicht darüber hinaus? Einstein sprach von Intuition und Deduktion und Shakespeare schrieb im Sturm: „Wir sind aus solchem Stoff wie Träume sind, und unser kleines Leben ist von einem Schlaf umringt.“ Der Dichter analogisiert Leben und Tod mit Traum und Schlaf, wobei ja schon Sokrates den Tod als traumlosen Schlaf umschrieb.
Ausgangspunkt des diesbezüglichen Diskurses war Deine Zuschreibung, ich sei dem Idealismus zugeneigt, worauf ich in meiner Replik darauf dann diesen Begriff gegen den des Positivismus stellte und darlegte, dass beide Begrifflichkeiten, sofern sie in strikter Ausprägung verstanden und praktiziert werden, als sog. „Ismen“ zu gesellschaftspolitischer Be-, resp. Ausgrenzung führen. Als Beispiel sei der regional aufkeimende Nationalismus genannt, der die undifferenzierte gesellschaftliche Ausgrenzung emigrierter Gesellschaftsschichten betreibt.
Wissenschaftstheorie an sich sollte von „Ismen“ ferngehalten werden, damit will ich sagen, dass die spezifischen Ausprägungen, also etwa Positivismus oder besagter Idealismus in ihren rigiden Positionen einer umfassenden Wissenschaftstheorie und somit dem Grundmuster einer ganzheitlichen Weltsicht entgegenstehen.
So möchte ich mich weder dem Positivismus noch dem Idealismus zugeneigt sehen, wenngleich eine gewisse Tendenz zu letztem für mich gegeben ist.
Waldemar fragt mich, was am Positivismus falsch sein soll und ich würde diesen solchermaßen nicht als grundsätzlich falsch, sondern eben als auf ein pur materialistisches Weltbild reduzierte und damit eine signifikant begrenzte Perspektive hinsichtlich einer ganzheitlichen Weltsicht.
Letztere bezieht sich auf das Prinzip, dass ein Ganzes immer dies Summe seiner Einzelteile ist. Das Viele im Einen, was als solches für jeden Organismus im Mikro- wie im Makrokosmos gilt. somit unserer Erde und umgreifend gesehen auch dem Universum und da geht es definitiv nicht nur um pure biochemische Entwicklung, resp. diesbezüglich stetig prozessuales Werden und Vergehen, sondern auch um geistige Entwicklung, als in der Summe ein fortwährend selbstregulierendes, somit homeostases System.
Hier finden sich benannte Ebenen, als solche die physisch-stoffliche, vegetativ-autonome sowie die emotionale und insbesondere die mental-geistige Ebene, wobei letztere in ihrer spezifischen Ausbildung den Menschen ausmacht.
Unglücklicherweise führte die Menschheitsentwicklung im Verlauf der weltumfassenden Technisierung inzwischen zu einer Lebensführung, die benannte Ganzheitlichkeit nicht mehr wahrnimmt und vermutlich irreversibel zu signifikanten Störungen im Kreislauf dieser Lebensformen führen wird.
Technisch gesprochen, kommt das einer Resonanz-Katastrophe gleich: Nicht mehr zu kontrollierende, d.h. zu steuernde Schwingungsamplituden eines in Resonanz geratenen Systems.
Huxley: „Brave new World“
Das dem Positivismus affine Materielle, nicht das ideell Geistige wird diese Lebenswelt in den Abgrund stürzen, gleichwohl ein aus Abermillionen „Kleingeistern“ teuflisch geformtes Gebilde die größte Gefahr für diesen Planeten darstellt.
KJ