… und wer sich nicht entscheiden kann zwischen Yin und Yang, bzw. sich dort nicht spezifisch festmachen kann, könnte in der Umkreisung dieses eingängigen Symbols als Empfindung von Ganzheit Orientierung erfahren. Kürzlich gelesen: Mann oder Frau - beide sind Mensch.
Nun ist mir mein Sprung von Erziehung, über Dein Plädoyer für das Zeigen von Pornografie im Sexualunterricht bis nun (wieder mal zu einem Gottesbild hin) selbst etwas zu weit gefasst.
Überdies ist eigentlich - wie Du selbst immer wieder hier bemängelst - alles zu diesen Themen bereits gesagt und somit Wiederholung. Obendrein steht das zum Überdruss festgestellte Faktum im Raum, dass wir beide zufolge diametral entgegengesetzter Weltsichten (vornehmlich gesellschaftliche) niemals zu einem auch nur annähernden Konsens kommen werden.
Doch auch hier gilt wie bei dem hier stattfindenden Diskurs zwischen Waldemar und mir, dass wir nicht im isolierten Bereich eines bidirektionalen Austauschs, sondern in einem philosophisch orientierten Forum diskutieren. Philosophie als die Liebe zur Weisheit, doch diese Liebe ist bisweilen heftig belastet durch eine gnadenlose Lebensrealität, denn was bedeutet schon Philosophie angesichts aktueller Probleme, etwa die hier in der Region gerade sich abwickelnde Flutkatastrophe.
Es sind dann diese Schattenwürfe im Licht des realen Lebens. Geht es um deren Interpretation, erinnert das an das erwähnte Platon‘sche Höhlengleichnis und so finde ich nachfolgende Darlegung sehr eingängig (Quelle ist mir nicht mehr erinnerlich - in prominenter Gesellschaft, dem sog. Scholz-Symptom):
Die Schattenbilder stellen somit nur die Erscheinung der Dinge dar, die von den Gefesselten aber – zumindest im Rahmen ihres derart eingeschränkten Laien- und Alltagswissens – für die eigentliche Realität gehalten wird. Die Projektionsmechanik und somit die Täuschung in dieser Urbehausung des Menschen zu durchschauen, ist nur denjenigen möglich, denen es gelingt, sich aus den Fesseln zu befreien, sich umzublicken und den Weg aus der düsteren Höhle ans Licht anzutreten
Diese Passage lässt mich an die Diskussionen hier zum Konstruktivismus denken, eine Sichtweise, die menschliche Wahrnehmung nicht als Erkenntnisvermögen realen Geschehens, sondern als subjektiv geprägte Konstruktion annimmt.
Das scheint geradewegs unser Problem hier zwischen uns zu sein. Subjektive Voreingenommenheit, resp. Prägung.
Mehr Freiheit fordern, erfordert das Wissen darüber, was sie eigentlich bedeutet. Was ist Freiheit? Ich hatte dazu vor Jahren hier eine Stelle in den Apokyphen angeführt, wo Jesus am Sabbath einen arbeitenden Menschen antraf und diesem zu Tode erschrocken „Sünder“ sagte: Wenn du genau weißt, was du tust, bist du gesegnet, wenn du es nicht weißt, bist du verflucht.
Wirkliche Freiheit hat nur derjenige, der also genau weiß, was er tut. Alles andere ist nichts anderes, als sich die Freiheit nehmen und mündet allenfalls in Versuch und Irrtum. Letzter könnte in Bezug auf Klonen fatale Auswirkung haben.
Niemand weiß genau was er tut, es geht stets nur um mehr oder weniger wahrscheinliche Abschätzungen der Folgen des Tuns. Anstatt auf Jesus beziehe ich mich lieber auf Sokrates; denn an Wanderprediger orientiere ich mich nicht, wohl aber an Freunde der Weisheit: „Es gehört noch mehr dazu, wirklich frei zu Handeln, als die bloße Einsicht in die Bedingtheit allen menschlichen Tuns: Man muss mitdenken, wenn man etwas tut, gewissenhaft sein. Der Gewissenhafte stellt sich handelnd die Frage danach, wer er selbst sein und in was für einer Gemeinschaft bzw. Welt er leben will. Gradmesser dabei ist jeweils die Möglichkeit der Entfaltung seiner selbst und aller anderen Menschen als selbstbestimmter Personen in einer die Freiheit nachhaltig befördernden staatlichen Gemeinschaft.
Wodurch unterscheidet sich ein Jesus als sog. Wanderprediger von einem Sokrates, der mit seinem Sermon die Bürger auf Athener Plätzen und Strassen nervte? Von beiden Wanderpredigern haben wir keine persönlich verfassten Dokumente. Wo liegt der Unterschied zwischen den Evangelisten und einem Platon oder Xenophon?
