"Ideologie" und "Begriff" sind vieldeutige Ausdrücke. Wenn ich sie in ihren verschiedenen Aspekten und ihrer Entwicklung kennenlernen wollte, würde ich tatsächlich zu einem Lexikon greifen. Weiss ich deshalb nicht, wovon ich rede, wenn ich sie benutze? Meist ergibt sich aus dem Zusammenhang ziemlich eindeutig, was gemeint ist.

Z.B.: "Das liegt doch im Begriff!" (Dass Zebras gestreift sind.)

Und von Ideologie spricht man meist im Vorwurfston als geistiger Munition, die nicht der Wahrheit und Genauigkeit verpflichtet ist.

Bei Definitionen geht es doch, wenn man schon sprechen kann, meist darum, von bekannten Ausdrücken aus eine Brücke zu unbekannten zu bauen bis zu dem Punkt, an dem nur noch kommentarlose Hinweise, Beispiele, Demonstrationen möglich sind, die dann entweder verstanden werden oder nicht. Beispiel: "Schimmel" = "weisses Pferd".
"Pferd" ="...". "Weiss" = "das da z.B.".

Über Helen Keller habe ich bei Wikipedia nachgelesen, dass sie als kleines Kind erblindete und das Gehör verlor und sich dann mit Gesten versändlich zu machen versuchte, was manchmal gelang, manchmal nicht.
Dann erlernte sie auf folgende Weise unsere Sprache mit ihren auf Vereinbarungen beruhenden "standardisierten" Ausdrücken, mit denen man sich sowohl genauer (das geht an Ingo T.) als auch zuverlässiger verständigen kann, weil alle ungefähr wissen, was gemeint ist:

„Anne Sullivan wandte bei Helen Keller die Methoden von Laura Bridgmans Lehrern an: Sie ließ das Kind einen Gegenstand berühren und buchstabierte ihm dessen Namen gleichzeitig in die freie Hand, wobei sie ein Fingeralphabet, wie es zum Teil von Gehörlosen benutzt wird, verwendete. Diesen Zusammenhang begriff Helen sehr bald;..."

Im Prinzip der gleiche Unterricht wie bei Sehenden und Hörenden, nur auf dem Tastsinn basierend. Ein Unterschied scheint mir allerdings darin zu liegen, dass hier gleich mit Buchstaben angefangen wird, während Normalos die ja erst lernen, wenn sie schon sprechen können. Andererseits setzen sich die Worte, die wir als Kinder lernen, ja aus Lauten zusammen, die ungefähr Buchstaben entsprechen.

Claus

Am 9. August 2022 22:34:13 MESZ schrieb "Joseph Hipp über PhilWeb" <philweb@lists.philo.at>:
Am 08.08.22 um 15:32 schrieb Claus Zimmermann über PhilWeb:
Auch Begriffsrealisten sind mal zur Schule gegangen und der Unterricht hat auch bei ihnen teilweise in hinweisenden Definitionen bestanden.

So ist es, nur fängt das Begriffsdenken vor der Grundschule an, siehe Helen Keller.

Meine "Unterstellungen" dienten nur dazu, dahinterzukommen, was du meinst. Das war offenbar nicht gemeint. Jetzt ist es mir wieder völlig unklar und ich beschränke mich lieber aufs Zuhören.

Nun habe ich einen einfachen Dialog in einer Gruppe von Personen geschrieben: https://weltordnung.de/Definition-Begriff.html

Dieser soll nur ein Fingerzeig auf die Unterschiede zwischen Definition und Begriff geben. Weiter wird es nützlich sein, wie es mit Definitionen ist, die im Definiens Begriffe haben. Bekanntlich gibt es unterschiedliche Definitionsarten. Wie ist es, wenn die Definition einer bestimmten Art ist, und die Sachen im Definiens Wörter benutzen, welche mit anderen Definitionsarten in Bezug sind.

Das habe ich nur mal auf die Schnelle geschrieben, entschuldige. Ich kann mich irren, und freue mich, wenn auf Irrtümer hingewiesen wird. Auch freue ich mich über Links zu Stellen, bei denen gerade diese Sache eingehend bearbeitet ist.

Zur Erinnerung, der komplexere Text zum Thema ist in https://weltordnung.de/Wort-Wirkung-Sollen.html.

Neue Texte von mir sind immer in https://weltordnung.de/Aktuell.html angegeben.

JH
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