Warum „bis denne“ Waldemar? Es gibt genügend andere Themen als bei Fragen zu Gott und Religion nach Gemeinsamkeit zu suchen. Wie soll das zwischen uns gelingen oder überhaupt versucht werden, wenn bei uns grundlegende, unüberwindbare Unterschiede in Sicht auf physische und überempirische Welt existieren. 

Dissens bezogen auf die physische Weltsicht habe ich im Grunde nicht, außer bezogen auf bestimmte Aussagen von Dir, etwa, dass es keine Naturgesetze gibt oder Dein Unwille oder Unvermögen zu ganzheitlicher Sicht, etwa auch das Abstreiten von Emergenz. Daher nannte ich Dich „Hammelkörner-Zähler“. 

Eigentlich glaubte ich, eingängige Beispiele von Ganzheitlichkeit vs. Vereinzelung vorgebracht zu haben, etwa aus der Musik, wonach man kaum die Noten einer Oktave (bildlich gedacht) in einen Sack packen und daraus ein Mozart-Divertimento hervorziehen kann. Das Gefühl für Komposition, für Ganzheitlichkeit scheint mir bei Dir verkümmert zu sein, jedenfalls muss ich das aus Deiner Erbsenzählerei ableiten.

Wenn ich Dich nicht als hochintelligenten Menschen werten würde, hätte ich längst „bis denne“ gesagt, so aber kann und will ich nicht verstehen, warum Du immer wieder auf dieses Kleinreden des Menschseins zurück fällst, oder – noch unverständlicher – den Entwicklungsstand von Menschen, jenem der Tiere gleichsetzt. Dieses, um im gleichem Zuge mit kaum zu übertreffender Überheblichkeit Phänomene abzustreiten, die allgemeingültig Themen der Metaphysik (einer geisteswissenschaftlichen Teildisziplin der Philosophie zugehörig) sind.

Der Vorteil dieser widersprüchlichen Argumentation für ein Forum dieser Art liegt darin, dass damit eben Widerspruch provoziert und so auch die Auseinandersetzung zu entsprechender Thematik angeregt wird. Wie oft soll ich's noch schreiben: Alleine unser Dialog hier hat mich dazu gebracht, bzw. gezwungen, eigene, teils fixierte Vorstellungen zu überdenken, zu hinterfragen, neue Gesichtspunkte ins Auge zu fassen.

Also nix da mit „bis denne“. Meine Archillesferse ist Dir sehr wohl bekannt und da geht es eben um Metaphysik, damit auch um Religion, doch eben nicht um ein überkommenes, anthropomorphes Gottesbild, auch nicht um einen diesbezüglichen Ersatz, wie etwa die Substitution als Vorstellung einer kosmischen Intelligenz (den Begriff hat übrigens it hier eingebracht). Dennoch bin ich überzeugt von der Existenz einer überempirischen, damit transzendentalen, den Kosmos durchwesenden Entität, wie auch immer diese zu benennen sei. 

Metaphysik ist also im Ursprung das Nachdenken über das, was nach der Physik kommt (meta ta physica) , was demnach die empirisch erkennbare Welt übersteigt und per geisteswissenschaftlicher Definition der Physik hierarchisch vorrangig ist. 

Naturwissenschaft wird das anders, bzw. überhaupt nicht sehen, da Metaphysik dort schlichtweg kein Thema ist und es auch keinesfalls sein soll. Damit soll nicht gesagt sein, dass es keinen interdisziplinären Austausch, bzw. keine gegenseitige Berücksichtigung von Faktenlagen geben soll – mitnichten, denn das ist es ja, was bisher zu Einseitigkeit von jeweiligen Denkmodellen geführt hat. 

Doch wem sage ich das? Du weisst das alles selbst und wir wissen es alle hier, daher will ich Deine Ablehnung, eher Dein Abstreiten von Metaphysik nicht verstehen. Mag sein, dass dies Deiner abgrundtiefen Abneigung gegen Religion entspringt, einer subjektiv verankerten Gegebenheitdie jedoch niemals Anspruch an Allgemeingültigkeit haben kann, den Du aber permanent einforderst. 