Für Platon und Sokrates besteht sittliche Freiheit im vollendeten Wissen um das Beste, wozu es einer Art „Messkunst der Seele“ bedarf. Damit haben wir zugleich die eigentliche Bedeutung der Formel, dass Freiheit Einsicht in die Notwendigkeit ist, gewonnen: `Der sittliche Mensch ist sich des Inhalts seines Tuns als eines Notwendigen, an und für sich Gültigen bewusst und leidet dadurch so wenig Abbruch an seiner Freiheit, dass diese vielmehr erst durch dieses Bewusstsein zur wirklichen und inhaltsvollen Freiheit wird, im Unterschied von der Willkür als der noch inhaltslosen und bloß möglichen Freiheit’.“ Ein Zitat aus Hegels Ezkl., § 158. Quelle: PHILOKLES Zeitschrift für populäre Philosophie, Die Möglichkeit von Freiheit, Heft 1/2 2007, S. 28.
Sittlichkeit und freizügiges Zeigen von Pornofilmen im Sexualunterricht - von welchem Wertekodex bist Du denn geleitet?
Sokrates folgte zeitlebens dem LOGOS, der sich ihm in der Untersuchung als der Beste erwies. Und Hegel sah Freiheit als Einsicht in die Notwendigkeit. Beiden folge ich als säkularer Ökoliberaler. Warum soll das die Naturnotwendigkeit variierende Klonen von Tieren bei Menschen Probleme nach sich ziehen, die nicht gesellschaftlich lösbar wären? Dir ist hoffentlich schon bekannt, dass Parthenogenese im Fall diploider Keimbahnzellen keine Rekombination der Gene erfolgt und damit hast Du also Deine Klone, damit ist Dein Anliegen, wie Dein Geschlecht aber dem Aussterben anheim gefallen. Selten habe ich so eine wenig durchdachte Argumentation wahrgenommen! Kann eigentlich nur Provokation sein, bei Deinem Wissen.
Dass bei der Parthenogenese Frauen sich nur noch selbst reproduzieren und es verallgemeinert auf eine reine Frauengesellschaft hinausliefe, macht für mich gerade ihren Reiz aus. Endlich gäbe es all das, was Männer sich, der Natur und den Frauen antun, nicht mehr.
Yin ohne Yang? Wie lebensfremd muss man sein, um solches überhaupt zu denken?
Wenn ich die Kleinfamilie voraussetze, dann orientieren sich die Kinder hauptsächlich an den Eltern. Wenn ich das Aktuell-Unendliche voraussetze, dann sind reelle Zahlen überabzählbar.
Diese Analogie übersteigt im Moment mein Vermögen, sie zu verstehen. Inwieweit sollten Großfamilien irgendeinen Bezug auf das Aktual-Unendliche haben?
Zum zweiten Mal verweigerst Du Dich!? Ich hatte von einer Analogie zum mathematischen Denken geschrieben, die Analogie also formal und nicht inhaltlich gemeint. Wieso siehst Du das nicht? Es ging mir um die zweifelhafte Logik, um wünschenswertes Beweisen zu können, bereits wünschenswertes vorauszusetzen.
Dann solltest Du diese Erklärung hinzugefügt haben, damit überhaupt die Möglichkeit entsteht, diese Analogie als solche zu verstehen. Doch zugegebenermaßen verstehe ich sie auch jetzt nicht. Vielleicht findet sich hier im Forum eine Person, die mir „auf die Sprünge hilft.“
Intuition als Möglichkeit, spontaner Eingebung, resp. Einfühlung in nicht in Worte zu fassende „Secrets“ der Natur dieses Kosmos - meinst Du es so? Dann wären wir diesbezüglich beieinander.
Mit dem Bezug auf die sich in die Erfahrung einfühlende Intuition hatte ich mich auf Einstein bezogen und es auch in seinem Sinn gemeint. Der folgte bekanntlich einem Lichtstrahl mit Lichtgeschwindigkeit oder sah einen Handwerker frei unendlich weit vom Dach fallen. Seine Intuition folgte dabei seiner bereits weitgehend invarianten Persönlichkeit. Und siehe da, sie funktionierte auch in der Natur.
Nun, solchermaßen abstrahiert, mag das zu verstehen sein. Lebensrealität sieht anders aus. Als ich seinerzeit vom Dach- auf den Betonboden klatschte, hätte ich eigentlich unendlich weit in ein Jenseits fliegen müssen. Das haben vermutlich ein Dutzend Schutzengel mit dem Ansinnen verhindert, dass ich noch nicht (wenn überhaupt) in ihre Gefilde aufzunehmen sei.
So, nun erstmal ein wirklicher Break und es wird nicht leicht sein, aus diesem fragmentierten Beitrag etwas herauszulesen. Sorry! Das Gefummle auf diesen iDingern ist nichts für mich.
KJ