Kein Mensch scheint so verbissen gegen Metaphysik, insbes. Religion zu kämpfen, als die sog. „gefallenen Engel“, also ursprünglich christlich sozialisierte Menschen. Typisches Beispiel ist dieser Deschner.

Metaphysik mit Religion gleichzusetzen ist ein grundsätzlicher Irrtum, denn erstere umfasst einen weitaus größeren Teil geisteswissenschaftlicher Disziplin als Religion, wenngleich letztere als der Metaphysik zugehörig definiert ist.

Anliegen der Metaphysik, als eine Teildisziplin der Philosophie, ist es zu verstehen und einzuordnen, was Natur als Ganzes – damit auch die Wesenheit des Menschen - in ihrer primordialen Eigenschaft und Herkunft darstellt. Das hat nun wirklich nichts mit engstirniger Eingrenzung auf Religion zu tun! Warum also jeweils Schnappatmung von Atheisten, wenn auch nur ansatzweise von Metaphysik die Rede ist?

Zudem tötet es hier jede Diskussion ab, die in dieser Richtung angelegt ist, Du sofort in einen Gegenreflex verfällst und absurde Vorstellungen von Gott und Religion damit in Verbindung bringst.

Wir haben natürlich schon ein Problem hier bei Diskussionen zu diesem Themenfeld, weil eben Metaphysik längst nicht nur – wenn überhaupt auf signifikante Weise – nur mit Religion und Gottesvorstellungen verknüpft ist. 

Metaphysik übersteigt nicht nur die „Erbsenzählerei“ von Materialisten und Positivisten, sondern eben – wie der Begriff es nahelegt – diese empirische Lebenswelt. Darüber nachzudenken, ist nichts als Philosophie und diese ist Grundlage für dieses Forum. Aber wie gesagt: Dieses Nachdenken führt allzu schnell in subjektive Sackgassen, aus denen man bisweilen nur wieder (quasi als ein Herauswinken) über den Dialog mit anderen zu diesem Thema Nachdenkenden heraus findet.

Wir haben natürlich ein weiteres Problem hier und das liegt darin begründet, dass speziell diese heiklen Themen im Grenzbereich von Metaphysik nur zwischen wenigen Protagonisten abgehandelt werden. Da fehlt schlichtweg das Korrektiv einer breiteren Beteiligung, doch ich weiß nicht, wie sich das hier ändern lässt. 

Vielleicht sind wir längst viel zu sehr auf eine bestimmte Linie eingefahren, um anderen Teilnehmenden den Einstieg zu ermöglichen bzw. zu erleichtern. Trotzdem würde ich mich nur ungern aus dem Forum hier entfernen, eben wegen seines – oft schon beschriebenen - Alleinstellungsmerkmals. Was also tun - warten auf Godot - Hat es irgendwie mit Verantwortungsverweigerung zu tun?

Mit letzterem Begriff habe ich mir kürzlich in einer Vorstandssitzung „die Finger verbrannt“. Das will man nicht hören und sollte man wohl gar nicht mehr benennen. Vielleicht ist es ja der augenblicklichen politischen Kultur geschuldet: Was soll man da doch nicht mehr alles in hergebrachter Weise zum Ausdruck bringen! Alltagssprachlich umschrieben: „Das darf man ja nicht mehr sagen!“ Sind und waren die Deutschen nicht seit jeher Duckmäuser, von (Kirchen-)Fürsten, Kaisern, Diktatoren zu solchen erzogen? 

Ein ganz anderes Thema also und schon gar nicht konform zum benannten Thread. Das ist mir nun aber egal. Sollen andere nun hier einsteigen und das Forum aufrecht erhalten, sofern das überhaupt noch mehrheitlich erwünscht ist.

Bester Gruß! - Karl


Am 01.04.2024 um 19:15 schrieb waldemar hammel über PhilWeb <philweb@lists.philo.at>:


karl:

jou, genug gesabbelt jetzt, zumal, wie joseph anmerkt, unter hanebüchen-falschem betreff,
ich tue mich jetzt erstmal raus, wohltuend bestimmt, hatte auch selbst schon ein schlechtes gewissen,
weil, wir beiden kommen ja doch beim thema zu keiner einvernehmlichen "conclusio"

bis denne also,

wh.

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